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Schwerpunkt: Endokrinologie / Diabetologie
Diabetes mellitus Typ 1
Definition
Der Diabetes mellitus Typ 1 (Typ 1 Diabetes) ist eine immunvermittelte Erkrankung, die sich durch eine Zerstörung der Insulin-sezernierenden Zellen des Pankreas (Beta-Zellen) und einen absoluten Insulinmangel auszeichnet. Daher müssen Patienten mit Typ 1 Diabetes von Anfang an mit Insulin behandelt werden.
Pathogenese
Beim Diabetes mellitus Typ 1 führen zelluläre Immunreaktionen gegen die körpereigenen Beta-Zellen zu einer Zerstörung der Insulin-sezernierenden Zellen. Im Vorstadium der Erkrankung können Inselzell-spezifische Autoantikörper im Serum der Betroffenen nachgewiesen werden.
Die wichtigsten dieser Autoantikörper sind:
1. Autoantikörper gegen Glutamat-Decarboxylase (GAD-Antikörper)
2. Antikörper gegen die Tyrosinkinase IA2 (IA2-Antikörper)
3. Zytoplasmatische Inselzell-Antikörper, nachgewiesen mit dem Immunfluoreszenztest (ICA)
4. Insulin-Autoantikörper (IAA)
Epidemiologie des Diabetes mellitus Typ 1
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) des Typ 1 Diabetes beträgt in Mitteleuropa etwa 0,3%. Die Inzidenz (Neuerkrankungsrate) liegt in Deutschland bei 15 Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. In Skandinavien liegt die Inzidenz bei über 30. Die höchste Erkrankungsrate findet sich zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr. Fälle von Typ 1 Diabetes können aber auch im höheren Erwachsenenalter erstmals manifest werden. Daher ist die Bezeichnung Jugenddiabetes nicht adäquat.
Symptomatik / Beschwerden
Typischerweise treten die Symptome beim Diabetes mellitus Typ 1 rasch auf und äußern sich in Form von vermehrtem Durst, starkem Wasserlassen, Müdigkeit, allgemeiner Schwäche und starker Gewichtsabnahme meist innerhalb weniger Wochen. Bedingt durch die Polyurie (krankhaft erhöhte Urinausscheidung) und Exsikkose (Austrocknung des Körpers) treten Sehstörungen und bisweilen Muskelkrämpfe auf. Die Manifestation kann durch Erkrankungen wie z. B. Infekte beschleunigt werden, bei denen der Insulinbedarf erhöht ist. In kritischen Fällen können Übelkeit, Erbrechen und abdominelle Schmerzen auftreten, die auf eine Ketoazidose hinweisen, also auf eine akute Komplikation in Folge einer Übersäuerung des Blutes. Typisch ist dann eine Hyperventilation (krankhaft vertiefte Atmung) und ein Acetongeruch in der Atemluft. Im Urin und im Blut können Ketonkörper nachgewiesen werden. Schwerste Komplikation ist das Koma (Coma diabeticum).
Diagnosestellung
Typisches Merkmal des Diabetes mellitus Typ 1 ist die Hyperglykämie (hoher Blutzuckerspiegel), unbehandelt meist verbunden mit einer Ketoazidose. Die Spiegel von Insulin und C-Peptid im Serum sind niedrig und durch die Verabreichung von Glukagon oder anderer Insulin-Sekretagoga nicht oder kaum stimulierbar. Es lassen sich spezifische Autoantikörper im Blut nachweisen (siehe oben).
Therapie
Der Diabetes mellitus Typ 1 (Typ 1 Diabetes) muss obligat mit Insulin behandelt werden. Goldstandard ist eine intensivierte Insulintherapie mit Verabreichung von mittellang oder lang wirksamem Insulin zur Abdeckung des Basisbedarfs, sowie von kurzwirksamem Insulin zur Abdeckung des Insulinbedarfs zu den Hauptmahlzeiten. Eine ausgiebige Schulung der Patienten, insbesondere auch zur Ernährung, Berechnung der Kohlenhydrate in der Kost, zur Blutzucker-Selbstmessung und zur Selbstanpassung der Insulindosis ist unbedingt erforderlich.
Autor: Professor Dr. med. W.A. Scherbaum
Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie
des Universitätsklinikums Düsseldorf
Quelle: www.typ-1-diabetes.info