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    Wie der Chirurg Übergewicht behandeln kann
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    Wie der Chirurg Übergewicht behandeln kann

    Übergewicht kann viele Erkrankungen auslösen bzw. verschlimmern. Dabei handelt es sich um Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Atemnot und rasche Ermüdbarkeit.



    Übergewicht und seine Folgen

    Prof. Dr. med. Hans Hauner, Ärtzlicher Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der TU München; Fachbeirat www.diabetes-deutschland.de
    Prof. Dr. med.
    Hans Hauner
    Übergewicht kann viele Erkrankungen auslösen bzw. verschlimmern. Dabei handelt es sich um Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Atemnot und rasche Ermüdbarkeit, Übergewicht kann viele Erkrankungen auslösen bzw. verschlimmern. Dabei handelt es gefährliche Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und erhöhte Blutfette sowie potenziell lebensbedrohliche Gefäßkomplikationen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
    Besonders das extreme Übergewicht mit einem BMI von 40 oder darüber führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und kann das Leben verkürzen.

    Beispielberechnung des BMI (Kg Körpergewicht / m2 ):
    Bei einem Gewicht und einer Größe von 1,84m von 140 kg ist der BMI z.B. 41,5

    Berechnung: 140 : (1,84x1,84) = 140:3,37 = 41,5

    Eine Behandlung aus kalorienbewusster Ernährung und Steigerung der körperlichen Bewegung reicht selbst bei Unterstützung durch Medikamente in diesen Fällen meist nicht mehr aus, um das Körpergewicht ausreichend zu senken.
    Es kann dann sinnvoll werden, durch operative Maßnahmen eine Gewichtsabnahme herbeizuführen. In der Regel kommt es danach zu einer drastischen Besserung des Gesundheitszustandes und der Lebensqualität.


    Verschiedene chirurgische Behandlungsansätze

    Dr. med. Melanie Stapperfend, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
    Dr. med.
    Melanie Stapperfend
    In den letzten 30 Jahren wurden in Deutschland verschiedene chirurgische Methoden zur Behandlung des extremen Übergewichts praktiziert und weiterentwickelt. Einmal sind die Verfahren zu nennen, bei denen durch eine Magenverkleinerung die Nahrungsmenge dauerhaft verringert wird.
    Zum anderen gibt es Verfahren, bei denen die Oberfläche des Darmes verkleinert und damit die Aufnahme der Nahrung gestört wird.

    a.) Verringerung der Nahrungsaufnahme durch Eingriffe am Magen

    Die Eingriffe am Magen verfolgen das Ziel, den Magen zu verkleinern, um damit die Aufnahme fester Kost einzuschränken. Da jedoch eine Kalorienaufnahme in flüssiger Form weiterhin erfolgen kann, sind auch diese Methoden nicht von selbst wirksam, sondern setzen die Mitarbeit des Betroffenen voraus.

    Die bevorzugte Methode ist heute ein Verfahren, bei dem mit minimal-invasiver Technik ein anpassbares Magenband eingesetzt wird. 



    Abb. 1: Anpassbares Magenband
    (um den Mageneingang)

    Hierbei wird unterhalb des Übergangs der Speiseröhre in den Magen ein Band um den Mageneingang gelegt, mit dem ein kleiner Vormagen (Pouch) abgeschnürt wird. Das Band ist in Wirklichkeit eine Art Schlauch und wirkt nach dem Gürtelprinzip. Durch Einbringen von Flüssigkeit über den im Unterhautgewebe liegenden Port kann der Durchlass enger, durch Abziehen der Flüssigkeit weiter gemacht werden. Der Vorteil ist also, dass der Durchlass individuell angepasst werden kann.
    Diese Methode ist wesentlich schonender als die bisherigen Operationen, bei denen ein Bauchschnitt erforderlich ist und der chirurgische Eingriff deutlich größer ist (siehe Abb. 2). Allerdings ist bisher nicht bekannt, wie gut das Magenband langfristig in Hinblick auf Komplikationen und Gewichtsabnahme abschneidet.

     



    b.) Dünndarmausschaltung

    Abbildung 2
    Abb. 2: Vertikale Gastroplastik nach
    Mason
    Die erste Dünndarmausschaltung zur Behandlung eines extrem übergewichtigen Patienten wurde bereits 1954 in Amerika durchgeführt. Im Jahre 1971 führten Ärzte der Universität Erlangen diese Methode zur Behandlung des Übergewichts in Deutschland ein.
    Obwohl mit der operativen Ausschaltung des Dünndarms (Jejunoileostomie) eine gute Gewichtsabnahme erzielt werden kann, wird diese Methode heute kaum noch angewandt. Gründe dafür sind das Auftreten chronischer Durchfälle sowie starker Blähungen und die damit verbundenen Verluste von Blutsalzen sowie von Eiweiß.

    c.) "Magenbypass"

    Beim Magenbypass wird sowohl der Magen als auch die Aufnahmefläche des Darmes verkleinert. Damit ist eine besonders gute Gewichtsabnahme möglich. Der Eingriff ist aber relativ kompliziert und aufwendig und wird heute in besonders schweren Fällen (BMI > 50) durchgeführt. 
     

    Für wen kommt die chirurgische Behandlung des Übergewichts in Frage?

