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    Macht Fasten bei Diabetes Sinn?
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    Macht Fasten bei Diabetes Sinn?

    Abnehmen. Jetzt versuche ich es mit Gewalt, denkt sich manch einer und verzichtet ganz aufs Essen, um überflüssige Pfunde loszuwerden. Bei Diabetes kann das die Therapie aber erheblich durcheinander bringen.


    Fasten ist der freiwillige Verzicht auf Nahrung über einen begrenzten Zeitraum. Fasten im ursprünglichen Sinne hat einen religiösen Hintergrund. Die Fastenzeit soll Gelegenheit zur Reinigung des Körpers und der Seele bieten und zur Vorbereitung auf religiöse Feste wie Ostern dienen, indem bei der Nahrungsaufnahme Verzicht geübt wird. Die religiösen Beweggründe für das Fasten sind heute für viele Menschen in den Hintergrund getreten und werden kaum noch praktiziert. Dafür wird vor allem der medizinische Aspekt des Fastens zur Behandlung von starkem Übergewicht und anderen, durch die Ernährung mitbedingten Erkrankungen genutzt. Grundsätzlich können auch Diabetiker fasten, sofern keine zusätzlichen Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Nieren- oder Leberleiden dagegen sprechen. Bei Insulinbehandlung muss natürlich die Insulindosis der stark verringerten oder ganz fehlenden Nahrungszufuhr angepasst werden. Tabletten zur Diabetesbehandlung können bei längerem Fasten meist abgesetzt werden. Jedoch sollten Diabetespatienten nie fasten, ohne dies vorher mit ihrem Arzt besprochen zu haben, da genau geklärt werden muss, welche Maßnahmen für den Einzelnen zu berücksichtigen sind.
    Totales Fasten oder "Nulldiät"

    Diese Fastenart ist die strengste, da hier vollständig auf feste Nahrung verzichtet wird und nur energiefreie Getränke in großen Mengen (drei Liter pro Tag) aufgenommen werden. Geeignet sind ungezuckerte Kräuter oder Früchtetees und Mineralwasser. Genussmittel wie Kaffee oder schwarzer Tee sind hierbei nicht vorgesehen, da sie die Flüssigkeitsbilanz des Körpers stören. Damit kein Mangel an notwendigen Nährstoffen entsteht, werden Vitamin- und Mineralstoffpräparate genommen. Ein großer Nachteil des totalen Fastens ist der hohe Eiweißverlust. Bei längerem Fasten kann er ein kritisches Ausmaß erreichen, weil der Abbau der Muskulatur auch das Herz betrifft. Außerdem kann bei Gichtpatienten ein erneuter Gichtanfall ausgelöst werden, da durch den Eiweißabbau der Harnsäurespiegel im Blut ansteigt.
    Durch den Verbrauch von Körperfett kommt es zur vermehrten Bildung von Ketonkörpern. Diese können zu einer Azidose (Übersäuerung des Blutes) führen, wenn nicht durch das Trinken von viel Flüssigkeit für eine ausreichende Urinproduktion gesorgt wird. Wegen all dieser Risiken wird das totale Fasten nur in Ausnahmefällen und unter ärztlicher Überwachung in der Klinik durchgeführt.

    Warum Fasten?

    Der ursprünglich religiöse Hintergrund beim Fasten ist in den Hintergrund gerückt. Heutzutage verzichten die meisten Menschen nur noch dann auf feste Nahrung, um ihre Probleme mit dem Übergewicht in den Griff zu bekommen.

    Wer sollte nicht fasten?

    Kinder, Schwangere, Stillende, alte Menschen, Personen mit Herz- und Nierenerkrankungen, Menschen mit Leberleiden, untergewichtige Personen, Patienten mit schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Krebsleiden.


    Saftfasten

    Bei dieser Fastenform sind neben reichlich Mineralwasser und ungesüßten Kräuter- und Früchtetees auch begrenzte Mengen an Obst- und Gemüsesäften sowie klare Gemüsebrühe erlaubt. Das Saftfasten kann von gesunden Menschen kurzzeitig, zum Beispiel für einen Tag pro Woche, durchgeführt werden. Diabetiker sollten unbedingt mit ihrem Arzt besprechen, ob Saftfasten für sie sinnvoll ist und gegebenenfalls, wie die Medikamente angepasst werden müssen.

