Wochenschwerpunkt: Allgemeine Krankheitszeichen
Der Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel (Blutglukosespiegel) gekennzeichnet ist. Den Energielieferanten Glukose nehmen wir mit der Nahrung auf. Durch Mangel an dem Hormon Insulin kann Glukose nicht in ausreichender Menge in die Zellen gelangen so dass nicht genügend Glukose zur Energiegewinnung zur Verfügung steht. Die Symptome des Diabetes mellitus sind abhängig vom Grad des Insulinmangels und dem Ausmaß der daraus resultierenden Stoffwechselveränderungen. Entsprechend können klinische Symptome fehlen, so dass sich der betroffene Patient zunächst gesund fühlt. Ein Diabetes mellitus kann allerdings auch durch ein diabetisches Koma mit Bewusstlosigkeit erstmals in Erscheinung treten. Durch den chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel können Folgeerkrankungen u.a. an Nieren, Augen, peripherem Nervensystem und Herzkranzgefäßen entstehen.
Man unterscheidet zwei große Typen von Diabeteserkrankungen mit unterschiedlichen Symptomen, Ursachen und Therapieansätzen.
Bei Typ1 Diabetikern beginnt die Krankheit in der Regel plötzlich. Im Kinder-, Jugend- oder frühen Erwachsenenalter. Durch Schädigung der Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse nimmt die Insulinproduktion des Körpers ab, so dass im Blut gelöster Traubenzucker (Glukose) nicht mehr in ausreichendem Maße von den Körperzellen aufgenommen werden kann. Wenn der Glukosespiegel im Blut die sogenannte Nierenschwelle übersteigt wird die Glukose mit dem Urin ausgeschieden (100 bis 200 g pro Tag. Durch die osmotische Wirkung des Zuckers, der Wasser mit sich zieht(osmotische Diurese, kommt es zu Harnflut, und starkem Durstgefühl.
Innerhalb weniger Wochen verlieren die Betroffenen mehrere Kilogramm an Körpergewicht. Sie fühlen sich müde, abgeschlagen und klagen über eine ausgeprägte Leitungsminderung. Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste führen zu äußerst unangenehmen nächtlichen Wadenkrämpfen. Durch Flüssigkeitsverlust der Augenlinse und des Augapfels kann es zu Sehstörungen kommen. Anzeichen einer drohenden Austrocknung (Exsikkose) sind eine faltige, warme, trockene Haut, und eine raue, trockene Zunge, eventuell Benommenheit bis zur Bewusstseinstrübung.
Der Patient ist in seinen Bewegungen und Denkprozessen verlangsamt und schläfrig ( präkomatös). Eine bei jugendlichen Diabetikern relativ häufige Komplikation der entgleisten Stoffwechsellage ist das ketoazidotische Koma. Diese Form der Bewusstlosigkeit wird auch Coma diabeticum genannt. Man beobachtet einen obstartigen Geruch der Ausatemluft (Azetongeruch). Oft wird diese Stoffwechselentgleisung durch eine zu geringe Insulinzufuhr oder eine Infektion im Körper ausgelöst und geht mit Fieber und Bauschmerzen einher. Bei jedem vierten Patienten mit diabetischem Koma wird der Diabetes mellitus erst im Zustand des Komas diagnostiziert.
Der Typ 2 Diabetes tritt meist erst im mittleren und höheren Lebensalter auf. Die Blutzuckerspiegel können sich langsam und schleichend erhöhen, ohne dass die Patienten sich beeinträchtigt oder krank fühlen. Auch unspezifische Symptome wie allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Leistungsminderung können vorausgehen. Die Mehrzahl der Diabetes-Erkrankungen diesen Typs entwickelt sich im Rahmen des sogenannten Wohlstandssyndroms (metabolisches Syndrom), welches durch Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und vermindertes Ansprechen des Körpers auf Insulin (Insulinresistenz) gekennzeichnet ist. Ein immer wiederkehrender Harnwegsinfekt oder schlecht verheilende Wunden können Vorboten oder Begleitphänomen eines erhöhten Blutzuckerspiegels sein. Operationen oder schwere Infektionen, die für den Körper eine Stress-Situation bedeuten, können einen Typ 2 Diabetes auslösen. Die Stoffwechselsituation des Typ 2 Diabetikers ist relativ stabil. Das diabetische Koma kommt bei dieser Form des Diabetes selten vor. Relativ selten, jedoch typisch für den Typ 2 Diabetiker ist allerdings das hyperosmolare Koma, welches sich schleichend durch zunehmende Appetitlosigkeit, Durst, Austrocknung des Körpers, Schwächegefühl und Kollapsneigung bemerkbar macht.
Bei beiden Typen des Diabetes können erhöhte Infektneigung, eitrige Hautentzündungen, Pilzbefall der Schleimhäute im Genital- und Analbereich (vor allem bei Frauen), oder auch lästiges Hautjucken ohne sichtbare Hautveränderung vorkommen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es bei Männern zu Potenzstörungen und gelegentlich bei Frauen zu Menstruationsstörungen kommen.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum; Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
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