Übergewicht erhöht das Demenz-Risiko
(02.05.2005) Der Begriff Demenz bezeichnet einen Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit mit Abnahme von Gedächtnisleistung und Denkvermögen. Vergesslichkeit allein bedeutet aber noch keine Demenz. Häufig leiden die Betroffenen zusätzlich unter Sprachstörungen, sind orientierungslos, sprunghaft und depressiv. Eine Demenz kann die Folge einer ganzen Reihe von Erkrankungen und Ursachen sein. Eine der heutzutage bekanntesten Formen ist die Alzheimer-Demenz, bei der typische Abbauprozesse im Gehirn stattfinden. Aber auch andere Veränderungen – zum Beispiel eine verringerte Durchblutung nach einem Schlaganfall – können zu einer Demenz führen.
Eine schwedische Forschungsgruppe von der Universitätsklinik in Göteborg hat vor kurzem die Ergebnisse einer großen Studie veröffentlicht, in der untersucht wurde, ob ein Zusammenhang zwischen dem Gewicht einer Person und dem Risiko für eine spätere Demenz besteht. Von 1970 bis 1998 beobachteten die Wissenschaftler für ihre Studie insgesamt 7.402 Männer. Alle Teilnehmer waren zu Beginn der Untersuchung (1970 bis 1973) zwischen 47 und 55 Jahre alt. Während der folgenden knapp drei Jahrzehnte wurde bei mehr als drei von jeweils hundert Männern (3,4%) eine Demenz dokumentiert (Diagnose aus dem Krankenhaus oder laut Totenschein).
Die Wissenschaftler verglichen die BMI-Werte der Demenz-Betroffenen mit denen der „gesunden“ Männer. Der BMI (Body Mass Index) gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße wieder und dient der Einschätzung von Normal-, Unter- oder Übergewicht. Um den BMI zu berechnen, werden das Körpergewicht und die Körpergröße in die folgende Formel eingesetzt:
BMI = Körpergewicht in Kilogramm : (Körpergröße in Meter)2 |
Alternativ kann auch ein BMI-Rechner genutzt werden, den Sie auf der folgenden Internetseite finden: http://www.diabetes-deutschland.de/78.htm
In die Kategorie „normalgewichtig“ fallen BMI-Werte zwischen 18,5 und 25 kg/m2. Alles, was über 25 liegt, gilt als übergewichtig. Werte von 30 und mehr sprechen für starkes Übergewicht (= Adipositas).
Das Ergebnis der schwedischen Studie: Männer mit einem BMI zwischen 22,5 und 25 (also im normalgewichtigen Bereich) entwickelten am seltensten eine Demenz. Oberhalb dieser BMI-Werte stieg mit Zunahme des Gewichts auch das Demenz-Risiko deutlich an. Personen mit einem BMI größer als 30 (= starkes Übergewicht) waren im Beobachtungszeitraum 2,5 mal häufiger von einer Demenz betroffen. Bei sehr „dünnen“ Männer mit einem BMI unterhalb von 22,5 wurde zwar auch etwas öfter eine Demenz diagnostiziert, dieser Unterschied war aber nur sehr gering ausgeprägt (statistisch nicht signifikant).
Offenbar gibt es einen Zusammenhang zwischen der Körperfülle und dem Demenz-Risiko. In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, dass übergewichtige im Vergleich zu normalgewichtigen Männern deutlich häufiger eine Demenz entwickeln. Ob dieses Ergebnis gleichermaßen auf übergewichtige Frauen übertragen werden kann, muss zunächst noch untersucht werden.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Rosengren A, Skoog I, Gustafson D et al. Body Mass Index, Other Cardiocascular Risk Factors, and Hospitalization for Dementia. Arch Intern Med 2005; 165: 321-326
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