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Aspirin-Therapie als Vorbeugemaßnahme gegen kardiovaskuläre Ereignisse nicht zu empfehlen

20.05.2015 Allgemein wird bei Patienten mit oder ohne Diabetes die Gabe von Aspirin nach stattgehabtem Herzinfarkt oder Schlaganfall empfohlen. Eine japanische Studie zeigt nun, dass eine vorsorgliche Aspirin-Therapie für die Primärprävention, also für Patienten ohne vorausgegangenen Herzinfarkt und Schlaganfall, nicht vorteilhaft ist.

In die kürzlich publizierte Studie waren 14.658 Patienten eingeschlossen, die mindestens 60 Jahre alt waren und zusätzlich ein Diabetes mellitus (33,9%), eine arterielle Hypertonie (84,9%) oder eine Dyslipoproteinämie (72%) aufwiesen. Das mittlere Alter betrug 70,5 Jahre, 42% waren männlich und der BMI lag bei 24,2 kg/m2. Die Studie wurde nach 5 Jahren vorzeitig beendet, weil zu diesem Zeitpunkt erst knapp die Hälfte der vorhergesagten kardiovaskulären Ereignisse eingetreten waren.

Ergebnisse: Zwischen den Therapiegruppen gab es keinen Unterschied hinsichtlich der primären komplexen Endpunkte (kardiovaskulär bedingt Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall). Patienten mit Diabetes mellitus hatten zwar ein höheres kardiovaskuläres Risiko als solche ohne Diabetes, jedoch war auch in dieser Gruppe kein größerer Nutzen der Aspirin-Therapie nachweisbar. In der Gesamtgruppe wurde durch die Gabe von Aspirin die Häufigkeit der nicht-tödlichen Herzinfarkte und auch einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) geringfügig reduziert, sie bewirkte jedoch gleichzeitig eine hoch-signifikante Zunahme von extrakraniellen Blutungen.

Kommentar: Nutzen und Risiko halten sich bei der Gabe von Aspirin bei Patienten ohne vorausgegangenen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowohl bei Menschen mit Diabetes als auch bei Nichtdiabetikern die Waage. Daher kann die Aspirin-Therapie bei solchen Patienten nicht empfohlen werden.

Es ist erfreulich zu sehen, dass innerhalb der Studie nur etwa die Hälfte der zuvor berechneten schweren kardiovaskulären Ereignisse eingetreten ist. Solche Berechnungen wurden aus den Daten vorausgegangener Studien erstellt. Das seltenere Auftreten von Komplikationen ist nur so zu erklären, dass sich die Prognose bei Patienten mit Diabetes, Hypertonie und Fettstoffwechselstörungen durch die modernen Therapiemaßnahmen innerhalb der letzten Jahre erheblich verbessert hat.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

 

Quelle: Y. lkeda et al.: Low-dose aspirin for primary prevention of cardiovascular events in Japanese patients 60 years or older with atherosclerotic risk factors : a randomized clinical trial. JAMA 2014; 312:2510-2520.


 

Siehe auch:

Aspirin zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall bei Diabetes?
Aspirin-Therapie bei Diabetes umstritten

 


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