Diabetes Deutschland

 

Ernährung

Ein wichtiger Grundpfeiler der Behandlung ist eine gute Ernährung. Es sollte mit Überlegung an das Essen herangegangen und die Kalorienmenge beachtet werden.

Wenn eine Insulinbehandlung erfolgt (beim Typ-1-Diabetes und in vielen Fällen von Typ-2-Diabetes) sind beim Essen ein paar mehr Regeln zu berücksichtigen. Beim Typ-1-Diabetes muss auf die Menge der Kohlenhydratzufuhr geachtet und dies mit der Dosis von Insulin abgestimmt werden. Außerdem müssen Typ-1-Diabetiker lernen, wie schnell bestimmte Kohlenhydrate den Blutzucker erhöhen (glykämischer Index). Z.B. müssen Unterzuckerungen durch schnell wirksame Kohlenhydrate wie Traubenzucker oder Fruchtsäfte bekämpft werden.

Für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die nicht mit Insulin behandelt werden, gelten die gleichen Ernährungsempfehlungen wie für alle anderen Menschen auch: Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Kost mit nicht zu vielen Kalorien, einem mäßigen Fettgehalt und ausreichend Vitaminen und Spurenelementen. Ganz wichtig: Auf kalorienreiche und fettreiche Nahrungsmittel (z.B. Pommes frites, Cola usw.) sollte möglichst verzichtet und stattdessen mehr der Nährwert der Nahrungsmittel in den Mittelpunkt gestellt werden – gefragt ist Qualität statt Menge!

Diabetiker können fast alle Lebensmittel und Speisen genießen, ohne dass dies ihrer Gesundheit schaden muss. Allerdings sollten Menschen mit einem Diabetes mehr über die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln wissen. In der Ernährungsschulung, beim Arzt und bei der Diätassistentin erhalten Diabetiker und ihre Angehörigen eine kompetente Beratung, welche Lebensmittel bevorzugt gegessen und welche Speisen und Getränke eher selten oder nur in kleinen Portionen verzehrt werden sollten. Ebenso wird über geeignete Mengen und eine günstige Verteilung der Mahlzeiten in der Ernährungsschulung aufgeklärt.

Übrigens: Spezielle Diabetiker-Lebensmittel sowie energiehaltige Zuckeraustauschstoffe werden heute nicht mehr empfohlen. Energiefreies Süßen mit Süßstoffen ist, wenn erwünscht, möglich.

Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick, wie die Mahlzeiten zusammengesetzt und in welchem Verhältnis Eiweiß und Fette enthalten sein sollten:

Eiweiß & Fett

Eiweiß: Die tägliche Eiweißaufnahme mit der Nahrung sollte etwa 10-20 Prozent der Gesamt-Kalorien betragen. Eine zu hohe Eiweißzufuhr kann sich kritisch bei einer bereits vorhandenen Nierenschädigung auswirken, besonders wenn gleichzeitig ein Bluthochdruck vorliegt und der HbA1c-Wert (= „Blutzuckerlangzeitwert“) schlecht eingestellt ist. Vor allem tierisches Eiweiß belastet die Nieren, deshalb wird zu mehr pflanzlichen Eiweißquellen in der Nahrung geraten.

Fette: Diabetiker – insbesondere Typ-2-Diabetiker – haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen. Mit der richtigen Ernährung können die Betroffenen sehr viel dafür tun, einer frühzeitigen Gefäßschädigung mit Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen. Hierbei spielt eine entscheidende Rolle, wie viel und vor allem welche Fette mit der Nahrung in den Körper gelangen. Die Aufnahme von gesättigten Fetten und so genannten Transfetten sollte auf weniger als 10 Prozent der täglichen Kalorienaufnahme beschränkt werden. Besonders viele solcher ungünstigen Fette enthalten zum Beispiel fettes Fleisch, Wurst und Käse, Sahne, Speck, Schokolade, Pralinen, creme- und schokoladengefülltes Gebäck sowie zahlreiche fettreiche Fertignahrungsmittel. Produkte, in denen gehärtete Fette bzw. gehärtete Öle enthalten sind (es lohnt sich, die Zutatenliste auf den Lebensmittelverpackungen zu lesen!), sollten nur selten bzw. in sehr kleinen Mengen verzehrt werden. Viele Öle, wie zum Beispiel Rapsöl, Olivenöl, Erdnussöl, Haselnussöl etc., haben einen hohen Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren, die ohne gesundheitlichen Nachteil großzügiger (maximal 20 Prozent der Gesamt-Kalorien) genutzt werden können.