    Eine chirurgische Behandlung sollte grundsätzlich nur bei sehr starkem Übergewicht (BMI mindestens 40kg/m2) erfolgen. Allerdings müssen zuvor alle anderen Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere Ernährungsumstellung und Bewegungssteigerung, für wenigstens 1 Jahr unter ärztlicher Anleitung versucht worden sein.
    Da die beschriebenen Verfahren Eingriffe in den Körper darstellen und somit mit verschiedenen Operationsrisiken (s.u.) belastet sind, muss im Einzelfall immer sehr genau geprüft werden, ob der Eingriff sinnvoll ist oder nicht.
    Obwohl alle Maßnahmen rückgängig gemacht werden können, muss man sich darüber im klaren sein, dass sie langfristig angelegt sind. Untersuchungen haben nämlich gezeigt, dass übergewichtige Menschen nach Entfernung des Magenbandes wieder mehr essen und rasch wieder dicker werden.
    Selbstverständlich muss das Operationsrisiko kalkulierbar sein, darf also nicht zu hoch sein. Wichtig ist aber auch, dass der Patient gut informiert ist und die Konsequenzen daraus (langfristige Änderung des Essverhaltens) innerlich akzeptiert. Deshalb sollte man sich ausreichend Zeit für diese Entscheidung lassen. Hilfreich kann auch ein Gespräch mit Menschen sein, die bereits eine solche Operation hinter sich haben. Bei Personen mit schwer einstellbarem Diabetes kann eine Operation bereits ab einem BMI von 35 sinnvoll sein.


    Erfolgsaussichten

    Für alle chirurgischen Eingriffe gilt, dass nur wenige Patienten nach der Operation wirklich schlank werden. Die mittlere Gewichtsabnahme liegt bei 25-40 Kg. Der BMI pendelt sich im Durchschnitt bei etwa 30 ein. Dennoch verringert sich das Risiko für Diabetes mellitus, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Schlafapnoesyndrom und viele andere Folgekrankheiten dramatisch.


    Risiken der Operation

    Wie bei jeder anderen Operation gibt es einige Risiken. Sowohl während als auch nach der Operation können folgende Komplikationen auftreten.

    • Verletzungen benachbarter Organe
    • Verletzungen des Magens
    • Stärkere Blutungen, die eine Blutübertragung nötig machen (evt. vorher Eigenblutspende)
    • Druckschäden an Nerven und Weichteilen
    • Thrombose, Lungenembolie (0,5-1%)
    • Nachblutungen, Blutergüsse
    • Infektionen der Wunde mit möglichen Abszessen und Fisteln (<5-10%)
    • Nahtbruch der Bauchwand oder Narbenbruch
    • Überschießende Narbenbildung
    • Bauchfellentzündung, Darmlähmung; u.a. bei undichter Naht
    • Durchblutungsstörungen
    • Geschwüre, Verwachsungen, Darmverschluss
    • Nervenschäden
    • Beim Magenband kann es zu Fehlplazierungen des Bandes kommen, die dann eine Nachoperation erfordern
    • In Einzelfällen wurde auch ein Durchwandern des Bandes in den Magen beobachtet.

    Bei 20 bis max. 40 % aller operierten Personen ist mit einer dieser Komplikationen zu rechnen, die aber in der Regel gut beherrschbar sind. Je erfahrener ein Adipositaschirurg ist, desto niedriger ist das Operationsrisiko.

    Nach der Operation muss das Essverhalten komplett geändert werden. Es können nur noch sehr kleine Mahlzeiten eingenommen werden, jeder Bissen muss gut gekaut werden. Werden diese Regeln missachtet, entsteht rasch Brechreiz. Auf diese Weise gelingt es aber, die Nahrungsaufnahme zu verringern. Der Lohn ist eine deutliche Gewichtsabnahme.

    Wegen der viel kleineren Essensmengen ist eine ausgewogene Zusammensetzung der Kost besonders wichtig, damit kein Nährstoffmangel entsteht. Häufig ist die Einnahme von Vitaminpräparaten sinnvoll. Der schnelle Gewichtsverlust muss aber auch seelisch verkraftet werden. Nicht selten kommt es zu Spannungen im sozialen Umfeld. Aus diesen Gründen ist eine dauerhafte Betreuung des Patienten durch seine Ärzte (Chirurg, Internist, evt. Psychologe) nach der Operation von enormer Bedeutung. Bei einem Teil der Operierten entstehen nach der Gewichtsabnahme überhängende Hautpartien (sog. Fettschürzen), die manchmal sehr entstellend sind. Nach Stabilisierung des Gewichts, also frühestens nach einem Jahr, kann dann eine weitere Operation zur Entfernung der überschüssigen Haut notwendig werden.

    Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. H. Hauner

    Kontaktadresse:

    Prof. Dr. B. Husemann, Facharzt für Chirurgie, Viszeral- und Thoraxchirurgie
    Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Dominikus-Krankenhaus Düsseldorf-Heerdt GmbH
    Postfach 29 01 51
    40549 Düsseldorf

    • Husemann B: Die chirurgische Therapie der extremen Adipositas; Dt. Ärzteblatt 1997;94:C1603-C1607
    • Patientenliteratur: Hauner D, Hauner H: Wirksame Hilfe bei Adipositas. TRIAS Verlag Stuttgart, 2001
    • Husemann B: Dokumentierte Patientenaufklärung (perimed): Gastroplastik und Magenband
     

    Aktualisiert: März 2005
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