Metabolisches Syndrom fördert Herzschwäche
(03.07.2006) Auf der diesjährigen Jahrestagung der American Diabetes Association wurden die aktuellen Daten zur weltweiten Diabetes-Häufigkeit vorgestellt: Nach Schätzungen der International Diabetes Federation (IDF) leiden zur Zeit etwa 230 Millionen Menschen an der gefährlichen Stoffwechselkrankheit. Damit ist die Zahl der Erkrankungen in den letzten zwanzig Jahren um mehr als das Siebenfache angestiegen. Bis zum Jahr 2025 wird mit einer weiteren Erhöhung auf bis zu 350 Millionen Betroffene gerechnet.
Das Vorstadium des Typ 2 Diabetes – die mit ca. 90 Prozent weitaus häufigste Diabetesform – ist das sogenannte metabolische Syndrom. Damit werden verschiedene Gesundheitsstörungen zusammengefasst, die oft gemeinsam auftreten und mit einem erhöhten Diabetes- und Herz-Kreislaufrisiko einhergehen. Ein metabolisches Syndrom liegt vor, wenn mindestens drei von fünf häufigen Merkmalen zutreffen:
- erhöhter Bauchumfang
- erhöhte Triglyzeride
- erniedrigtes HDL-Cholesterin
- erhöhter Blutdruck
- erhöhter Nüchternblutzucker.
Es ist bekannt, dass das metabolische Syndrom die frühzeitige Arteriosklerose (Arterienverkalkung) fördert, auf deren Grundlage später ein Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten kann. Wissenschaftler von der Universität Uppsala in Schweden sind der Frage nachgegangen, ob das metabolische Syndrom zusätzlich auch direkte Wirkungen auf das Herz hat und zum Beispiel eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Herzversagen fördert. Die nachlassende Funktion des Herzens ist vor allem bei Menschen mit einem Typ 2 Diabetes ein häufiges medizinisches Problem.
Das Team um Erik Ingelsson beobachtete 2.314 Männer über insgesamt zwei Jahrzehnte. Zu Beginn der Untersuchung waren die Teilnehmer fünfzig Jahre alt und hinsichtlich Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Herzklappenfehlern zunächst gesund. Bei allen Männern wurde geprüft, ob ein metabolisches Syndrom vorliegt (in dieser Studie wurde der Bauchumfang durch den Body Mass Index bzw. BMI ersetzt). Während der folgenden 20-jährigen Beobachtungszeit dokumentierten die Wissenschaftler alle ersten Klinikaufnahmen wegen einer Herzinsuffizienz.
Das Ergebnis:
Diejenigen, die zu Beginn der Studie ein metabolisches Syndrom aufwiesen, hatten ein um 66 Prozent höheres Risiko für eine spätere Krankenhauseinweisung wegen Herzinsuffizienz. Bei diesem Ergebnis waren andere Risikofaktoren, die eine Herzschwäche ebenfalls fördern können, bereits „herausgerechnet“. Ingelsson und sein Team schließen daraus, dass das metabolische Syndrom eine eigenständige Wirkung auf das Herz und den Herzmuskel hat, zusätzlich zu seiner bekannten Arteriosklerose-fördernden Wirkung.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Ingelsson E , Arnlov J, Lind L et al. The metabolic syndrome and risk for heart failure in middle-aged men. Heart, May 2006; doi:10.1136/hrt.2006.089011 |