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    Dicke Kinder: Experten weltweit schlagen Alarm
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    Dicke Kinder: Experten weltweit schlagen Alarm

    (22.04.2005) Übergewicht im Kindes- und Jugendalter ist vor allem in den Industrienationen ein explosionsartig wachsendes Problem. Laut aktuellen Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind weltweit mehr als 22 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig oder sogar adipös (stark übergewichtig). Es wird geschätzt, dass insgesamt zehn Prozent aller Kinder im schulpflichtigen Alter (d. h. etwa zwischen 5 und 17 Jahren) deutlich zu viele Pfunde auf die Waage bringen, Tendenz steigend.

    Kind mit dem Kuchen
    Übergewichtige Kinder sind
    gefährdet, eine Typ 2 Diabe-
    teserkrankung zu entwickeln

    Allein in den USA ist der Anteil übergewichtiger Kinder und Jugendlicher (Alter zwischen 6 und 18 Jahre) von zirka 15 Prozent in den 1970er Jahren auf mehr als 25 Prozent in den 1990er Jahren angestiegen (Quelle: Pressemitteilung der WHO, November 2004, www.who.int). Auch die europäischen Industrienationen eifern diesem bedrohlichen Trend „erfolgreich“ nach.

    Übergewichtige Kinder und Jugendliche sind gefährdet, eine Typ 2 Diabeteserkrankung zu entwickeln und bereits in sehr jungen Jahren erhebliche Schäden an Gefäßen und Herz davonzutragen. Dies kann bereits im jüngeren Erwachsenenalter fatale Konsequenzen haben wie zum Beispiel das Erleiden eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Auch die Rate an bösartigen Krebserkrankungen ist bei langjährigem Übergewicht deutlich erhöht. „Harmlosere“ Störungen, die bei übergewichtigen Kindern gehäuft beobachtet werden, sind zum Beispiel Atemwegserkrankungen, Schlafprobleme und Depressionen.

    Die Veränderung unserer Lebensgewohnheiten in den letzten Jahrzehnten haben deutliche Spuren hinterlassen: Bewegungsarmut und eine immer weniger an unsere eigentlichen Körperbedürfnisse angepasste Ernährung (zu viele Kalorien, zu viel Fett, zu wenig Nährstoffe) haben dazu geführt, dass bereits sehr junge Menschen oft schon ziemlich „alte“ Gefäße und Herzen haben. In der Bogalusa Herz-Studie zum Beispiel wurden 467 Personen von ihrer Kindheit an bis ins jüngere Erwachsenenalter beobachtet – im Durchschnitt über mehr als 21 Jahre. Ultraschalluntersuchungen des Herzens zeigten bei den 20- bis 38-Jährigen, dass Personen mit starkem Übergewicht in der Kindheit überdurchschnittlich oft bereits im jungen Erwachsenenalter eine krankhafte Herzmuskelverdickung der linken Herzkammer aufwiesen (so genannte linksventrikuläre Hypertrophie) (Li et al. 2004). Wissenschaftler von der Universität Herdecke haben den umgekehrten Weg gewählt und gezeigt, dass übergewichtige Kinder einer frühzeitigen Schädigung von Herz und Gefäßen nicht „schicksalhaft“ ausgeliefert sind: Bereits geringe Veränderungen beim Lebensstil mit Umstellung der Ernährung und mehr körperlicher Aktivität konnten bei 130 übergewichtigen Kindern im Alter von 4 bis 15 Jahren Blutdruck, Fettwerte und Insulinempfindlichkeit der Zellen deutlich verbessern (eine herabgesetzte Insulinempfindlichkeit – die so genannte Insulinresistenz – spielt eine wesentliche Rolle bei Typ 2 Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen) (Reinehr 2004).

    Tatsächlich ist in den meisten Fällen eine Änderung des Lebensstils ausreichend, um das hohe gesundheitliche Risiko wieder in den Griff zu bekommen. Der Weg ist jedoch steinig. Es kommt darauf an, dass die ganze Familie mitzieht – und natürlich, dass die Eltern als Vorbilder einen „gesünderen“ Lebensstil vorleben: Wissenschaftler von der Stanford University School of Medicine, USA, konnten nämlich zeigen, dass Kinder von übergewichtigen Eltern mit Abstand das höchste Risiko haben, selber übergewichtig zu werden und einen Diabetes zu entwickeln (Agras 2004).


    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung

    Quellen:
    Li X, Li S, Ulusoy et al.: Childhood adiposity as a predictor of cardiac mass in adulthood: the Bogalusa Heart Study. Circulation 2004; 110: 3488-3492
    Reinehr T, Andler W: Changes in the atherogenic risk factor profile according to degree of weight loss. Arch Dis Child 2004; 89: 419-422
    Agras WS, Hammer LD, McNicholas F et al.: Risk factors for childhood overweight : a prospective study from birth to 9.5 years. J Pediatr 2004; 145: 20-25

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