    Heilfasten

    Der gedankliche Ansatz des Heilfastens ist ganzheitlich: Die Fastenzeit soll zur Selbstbesinnung genutzt werden und um vielleicht eine Änderung der Lebensweise durch Verzicht auf Nahrungs- und Genussmittel herbeizuführen. Heilfasten dient also weniger der Gewichtsreduktion als vielmehr der Selbsterfahrung. Die große Beliebtheit des Heilfastens resultiert aus der Verbindung mit dem Begriff "Heilung".
    Das Vorgehen entspricht im Wesentlichen dem Saftfasten. Es soll chronischen Krankheiten vorgebeugt oder sogar eine Heilung erreicht werden. Zwar berichten fastende Diabetiker immer wieder von einem Abfall der Blutzucker- und Blutdruckwerte, von einer Heilung kann jedoch nicht gesprochen werden. Heilfasten kann eine medizinisch notwendige Therapie nicht ersetzen, so dass dieser Begriff irreführend ist.

    Modifiziertes Fasten

    Beim modifizierten Fasten nimmt der Patient neben etwa zwei Litern energiefreier Flüssigkeit täglich einen Trunk zu sich, der 30 Gramm hochwertiges Protein enthält. Oft werden noch 50 Gramm Kohlenhydrate und drei Gramm Fett, außerdem Kalzium, Kalium, Natrium und Vitamine zugesetzt, um den Minimalbedarf des Körpers zu decken. Der Vorteil des modifizierten Fastens liegt darin, dass keine großen Mengen an körpereigenem Eiweiß zur Energiegewinnung verbraucht werden müssen. Die Muskeln werden geschont, dafür wird Körperfett verbraucht. Patienten, die modifiziert fasten, berichten, dass ihre Befindlichkeit besser sei und Begleiterscheinungen wie Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Kreislaufstörungen nicht in dem Maße auftreten, wie sie beim totalen Fasten zu erwarten sind. Modifiziertes Fasten wird zum Beispiel eingesetzt, wenn vor Operationen schnell Gewicht reduziert werden muss. Manchmal gelingt es auch, die stark herabgesetzte Insulinempfindlichkeit von Diabetespatienten mit mehrtägigem modifiziertem Fasten zu durchbrechen. Solche Versuche, die immer eine Änderung der Diabetestherapie erfordern, sollten nur mit Hilfe erfahrener Ärzte und engmaschiger Kontrolle der Stoffwechselwerte durchgeführt werden.

    Fastenmonat Ramadan

    In dieser Zeit nehmen praktizierende Muslime während der Tagesstunden keine feste oder flüssige Nahrung zu sich., Erst nach Sonnenuntergang und kurz vor Sonnenaufgang ist je eine Mahlzeit vorgesehen. Häufig sind aber chronisch Kranke wie Diabetiker und sehr alte Menschen von dieser Regel ausgenommen. Wenn ein muslimischer Diabetiker fasten möchte, müssen die blutzuckersenkenden Tabletten beziehungsweise die Insulindosis angepasst werden. Tabletten, die nur für die folgende Mahlzeit bestimmt sind, können tagsüber weggelassen und erst wieder zu der Mahlzeit am Abend genommen werden. Präparate aus der Gruppe der Sulfonylharnstoffe werden nicht früh, sondern vor der Abendmahlzeit genommen. Bei zweimaliger Gabe entfällt die morgendliche Tablette. Die Basalrate einer intensivierten Insulintherapie kann zunächst beibehalten werden. Bei einsetzender Gewichtsabnahme wird aber eine Dosiskürzung erforderlich. Das schnell wirkende Insulin wird, angepasst an die Kohlenhydratmenge, zu den jeweiligen Mahlzeiten gespritzt. Bei konventioneller Insulintherapie muss während des Ramadan die Dosis des Mischinsulins in der Früh verringert werden. Die zweite Injektion erfolgt zum Abendessen nach Anbruch der Dunkelheit, zwar in Abstimmung mit der Größe der Mahlzeit, aber geringer dosiert als sonst. Wichtig bei allen Therapieformen sind häufige Blutzuckerkontrollen, um Unterzuckerungen vorzubeugen und - falls erforderlich - die Medikamentendosis anzupassen.

    Fasten immer nur kurzzeitig

    Viele Menschen mit Übergewicht hoffen, durch Fasten rasch an Gewicht zu verlieren. Das Fasten kann sehr wirksam zur Verbesserung der Stoffwechselwerte sein, für Dauererfolge ist es nicht geeignet. Nach dem Fasten muss es weitergehen mit einer abwechslungsreichen fett- und kalorienarmen Mischkost mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, so wie in der Ernährungspyramide dargestellt. Um auf lange Sicht Erfolg zu haben, sollten eine Ernährungsschulung und ein Betreuungsprogramm mit Motivation zu vermehrter körperlicher Aktivität dazukommen. Sonst ist Gewichtsverlust bei Übergewichtigen meist nicht von Dauer.

    Dipl.-oec. troph. Sabine Tiepolt und Dr. med. Monika Toeller vom Ernährungsteam der Deutschen Diabetes-Klinik im Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf.

    aus Diabetiker-Ratgeber 3/2002

    Erstellt: März 2002

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