Anstieg des Typ 2 Diabetes bei Kindern: klinische Aspekte und Risikofaktoren
(29.01.03) Bis vor kurzem wurde der Typ 2 Diabetes bei Kindern und Jugendlichen als eine eher seltene Erkrankung angesehen. In der Vielzahl handelte es sich bei nicht insulinpflichtigen Diabeteserkrankungen um MODY-Formen.
Im letzten Jahrzehnt jedoch ist insbesondere in den USA, aber auch in anderen Ländern die Typ 2 Diabetes-Rate bei Kindern stark angestiegen, begleitend von einem Anstieg der Fettleibigkeit. Gegenwärtig leiden circa 100 Millionen Menschen auf der Welt an einem Diabetes. Im Jahre 2010 werden es schätzungsweise 230 Millionen Menschen sein, welche an einem Diabetes erkranken.
Besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, welche einen erhöhten Body mass index (BMI) haben oder an Fettleibigkeit (Adipositas) leiden. Ferner stellen auch das Auftreten eines Typ 2 Diabetes in der Familie sowie die Zugehörigkeit zu ethnischen Minderheiten ein Risiko dar.
Bei Kindern mit erhöhtem Risiko, einen Typ 2 Diabetes zu entwickeln, sollte eine Vorbeugung durch Veränderung der Lebensgewohnheiten erfolgen. Durch gesunde Ernährung und mehr Bewegung kann die Aktivität der Kinder gefördert und das Gewicht reduziert werden.
Für den Fall, daß eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und vermehrte körperliche Aktivität keine befriedigende Einstellung des Typ 2 Diabetes bewirken, ist eine medikamentöse Therapie angezeigt. Die Therapieziele sind Gewichtsreduktion, normale Blutzuckerspiegel und normales HbA1c. Die Insulintherapie birgt jedoch das Risiko einer weiteren Gewichtszunahme, so daß auch alternative Therapieformen, z.B. orale Antidiabetika in Erwägung gezogen werden.
In den USA wurde eine Studie mit einem oralen Antidiabetikum (Metformin) durchgeführt. Bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10-16 Jahren zeigte sich ein verbesserter HbA1c-Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe (7,5% gegenüber 8,6%). Grundsätzlich sollten alle Kinder mit einem Typ 2 Diabetes eine Schulung zum Umgang mit ihrer Erkrankung erhalten. Oft stecken die Kinder in einem Teufelskreis: Wer dick ist, läuft nicht gern - und wer sich nicht bewegt, legt an zu. Dieser Kreislauf sollte frühestmöglich durchbrochen werden, um Folgeerkrankungen zu verhindern, beziehungsweise erst gar keinen Diabetes entstehen zu lassen.
Gunilla Erdmann; Prof. Dr. med. Werner Scherbaum (Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf)
Quelle: Silva Arslanietes: Type 2 Diabetes in Children: Clinical Aspects an Risk Factors. Hormone Research 2002;1: 19-28 |