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    Schwerpunkte der neuen Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) 2004
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    Schwerpunkte der neuen Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) 2004

    Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft stellte auf ihrer Jahrestagung im Mai in Hannover neue und aktualisierte evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien vor. Darin werden inhaltlich einheitliche Kernaussagen für die Epidemiologie, Klassifikation, Prophylaxe, Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle und Langzeitbetreuung des Diabetes mellitus und seiner Begleit- und Folgeerkrankungen dargestellt.

    Koordiniert durch den Vorsitzenden der Leitlinienkommission Prof. Dr. med. Werner A. Scherbaum, Düsseldorf, wurden die Leitlinien „Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle und Prävention des diabetischen Fußsyndroms“, „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter“ sowie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter“ neu erstellt. Mit der Einstufung der drei neuen Leitlinien der DDG sind alle bislang veröffentlichten 15 Diabetes-Leitlinien mit der höchsten Qualitätsstufe - S3 - bewertet worden.

    Als aktualisierte Leitlinien-Versionen können die evidenzbasierten Leitlinien „Epidemiologie und Verlauf des Diabetes mellitus in Deutschland“ sowie „Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle der Neuropathie bei Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2“ auf den Internetseiten der DDG abgerufen werden: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

    Als Zusammenfassung der evidenzbasierten Expertenversionen und damit als Handlungsanleitung insbesondere für niedergelassene Ärzte und Kliniker wurden die Praxis-Leitlinien „Diabetisches Fußsyndrom“ sowie Psychosoziales und Diabetes“ neu erstellt. Die Leitlinien der DDG sind für jeweils zwei Jahre gültig. Neben den o. g. Diabetes-Leitlinien umfasst das Leitlinienprogramm der DDG laiengerechte Informationen für Patienten und interessierte Bürger über das Fachinformationssystem www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
    Schwerpunkte der neuen Diabetes-Leitlinien

    Diagnostik, Therapie, Verlaufskontrolle und Prävention des diabetischen Fußsyndroms

    Das „Diabetische Fußsyndrom“ spiegelt eine multifokale Ätiopathogenese und in Kinetik und Intervention eine hohe Komplexität wider, die sich in weiten Bereichen monokausalen Betrachtungen und Evaluationen entzieht. Entsprechend prekär ist die Evidenzgrundlage für die Therapien des diabetischen Fußsyndroms im Gegensatz zu anderen Bereichen, die seit Jahrzehnten in ihrer Effektivität mit harter Evidenz belegt sind. Diese Problematik greift die evidenzbasierte Leitlinie „Diabetisches Fußsyndrom“ der Deutschen Diabetischen Gesellschaft auf, in dem sie die aktuelle wissenschaftliche Evidenz sowie die klinische Relevanz nach den etablierten Kriterien zusammenfasst.


    Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter

    Die Besonderheiten im Kindes- und Jugendalter, wie die Einflüsse des Wachstums, die hormonellen Veränderungen sowie die Unvorhersehbarkeit von Aktivität und Nahrungsaufnahme, besonders bei Kleinkindern, machen eine sehr individualisierte Diabetesbehandlung erforderlich. Da auch im Kindes- und Jugendalter zunehmend neue Behandlungsverfahren (Einsatz von schnell- und langwirksamen Kunstinsulinen, sog. Insulinanaloga oder die Insulinpumpentherapie) angewendet werden, erhalten Ärzte und Behandlungsteams mit der neuen Leitlinie wertvolle Unterstützung zur Diagnose und Behandlung von Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter. Die Publikation der evidenzbasierten Leitlinie mit der erstmaligen Subspezialität der Pädiatrie in Deutschland setzt hier einen wichtigen Meilenstein.


    Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter

    Da sich nur weniger als 5 % der Studien über Menschen mit Diabetes mellitus auf ältere Personen beziehen, andererseits aber mehr als die Hälfte aller Diabetiker älter als 65 Jahre ist, sind in vielen Bereichen keine unstrittigen undiagnostischen und therapeutischen Empfehlungen möglich. Auch lassen beispielsweise Funktionsstörungen auf somatischer, kognitiver und affektiver Ebene durch atypische Symptompräsentation beim älteren Menschen oft nicht an Diabetes mellitus denken. Dies führt dazu, dass vorhandenes Therapiepotential nicht ausreichend genutzt wird und die vom Patienten beklagten Störungen als altersassoziiert abgetan werden. Die Leitlinie „Diabetes mellitus im Alter“ greift die spezifischen Veränderungen des älteren Menschen gezielt auf und versucht sehr vorsichtig auf Basis des derzeitigen Wissens Therapieempfehlungen primär mit der Zielsetzung zu geben, die Lebensqualität zu verbessern.


    Patientenleitlinie Psychosoziales und Diabetes

    Erstmals wurde eine Patienten-Leitlinie „Psychosoziales und Diabetes“ erarbeitet, denn bei der Diabetestherapie kommt dem Patienten die entscheidende Rolle zu, da er die wesentlichen Therapiemaßnahmen des Diabetes in seinem persönlichen Alltag dauerhaft und eigenverantwortlich umsetzen muss.


    Qualität der Leitlinien

    Grundlage der Qualitätsoptimierung sind die Leitlinien-Bewertungskriterien der Ärztlichen Zentralstelle für Qualitätssicherung (ÄZQ). Die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) stuft nach einem Prüfungsraster medizinische Leitlinien in den Entwicklungsstufen S1 bis S3 ein, wobei S3 die höchste Qualitätsstufe - mit allen Elementen systematischer Entwicklung - darstellt.
    Bisher sind 1.021 Leitlinien von der AWMF publiziert worden, von denen 50 Leitlinien der Stufe S3 zugesprochen wurden. Alle 15 von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft erstellten evidenzbasierten Leitlinien sind darin enthalten. Die Erstellung der Leitlinien erfolgt unabhängig, streng evidenzbasiert in einem expertengesteuerten strukturierten Konsensusprozess.


    Procedere und Qualitätssicherung

    Die Leitlinien der DDG werden nach einem standardisierten, qualitätssichernden Procedere erstellt. Die personelle Basis bilden die Leitlinienkommission der DDG, die Sprecher und Mitglieder der Expertengruppen, Leitlinien-Methodiker, die Leitlinien-Redaktion sowie das wissenschaftliche Projektmanagement. Die Qualitätssicherung basiert auf verschiedenen Bausteinen. Diese umfassen die spezielle Expertise der Expertengruppen, die strukturierte Literaturrecherche (unterstützt von der Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group), einen engen Informationsaustausch zwischen den Expertengruppen sowie die Bearbeitung von Diskussionsbeiträgen durch die Expertenkommissionen. Unterstützt wird die Arbeit räumlich getrennter Kooperationspartner durch den Einsatz der Kooperations- und Dokumentations-Software BSCW via Internet. Neue Leitlinien werden in der Zeitschrift „Diabetes und Stoffwechsel“ veröffentlicht; die Diskussionsentwürfe neuer Leitlinien sowie aktualisierte Leitlinien-Versionen werden auf den Webseiten der DDG publiziert.


    Verantwortlichkeit

    Die Verantwortlichkeit für die Leitlinienerstellung liegt bei der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, vertreten durch ihren derzeitigen Präsidenten Prof. Dr. med. W. Kiess. Für die Realisierung des Gesamtprozesses hat die DDG eine Leitlinienkommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum, Düsseldorf, eingerichtet.
    Evidenzbasierte Diabetes-Leitlinien unter: www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
    Laiengerechte Informationen im Internet unter: www.diabetes-deutschland.de


    Ingrid Bollmann, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Zentrum, Leibniz-Institut an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutsche Diabetes-Klinik

     

    Dieser Beitrag wurde zuletzt im Juli 2004 aktualisiert

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