Rauchen während der Schwangerschaft steigert Risiko des Kindes für späteren Typ 2 Diabetes
(17.04.2002) Für Raucher ist u.a. das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs stark erhöht. Dies ist inzwischen allgemein bekannt. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft regelmäßig geraucht haben, haben ein erhöhtes Risiko u.a. für:
DAK/Wigger
Asthma, amputationsartigen Stumpfbildungen, verringertes Geburtsgewicht, plötzlichen Kindstod, verringerte Lungenkapazität, spätere Leukämie oder andere Krebserkrankungen, geringere Intelligenz, Konzentrationsschwächen und Hyperaktivität, Verhaltensstörungen (Aggressivität) sowie Sprachstörungen.
Jetzt konnten schwedische Forscher aufzeigen, dass auch das Risiko des Kindes für diabetesunabhängiges Übergewicht und einen frühen Diabetes Typ 2 im späteren Leben stark erhöht ist, wenn die Mutter während der Schwangerschaft geraucht hat.
Die Forscher nutzten für Ihre Studie Daten von ca. 17. 000 zwischen dem 3. und 9. März 1958 in Großbritannien geborenen Teilnehmern einer britischen Entwicklungsstudie von Kindern (British National Child Development Study -NCDS).
Die Geburthelferinnen hatten Daten zum Rauchverhalten der Mütter während der Schwangerschaft (nach dem 4. Schwangerschaftsmonat) sowie zum Geschlecht des Kindes, Geburtsgewicht, Alter der Mutter, Alter der Mutter zum Zeitpunkt des Schulabschlusses und zur sozialen Schicht der Familie festgehalten.
Im Alter von 7 Jahren wurde der Gesundheitszustand der Kinder geprüft. Im Alter von 16 Jahren (1974) wurde dieser erneut geprüft, und die Mütter wurden erneut, die Kinde erstmals nach ihren Rauchgewohnheiten gefragt. Im Alter von 33 Jahren wurden neben der Messung von Körpergröße und Gewicht die ehemaligen Kinder abschließend persönlich befragt, ob Sie einen Diabetes entwickelt hatten. Teilnehmer mit nur einem Gestationsdiabetes oder mit einem Diabetes vor dem 16. Lebensjahr wurden dabei ausgeschlossen.
Von den in der Studie verbliebenen Teilnehmern (11359) waren 602 Teilnehmer (ca. 10 %) mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30 kg/m2 übergewichtig. Dabei gab es mehr Übergewichtige in der Gruppe der Kinder ohne Diabetes, deren Mütter geraucht hatten.
Es zeigte sich ein deutlich erhöhtes Risiko für Übergewicht unabhängig von Alter, Diabetes, eigenem Rauchen im Alter von 16 Jahren und den mütterlichen Daten, die zum Zeitpunkt der Geburt vermerkt wurden. Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft bis zu 9 Zigaretten täglich geraucht hatten, hatten ein 34 Prozent höheres, bei 10 oder mehr Zigaretten täglich sogar ein 38 Prozent höheres Risiko für Übergewicht als Kinder von nichtrauchenden Müttern.
Einen Diabetes hatten bis zum 33. Lebensjahr insgesamt 15 Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht hatten, entwickelt. Das Risiko für Diabetes war bei den Kindern der stark rauchenden Mütter (mehr als 10 Zigaretten täglich) mehr als 4mal so hoch wie in der Gruppe der Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft nicht geraucht hatten. Es war auch statistisch noch bedeutend, wenn es unabhängig von verschiedenen Einflussfaktoren (mütterlichen Daten zum Zeitpunkt der Geburt; eigenes Rauchverhalten im Alter von 16 Jahren; Body Mass Index im Alter von 33 Jahren) berechnet wurde. Nach herausrechnen des mütterlichen Rauchverhaltens im Jahre 1974 war das vier mal höhere Risiko aber nicht mehr statistisch bedeutend.
Die Autoren geben selbst zwei mögliche Ursachen für das Ergebnis Ihrer Studie an. Zum einen könnten toxische Wirkungen des Rauchens (Vergiftungen), zum anderen der Entzug wichtiger Nährstoffe durch das Rauchen und eine damit verbundene vorgespiegelte Hungersnot den Stoffwechsel lebenslänglich auf vermehrte Energiespeicherung (in Form von Fett) einstellen. Dies würde die vermehrte Entwicklung von Übergewicht und Diabetes im späteren Leben, in dem nicht mehr so viel Fett gespeichert werden sollte, erklären.
Zukünftige Studien werden ebenso wie die weitere Beobachtung der Teilnehmer der besprochenen Studie diese ersten Zusammenhänge zwischen Rauchen der Mutter sowie Rauchen in der Jugend und der Entwicklung eines Diabetes Typ 2 im Erwachsenenalter bestätigen müssen, zumal einige Ergebnisse zwar gut erkennbar, aber statistisch nicht bedeutend waren. Da auch aus vielen anderen Gründen (siehe oben) das Rauchen in der Schwangerschaft sehr schädlich für das ungeborene Kind ist, wird einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, gerade in der Schwangerschaft nicht zu rauchen.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum; Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf, 21.03.2002
Quelle: Montgomery SM et al: Smoking during pregnancy and diabetes mellitus in a British longitudinal birth cohort. British Medical Journal, 324 (2002): 26-7.
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