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    Selektive Insulinhemmung im Tierversuch erhöht Lebensdauer
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    Selektive Insulinhemmung im Tierversuch erhöht Lebensdauer

    (17.09.2007) Aus tierexperimentellen Studien ist bereits bekannt, dass Insulin einen Einfluss auf die Lebensdauer hat. So leben Fadenwürmer und Taufliegen bei geblockter Insulinwirkung deutlich länger. Bei Säugetieren dagegen ist eine vollständige Blockade der Insulinwirkung mit dem Leben nicht vereinbar.

    Forscher von der Harvard Medical School in Boston haben nun untersucht, ob eine selektive Reduktion der Insulinwirkung im Gehirn einen Einfluss auf die Lebensdauer von Mäusen hat. Durch genetische Manipulation wurden die Proteinrezeptorproteine im Gehirn von Mäusen zu 50 % bzw. 90 % blockiert. Insulin entfaltet seine Wirkung durch Bindung an Zellproteine, die die Insulinsignale in die Zellen übertragen. Die Mäuse mit blockierten Insulinrezeptoren im Gehirn lebten fast ein halbes Jahr länger, was einer Zunahme der Lebensspanne von 14 % (50 %ige Blockade) bzw. 18 % (90 %ige Blockade) gleich kommt.

    Dieses Ergebnis war besonders deshalb überraschend, da diese Mäuse gleichzeitig übergewichtig waren und höhere Blutinsulinspiegel hatten, was eigentlich mit einer erniedrigten Lebenserwartung einhergeht. Die genetisch manipulierten Mäuse waren im höheren Lebensalter auch aktiver und hatten höhere Messwerte an antioxidativen Enzymen, die die Körperzellen vor oxidativem Stress schützen. Eine derartige Verlängerung der Lebensspanne ist natürlich auf den ersten Blick beeindruckend. Es darf allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass mit einer 90 %igen Blockade der Insulinwirkung ein völliger Verlust der Fruchtbarkeit und ein 30 % erniedrigtes Gehirngewicht einher gingen.

    Die Wissenschaftler von der Harvard Medical School stellten die Vermutung auf, dass ein Medikament, das selektiv die Wirkung von Insulin auf das Gehirn hemmen würde, die Folgen eines ungesunden Lebensstils ausgleichen könnte. Davon ist die Forschung allerdings noch weit entfernt – und es ist wohl angesichts der signifikanten Nebenwirkungen auch nicht erstrebenswert. Morris White, einer der an der Studie beteiligten Wissenschaftler, zieht deshalb die Schlussfolgerung: „Die einfachste Weise, die Insulinwirkung im Gehirn niedrig zu halten, sind die alten Bekannten Diät und Bewegung.“ Und er fügt hinzu: „Insulin in hohen Dosen sollte nur eine kurzzeitige Lösung für Insulinresistenz sein, da es langfristig auch zu Schaden im Gehirn führen könnte. Bessere Behandlungsstrategien sollten darauf konzentriert sein, die Sensitvität der Körperzellen für niedrige Insulinkonzentrationen zu erhöhen.“

    In tierexperimentellen Studien wurde gezeigt, dass durch eine selektive Hemmung der Insulinwirkung im Gehirn ein lebensverlängernder Effekt erzielt werden kann. Dieser Zugewinn an Lebenszeit wurde allerdingst durch einen Verlust der Fruchtbarkeit und ein vermindertes Gehirnwachstum erkauft.

    Dr. med. Heinz Nagel, freier Mitarbeiter von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung


    Quelle: Taguchi A, Wartschow LM, White MF. Brain IRS2 Signaling Coordinates Life Span and Nutrient Homeostasis. Science 2007; 317:369-372

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