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Magenbypass oder Schlauchmagen-OP bei schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes

11.06.2014 Einige kurz angelegte randomisierte Studien haben eine deutliche Verbesserung des Typ-2-Diabetes durch einen Magenbypass oder eine Schlauchmagenoperation gezeigt. Lässt sich dies auch nach 3 Jahren belegen?

In einer prospektiven Studie der Cleveland-Klinik in Ohio (USA) wurden 150 fettsüchtige Patienten mit schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes entweder einer alleinigen medizinischen Behandlung oder einer zusätzlichen bariatrischen Operation (Roux-en-Y Magenbypass oder Schlauchmagenoperation) unterzogen. Das Alter der Patienten betrug zu Beginn im Mittel 48 Jahre, Body-Mass-Index (BMI) 36kg/qm, 68% waren Frauen. Das Ziel war einen HbA1c-Wert von 6,0% oder darunter zu erreichen.

Das Ergebnis nach drei Jahren war eindeutig zu Gunsten der Operationen: nur 5% der konservativ Behandelten, jedoch  38% der Patienten mit Magenbypass und 24% der Patienten mit Schlauchmagen erreichten das HbA1c-Ziel von 6,0%. Bei keinem Patienten waren schwere akute oder spät auftretende OP-Komplikationen zu verzeichnen und die operierten Patienten gaben auch eine Verbesserung der Lebensqualität an.

Kommentar: Das Ergebnis dieser Studie spricht eindeutig für eine operative Behandlung der Adipositas, die bei einem Viertel bis einem Drittel der Patienten zur Beseitigung des Diabetes führt, die über mindestens 3 Jahre anhält. In den Händen erfahrener Adipositas-Chirurgen ist die Komplikationsrate dieser Eingriffe offenbar sehr gering. Offene Studien haben gezeigt, dass der positive Effekt der Adipositas-Chirurgie auf den Diabetes und das Körpergewicht noch sehr viel länger anhält.

Allerdings ist ernsthaft zu hinterfragen, ob das Erreichen eines HbA1c-Wertes von 6,0% ein sinnvoller Endpunkt einer solchen Studie darstellt, zumal sich ja durch eine Reihe von kontrollierten Studien gezeigt hat, dass ein solches Studienziel auch bei konservativer Diabetesbehandlung nicht zu rechtfertigen ist. Auch sollte selbst bei den relativ geringen Risiken des operativen Eingriffs gefragt werden, welchen Patienten auch aus gesundheitsökonomischen Überlegungen heraus eine solche bariatrische Operation zugestanden werden kann.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: Schauer PR et al.: Bariatric surgery versus intensive medical therapy for diabetes – 3-year outcomes. N Engl J Med 2014; 370:2002-2013.


 

Siehe auch:

Adipositas-Chirurgie beseitigt Diabetes auch bei leichter Fettsucht
Eine extrem kalorien-arme Kost führt zu einer raschen Verbesserung der Insulin-Sekretion

 


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