Stark Übergewichtige haben mehr Unfälle im Alltag
(10.02.2006) Wer kennt das nicht: Ungünstig am Treppenabsatz auftreten, mehrere Stufen herunterrutschen und schließlich unglücklich stürzen, auf frisch gewischtem Fußboden ausgleiten, beim Gehen über eine Unebenheit mit dem Fuß umknicken. Die Beispiele für Alltagsunfälle sind zahlreich; mit zum Teil sehr schmerzhaften und nachhaltigen gesundheitlichen Folgen. Wissenschaftler sind jetzt der Frage nachgegangen, ob und in welchem Ausmaß das individuelle Körpergewicht einen Einfluss auf das Verletzungsrisiko im Alltag hat.
Verglichen mit Normalgewichtigen ist bei starkem Übergewicht das Risiko für Alltagsunfälle doppelt so hoch
Die Arbeitsgruppe um Huiyun Xiang vom Zentrum für Unfallforschung der Ohio State University, USA, untersuchte 2.575 Erwachsene und bestimmten bei jedem Teilnehmer den sogenannten Body Mass Index (BMI bzw. Körpermassenindex). Der BMI* beschreibt das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße und wird herangezogen für die Beurteilung von
- Übergewicht (BMI > 25; starkes Übergewicht: BMI > 30; sehr starkes Übergewicht: BMI > 35),
- Normalgewicht (BMI zwischen 18,5 und 25) und
- Untergewicht (BMI < 18,5).
* [BMI = Körpergewicht in kg : (Körperlänge in m)2]
In der sich anschließenden einjährigen Beobachtungsphase dokumentierten die Männer und Frauen alle Unfälle bzw. Verletzungen. Anschließend verglichen die Wissenschaftler, wie viel Prozent der Übergewichtigen, Normalgewichtigen und Untergewichtigen Alltagsunfälle erlitten hatten. Insgesamt berichteten 370 Teilnehmer über ein oder mehrere solcher Ereignisse. Dabei zeigte sich vor allem in der Gruppe der Frauen eine nahezu lineare Beziehung zwischen Gewicht und Verletzungsrisiko: Je höher der BMI-Wert lag, umso wahrscheinlicher waren Verletzungen im Alltag.
Bei den sehr stark Übergewichtigen gaben 26 Prozent der Männer und knapp 22 der Frauen an, dass sich innerhalb des Beobachtungsjahres mindestens ein Alltagsunfall ereignet hatte. Untergewichtige Personen waren mit nur 7 Prozent deutlich seltener von entsprechenden Verletzungen betroffen. Verglichen mit der Gruppe der normalgewichtigen Personen war das Unfallrisiko bei einem BMI von 35 oder höher etwa doppelt so hoch. Dieses Ergebnis berücksichtigt bereits andere mögliche Einflussfaktoren wie Geschlecht, Ausbildung, Familienstand, finanzieller Status und Wohnort.
Wer Normalgewicht anstrebt, profitiert in vielerlei Hinsicht – zum Beispiel auch von einem geringeren Unfall- und Verletzungsrisiko im Alltag.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Xiang H, Smith GA, Wilkins JR et al. Obesity and risk of nonfatal unintentional injuries. Am J Prev Med 2005; 29: 41-45
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