Neufestlegung des normalen Nüchtern-Blutzuckerwertes
STRONG>Neufestlegung des normalen Nüchtern-Blutzuckerwertes (28.01.2004) Die internationale Expertenkommission der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft hatte im Jahre 1997 die Grenzwerte für die Definition eines Diabetes mellitus und die Eckwerte für eine normale Nüchternglukose, gestörte Nüchternglukose und einen gestörten Glukosetoleranztest neu festgelegt. Diese Definitionen wurden von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft übernommen und in den Leitlinien festgeschrieben (www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de).
Dabei wurde aufgrund neuer Daten die Schnittstelle zum Diabetes von einem Nüchternglukosespiegel von 140 mg/dl (7,8 mmol/l) oder größer auf 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder größer herabgesetzt. Es handelt sich hier um Plasmawerte; 126 mg/dl entspricht im Serum etwa 110 mg/dl. Die Änderung des Grenzwertes für den Nüchternblutzucker basierte auf einem rapiden Anstieg der diabetischen Retinopathie ab einem Nüchternblutzucker von 126 mg/dl. Außerdem wurde angestrebt, die Diskrepanz zwischen den Diagnosekriterien mit Nüchternblutzucker und denen mit dem 2-Stunden-Wert im oralen Glukosetoleranztest (oGTT) in Einklang zu bringen.
Seit der Festlegung der Expertenkommission im Jahre 1997 sind viele neue Daten publiziert worden, die eine Reevaluation der Diagnosekriterien notwendig gemacht haben. Insbesondere waren die alten Diagnosekriterien isoliert an den mikroangiopathischen Diabeteskomplikationen (Retinopathie) festgemacht. Es zeigte sich aber, dass das kardiovaskuläre Risiko mit der pathologischen Glukosetoleranz im oGTT und weniger mit der gestörten Nüchternglukose assoziiert ist. Des weiteren ist der HbA1c-Test international zunehmend an den Standard der Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) angeglichen worden. Leider gibt es keinen verlässlichen biologischen Marker, der alle Menschen mit Diabetes von nicht diabetischen Personen abgrenzen könnte, so dass die Definition über metabolische Werte unerlässlich ist.
Die o. g. Expertenkommission kam nun zu folgendem Ergebnis:
- Die Grenzwerte für die Diagnose eines Diabetes, dem Nüchternblutzucker (im Plasma) und dem 2-Stunden-Wert im oGTT bleiben unverändert wie bisher: Nüchternblutzucker >126 mg/dl (> 7,0 mmol/l), entsprechender Serumwert: 110 mg/dl (6,1 mmol/l), 2-Stunden-Wert > 200 mg/dl (> 11,1 mmol/l), entsprechender Serumwert 180 mg/dl.
- Der Grenzwert für eine gestörte Nüchternglukose wird aufgrund neuer Daten reduziert von 110 auf 100 mg/dl (im Plasma), so dass der Bereich für die Definition einer gestörten Nüchternglukose zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l) liegt.
Der Bereich für die gestörte Glukosetoleranz bleibt unverändert zwischen 140 und 199 mg/dl (7,8 - 11,0 mmol/l)
Der HbA1c-Wert sollte zunächst weiterhin lediglich als Monitor für die Effektivität der Blutzuckereinstellung und als Indikator für eine erforderliche Therapieänderung herangezogen werden.
Die Bedeutung des oralen Glukosetoleranztest wurde erneut diskutiert. Insbesondere wird nun der oGTT als Prädiktor für kardiovaskuläre Erkrankungen herausgestellt und es wird betont, dass es durch eine Veränderung der Progression von normaler Glukosetoleranz oder gestörter Glukosetoleranz zum Diabetes am besten möglich ist, den Erfolg von Interventionsmaßnahmen mit Lebensstilintervention und Medikamenten zu messen. Dies ist jedoch noch in Diskussion. Zumindest ist die Messung der Nüchternglukose praktikabler, billiger und weniger störanfällig als der orale Glukosetoleranztest. Die Tag-zu-Tag-Variation bei dem gleichen Individuum beträgt für den Nüchternblutzucker zwischen 6,4 und 11,4% und für den 2-Stunden-Wert im oGTT zwischen 14,3 und 16,7%.
Die Diagnose des Diabetes durch einen erhöhten Nüchternblutzucker ist also verlässlicher als die mit dem oGTT.
Kategorie |
Nüchternglukosewert im Blutplasma |
2-Stunden Glukosewert im Plasma |
Normal |
<100 mg/dl (<5,6 mmol/l) |
<140 mg/dl (<7,8 mmol/l) |
Gestörte Nüchternglukose |
100-125 mg/dl (5,6-6,9 mmol/l) |
- |
Gestörte Glukosetoleranz |
- |
140-199 mg/dl (7,8-11,0 mmol/l) |
Diabetes* |
>126 mg/dl (>7,0 mmol/l) |
>200 mg/dl (>11,1 mmol/l) |
Wenn beide Tests duchgeführt werden, die Gestörte Nüchternglukose und Glukosetoleranz sollte nur diagnostiziert werden, wenn Diabetes nicht durch den anderen Test diagnostiziert wurde. * Die Diagnose eines Diabetes muss an unterschidlichen Tagen bestätigt werden. | 1) Die Diagnose eines Diabetes muss durch eine Bestimmung an einem anderen Tag bestätigt werden. 2) Die korrelierenden Werte sind etwa wie folgt: Ein Glukosespiegel von 200 mg/dl im Plasma entspricht 180 mg/dl im Serum. 126 mg/dl im Plasma entspricht 110 mg/dl im Serum. 100 mg/dl im Plasma entspricht etwa 91 mg/dl im Serum.
Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsistitut Düsseldorf
Quelle: The Expert Commitee on the Diagnosis and Classification of Diabetes Mellitus, Follow-up Report on the Diagnosis of Diabetes Mellitus, Diabetes Care, volume 26, number 11, November 2003
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