Die diabetische Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, die infolge eines Diabetes mellitus auftritt. Sie kann sowohl den willentlich gesteuerten Teil des peripheren Nervensystems (somatisches Nervensystem) als auch das autonome Nervensystem (z. B. Regulation von Atmung, Herzfrequenz, Darmbewegungen) betreffen.
Die Polyneuropathie ist mehr als die Erkrankung vieler einzelner Nerven; Sie ist eine Erkrankung, die das periphere Nervensystem im Ganzen als Organ befällt. Sie betrifft nur periphere Nerven, d.h. alle Nerven außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks, können geschädigt werden (sensomotorische Polyneuropathie). Sowohl der Tastsinn (Sensibilität) an den entsprechenden Hautpartien, als auch die Bewegungsfähigkeit (Motorik) der entsprechenden Muskeln können durch die Schädigung des versorgenden Nerven beeinträchtigt werden. In der Regel sind ganze Körperpartien (Beine, Rumpf, innere Organe) gleichzeitig betroffen. Bei der selteneren autonomen diabetische Neuropathie sind die Nerven der inneren Organe (autonomes oder vegetatives Nervensystem) geschädigt. Die Regulation der Herzfrequenz und der Magen-Darmbewegungen (Peristaltik) werden am häufigsten gestört.
Eher selten tritt die diabetische Schädigung nur einzelner Nerven in Erscheinung. Die Schädigung einzelner Hirnnerven z.B. kommt ganz überwiegend bei älteren Diabetikern vor. Zumeist sind die Augenmuskeln (Nervus Occulomotorius oder N. Abducens) betroffen. Lähmungen der mimischen Muskulatur (Versorgungsgebiet des Gesichtsnerven (N. Facialis) kommen sehr selten im Rahmen eines Diabetes mellitus vor. Schmerzen und Sensibilitätsstörungen an der Bauchwand sind klinische Anzeichen für die seltene Mononeuropathie von Rumpfnerven (Radikulopathie). Die diabetische Neuropathie spielt außerdem eine wichtige Rolle in der Entstehung des Diabetischen Fußsyndroms.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Dieser Beitrag wurde inhaltlich zuletzt im August 2001 aktualisiert