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Neue Klasse von oralen Antidiabetika beim Typ-2-Diabetes in Sicht

05.02.2014 Die therapeutische Herausforderung bei der Blutzuckereinstellung beim Diabetes besteht darin, den Blutzuckerspiegel zu senken, ohne eine Unterzuckerung zu riskieren. Bisher gelingt dies nur mit GLP-1 – basierten Therapien. Das könnte sich bald ändern.

Bereits im Jahre 2007 war ein neuer Rezeptor (EphA-ephrin A) auf den Betazellen des Pankreas nachgewiesen worden, dessen Signal für die Kommunikation der Betazellen untereinander und für die Insulinsekretion eine Rolle spielt, aber in der Wissenschaftsszene zunächst nicht viel Beachtung fand.

In einer kürzlich publizierten Studie hat die Gruppe von Prof. Ekkehard Lammers vom Institut für Molekulare Physiologie der Universität Düsseldorf gezeigt, dass diese Eph-Rezeptoren die Insulinsekretion in Abhängigkeit vom Glukosespiegel regeln: die Insulinsekretion wird durch erhöhte Glukosespiegel angeregt und bei tiefen Glucosespiegel abgeschaltet.

Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass die Insulinsekretion mit dem Eph-Rezeptor Tyrosinkinase (RTK)-Hemmer Imatinib-Mesylat, einem kleinen Molekül, glukoseabhängig stimuliert werden kann. Imatinib-Mesylat wurde an Pankreasinseln von Mäusen und an menschlichen Inseln mit Erfolg getestet und es verbessert die Glukosetoleranz bei Mäusen.

Die Stimulation der Insulinsekretion durch Imatinib-Mesylat ist nach den Daten der Studie additiv zur Stimulation durch GLP-1, das bereits zur Behandlung des Typ-2-Diabetes weltweit verwendet wird.

Kommentar: Die hier beschriebene Studie zeigt natürlich erst das sogenannte Proof-of-Principle, d.h. dass es funktioniert. Hierbei handelt es sich aber um ein ganz neues Wirkprinzip, das mit hoher Wahrscheinlichkeit in nicht allzu ferner Zukunft als Therapeutikum bei Menschen mit Typ-2-Diabetes Eingang finden wird. Eine entsprechende klinische Phase 2 – Studie ist bereits im Gang.

Besonders interessant ist der Befund, dass die Stimulation der Insulinsekretion mit dem neuen Signalweg unabhängig vom GLP-1 Signalweg ist und additiv wirkt, und dass das neue Wirkprinzip mit höchster Wahrscheinlichkeit ebenso wie GLP-1 keine Hypoglykämien verursacht.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: R. Jain et al.: Pharmacological inhibition of Eph receptors enhances glucose-stimulated insiúlin secretion from mouse and human pancreatic islets. Diabetologia 2013; 56:1350-1355.
 

Siehe auch:

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