Günstiger Lebensstil senkt Risiko für Diabetes Typ 2
(29.10.2001) In einer amerikanischen Studie wurde die Hypothese untersucht, inwieweit verschiedene Risikofaktoren wie Übergewicht, Ernährungsweise, Vermeidung körperlicher Aktivität, Nikotin und Alkohol das Risiko erhöhen, an einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.
Foto: AOK-Bundesverband
Es wurden 84.941 Krankenschwestern 16 Jahre lang in regelmäßigen Abständen medizinisch untersucht und bezüglich ihrer Lebensweise befragt. Zu Beginn der Studie hatten diese Frauen weder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, noch einen Diabetes.
Während dieser 16 Jahre wurden 3300 neue Fälle von Diabetes mellitus Typ 2 diagnostiziert. Dabei haben die Wissenschaftler festgestellt, dass das Risiko, an einem Diabetes Typ 2 zu erkranken, fast ausschließlich von den Faktoren Körpergewicht, Ernährung, körperliche Aktivität, Rauchen und Alkohol abhängig ist. Bei Frauen mit einem gesunden Lebensstil war die Diabetes-Rate um 91 Prozent geringer als bei den anderen. 61 Prozent der Neuerkrankungen konnten allein auf das Übergewicht zurückgeführt werden.
Starkes Übergewicht ist der größte Risikofaktor für die Entwicklung eines Diabetes Typ 2 und somit ist die Gewichtsreduktion der effektivste Weg, das Risiko einer Diabeteserkrankung zu reduzieren. Durch Vermeidung von Übergewicht, regelmäßige körperliche Aktivität von mindestens einer halben Stunde pro Tag und durch eine gesunde und vollwertige Ernährung kann dieses Risiko jedoch drastisch gesenkt werden. Die Nahrung sollte reich an Ballaststoffen und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sein. Weiterhin sollte auf Nikotin verzichtet und Alkohol nur in Maßen konsumiert werden.
Klinische Studien in China und Finnland konnten zeigen, dass Aufklärungsprogramme dazu beitrugen, die Rate an Diabetes-Neuerkrankungen zu senken. In China nahmen 577 Patienten mit einer gestörten Glukose-Toleranz an einem Interventions-Programm teil, welches eine Ernährungsumstellung und ein Sportprogramm enthielt. Dies führte letztlich dazu, dass das Auftreten eines Diabetes mellitus Typ 2 bei Patienten mit gestörter Glukose-Toleranz in 46 Prozent der Fälle verhindert werden konnte. Die Ergebnisse eines finnischen Präventionsprogramms zeigen, dass das Neuauftreten eines Diabetes Typ 2 bei 522 Patienten mit gestörter Glukose-Toleranz um 58 Prozent gesunken ist.
Die Autoren betonen weiterhin, dass der breiten Öffentlichkeit der Zusammenhang zwischen Übergewicht oder massivem Übergewicht (Adipositas) und der Entstehung eines Diabetes Typ 2 nicht bewusst ist und somit eine effektivere öffentliche Aufklärungsarbeit von hoher Relevanz sein wird. Angesichts der Tatsache, dass allein in Deutschland 5 Millionen Menschen (Tendenz steigend) an einem Diabetes Typ 2 erkrankt sind wird deutlich, wie wichtig eine gesundheitliche Aufklärung ist.
Gunilla Erdmann, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum
Quelle: New England Journal of Medicine, Vol.345, No.11 September 13, 2001
Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. Scherbaum |