EASD-Tagung: Diabetes und Herzschwäche
(06.10.2004) Neues von der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft vom 05. bis 09. September 2004 in München.
Seit langem ist bekannt, dass der Typ 2 Diabetes ein Risikofaktor für die Entstehung einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist. Neuere Daten sprechen dafür, dass eine Herzinsuffizienz das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus unabhängig von anderen Faktoren steigern könnte.
Sowohl Herzschwäche als auch Diabetes mellitus nehmen an Häufigkeit zu. Bei einem Diabetes mellitus kommt eine Herzschwäche gehäuft vor. Neuere Daten aus der bevölkerungsbasierten Reykjavik-Herz-Studie haben zudem gezeigt, dass eine Herzschwäche bereits bei Menschen mit gestörter Glukosetoleranz, einer Vorstufe des Diabetes mellitus, gehäuft auftritt.
Trotz einer guten Behandlung ist die Prognose für Menschen mit Herzschwäche ziemlich schlecht, selbst wenn es sich um eine milde Form handelt. In der Reykjavik-Herz-Studie war das Überleben von Studienteilnehmern, die sowohl eine Herzschwäche als auch einen Diabetes mellitus beziehungsweise eine gestörte Glukosetoleranz hatten, schlechter als bei Menschen, die nur eine Herzschwäche aufwiesen. Die Lebensdauer von Patienten mit Herzschwäche aufgrund chronischer Minderdurchblutung des Herzmuskels (ischämische Herzerkrankung) ist bei gleichzeitig bestehendem Diabetes mellitus verkürzt.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Herzschwäche:
- systolische Herzschwäche: in erster Linie charakterisiert durch eine verminderte Auswurfleistung von Blut aus dem Herzen. (Anm.d.Red.: Systole nennt man die Kontraktionsphase des Herzmuskels, in der das Herz das Blut in den Körperkreislauf auswirft)
- diastolische Herzschwäche: charakterisiert durch ein beeinträchtigte Entspannung des Herzmuskels, die die Füllung des Herzens mit Blut erschwert. (Anm.d.Red.: Diastole nennt man die Phase, in der der Herzmuskel entspannt und sich die Herzkammern mit Blut füllen)
Ungefähr 60 Prozent der Patienten mit Diabetes mellitus haben Zeichen einer diastolischen Fehlfunktion des Herzmuskels, die nicht selten bereits während des Krankheitsverlaufs sichtbar wird. Mit der üblichen Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) können bei Patienten mit Diabetes mellitus die frühen, nicht mit Beschwerden einhergehenden Anzeichen für eine Fehlfunktion des Herzmuskels nicht immer aufgedeckt werden. Eine neuere Technik, die Gewebe-Doppler-Untersuchung mittels Ultraschall (Tissue Doppler imaging) misst die systolische und diastolische Herzmuskelgeschwindigkeit. Diese nicht invasive Methode ist im Rahmen der üblichen Ultraschalluntersuchung des Herzens einfach anwendbar und erlaubt eine frühe Aufdeckung einer diastolischen Fehlfunktion des Herzmuskels.
Unter Berücksichtigung der Prognose von Patienten mit Herzschwäche und Diabetes mellitus oder Diabetes-Vorstufen könnte eine Vorsorgeuntersuchung bei diesen Patienten angebracht sein. Die Frühdiagnostik einer diastolischen Fehlfunktion des Herzmuskels kann möglicherweise den Weg für zukünftige vorbeugende Maßnahmen eröffnen, um das Fortschreiten der Herzmuskel-Fehlfunktion hinauszuzögern oder zu stoppen.
Übersetzt aus dem Englischen von Dr. med. Melanie Stapperfend, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, Deutsche Diabetes-Klinik
Quelle: Pressemitteilung der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) von Inga Thrainsdottir, Schweden, zu ihrem Vortrag "Detection, classification and epidemiology of congestive heart failure“ auf dem Symposium „Diabetes and congestive heart failure“ am 07.09.04 auf der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) vom 05. bis 09. September 2004 in München
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