Zucker

Der Zuckergehalt in Süßigkeiten ist für die Stoffwechseleinstellung des Diabetikers oft das viel geringere Problem als der meist gleichzeitig enthaltene hohe ungünstige Fettanteil. Wer sich als Diabetiker ansonsten gesund ernährt, kann sich ab und zu durchaus „süße Extras“ erlauben. Zu viel davon macht sich allerdings rasch unangenehm bemerkbar durch Gewichtszunahme, Verschlechterung der Blutfette und der Blutzuckerwerte. Die Aufnahme von Zucker sollte 10 Prozent der täglichen Kalorienaufnahme nicht überschreiten. Das entspricht zirka 30 bis 50 Gramm pro Tag. Hierbei ist zu beachten, dass Zucker in fast allen Lebensmitteln enthalten ist – dies gilt auch für „natürliche“ Nahrungsmittel wie Früchte oder Obst. Viele Lebensmittel, die nicht der Rubrik „Süßigkeiten“ zugeordnet werden, können trotzdem große Mengen Zucker enthalten (Alkohol, Ketchup etc.)

Glykämischer Index

Der Glykämische Index ist ein Maß für die Blutzuckerwirksamkeit von Nahrungsmitteln. Trotz gleicher Kohlenhydratmenge steigt der Blutzucker bei verschiedenen Nahrungsmitteln unterschiedlich schnell bzw. langsam an (Kohlenhydrate = Zuckerbausteine, die miteinander verknüpft sind). Je nachdem, welche Kohlenhydrate enthalten sind, wirkt sich die aufgenommene Nahrung unterschiedlich auf die Blutzuckerhöhe aus. So führt z. B. Traubenzucker zu einem sehr schnellen Blutzuckeranstieg (hoher Glykämischer Index), während ballaststoffreiche Nahrungsmittel den Blutzucker nur langsam erhöhen (niedriger Glykämischer Index). Zu den Lebensmitteln mit niedrigem Glykämischen Index zählen Ganzkornprodukte, Teigwaren aus Hartweizen (Pasta), Hülsenfrüchte, einige Gemüse, Früchte und Milchprodukte. Haushaltszucker und Honig gehören in die Gruppe der Nahrungsmittel mit mittlerem Glykämischen Index, während z. B. Weißbrot, Kartoffelbrei und Minutenreis einen hohen – und damit weniger günstigen – Glykämischen Index aufweisen.

Vitamine und Mineralien

Vitamine und Spurenelemente sind wichtige Mikronährstoffe, die beim Schutz vor oxidativem Stress eine wichtige Rolle spielen. Oxidativer Stress kann die Zellen schädigen und trägt zur vorzeitigen Arteriosklerose der Blutgefäße bei. Der Körper verfügt über verschiedene Schutzmechanismen, die oxidativem Stress entgegenwirken können. Mikronährstoffe unterstützen den Körper dabei: Bestimmte antioxidativ wirksame Substanzen wie z. B. die Vitamine A, C und E können schädliche freie Sauerstoffradikale abfangen und damit die Gefäße schützen.

Auch der tägliche Verzehr von Folaten, die zur Gruppe der B-Vitamine gehören, ist wichtig. Ein Folat-Mangel führt zu einem Anstieg des unerwünschten Stoffwechselprodukts Homocystein. Letzteres wird mit einer Erhöhung des Herzkreislaufrisikos in Verbindung gebracht. Gute Nahrungsquellen für Folate sind grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreideprodukte und Obst.

Bei unzureichender Stoffwechseleinstellung oder während der Schwangerschaft können Diabetiker einen Magnesiummangel entwickeln. Hier ist es wichtig, gute Nahrungslieferanten für Magnesium zu kennen. Diese sind Vollkorn-Getreideprodukte, Milch und Milchprodukte, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, viele Gemüsesorten sowie Beerenobst, Orangen und Bananen.

Alkohol

Früher war Alkohol für Diabetiker auf Grund des Kohlenhydratgehaltes tabu. Heutzutage ist man der Auffassung, dass alkoholische Getränke auch bei Vorliegen einer Diabeteserkrankung getrunken werden dürfen, allerdings in Maßen: Eine Tagesmenge von 15 Gramm Alkohol bei Frauen und 30 Gramm bei Männern (dies entspricht z. B. ¼ Liter Wein oder gut ¾ Liter Bier) sollte nicht überschritten werden. Zu beachten ist, dass Alkohol viele Kalorien enthält. Obwohl der Blutzucker zunächst ansteigt, erhöht Alkohol im weiteren Verlauf außerdem die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie): Alkohol blockiert die Arbeit der Leber – diese kann im Nüchternzustand (z.B. in der Nacht) keinen Zucker bilden und in das Blut abgeben, da die Leber in erster Linie damit beschäftigt ist, den Alkohol zu entgiften. Die Gefahr einer Hypoglykämie besteht noch ca. zwölf bis 24 Stunden nach der Alkoholaufnahme.


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