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    Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes geschlechtsspezifisch?
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    Risikofaktoren für Typ 2 Diabetes geschlechtsspezifisch?

    (10.04.2002) Es sind Faktoren bekannt, die das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 steigern. Die bedeutendsten dieser sogenannten Risikofaktoren sind z.B. starkes Übergewicht, Störungen des Fettstoffwechsels, Bluthochdruck und Diabetes bei Vater oder Mutter.

    Einige der weiteren unabhängigen Risikofaktoren scheinen geschlechtsspezifisch zu sein, wie eine Untersuchung der Daten aus der MONICA-Augsburg-Kohorten-Studie ("Monitoring of Trends and Determinants in Cardiovascular Disease - Studie") jetzt erkennen ließ.

    Die in Augsburg und Umgebung wohnenden Teilnehmer der MONICA-Studie, die Verteilung und Vorkommen von Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen auswertete, wurden befragt, untersucht und beantworteten 1984/85, 1989/90 sowie 1994/95 einen Fragebogen zu Ihrem Gesundheitszustand.

    Im Jahre 1998 beantworteten die noch zu erreichenden Teilnehmer der MONICA-Studie einen weiteren Fragebogen zu Ihrem Gesundheitszustand. So sollte die Bedeutung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie eines Diabetes mellitus bei den Eltern als Vorhersagefaktor für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 analysiert werden. Außerdem wurde nach möglichen geschlechtsspezifischen Risikofaktoren gesucht. 3052 Männer und 3114 Frauen im Alter zwischen 35 und 74 Jahren, die zur Zeit der Monica-Studien-Befragungen keinen Diabetes mellitus angaben und auch keine Medikamente gegen Diabetes erhielten, wurden insgesamt in die Auswertung einbezogen.

    In der Zeit zwischen den letzten Fragebögen der Monica-Studie und der erneuten Befragung hatten 128 Männer (5,8 Fälle pro 1000 Personenjahre) und 85 Frauen (4,0 Fälle pro 1000 Personenjahre) einen Diabetes mellitus entwickelt.
    Unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 waren bei beiden Geschlechtern ein höheres Alter, ein erhöhter Body-Mass-Index als Zeichen für Übergewicht, ein erniedrigter HDL-Cholesterinwert ("gutes Cholesterin") sowie ein Diabetes bei Vater oder Mutter.
    Geschlechtsbezogene Unterschiede konnten bei anderen unabhängigen Risikofaktoren beobachtet werden. So sagten erhöhter Blutdruckwert (systolischer Wert), regelmäßiges Rauchen von mindestens einer Zigarette pro Tag und starker täglicher Alkoholkonsum (mehr als 40 g täglich) nur bei den Männern eine Entwicklung eines Diabetes mellitus voraus, während erhöhte Harnsäurewerte und geringe körperliche Aktivität in der Freizeit nur bei den Frauen als Risikofaktoren bestätigt werden konnten.

    Eine separate Analyse, die alle Teilnehmer mit bei Studienbeginn bekannter koronarer Herzerkrankung (KHK, Angina pectoris oder Herzinfarkt) ausschloss, soll keine Auswirkungen auf die Ergebnisse der unabhängigen Risikofaktoren gezeigt haben.

    Kommentar:
    Diese Studie bestätigt die bisher bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung eines Diabetes mellitus. Es konnte aber gezeigt werden, dass für einige Risikofaktoren geschlechtsspezifische Unterschiede vorzuliegen scheinen. Die Ergebnisse waren im Vergleich zu anderen Studien (auch mit gemischten Geschlechtern) z.T. verschieden. Folgende Gründe hierfür werden auch von den Autoren angegeben:
    Einige Teilnehmer der MONICA-Studie waren nicht mehr erreichbar. Nur 68% der ehemaligen Studienteilnehmer beantworteten auch den Fragebogen im Jahre 1998. Dies könnte die Ergebnisse dieser Studie verzerrt haben. Auch wurde nicht geprüft, ob es sich bei den Fällen von neu aufgetretenem Diabetes tatsächlich um einen Typ 2 Diabetes handelt. Aber nicht immer ist ein Diabetes nach dem 35. Lebensjahr auch ein Typ 2 Diabetes. Es könnten außerdem Vorstadien des Diabetes in der Gruppe übersehen worden sein, was das Ergebnis verändert haben könnte. Möglicherweise hätten sich bei Einbeziehung der täglichen Zigarettenmenge, die in dieser Studie nicht betrachtet wurde, andere Ergebnisse für den Risikofaktor Zigarettenrauchen gezeigt. In anderen Studien wurden hier deutliche Abhängigkeiten von der Zigarettenmenge, die außerdem bei Frauen und Männern in der Regel unterschiedlich ist, gefunden. In dieser Studie wurde nur die Regelmäßigkeit körperlicher Freizeitaktivität beurteilt. Weil aber Männer, die während der Arbeit häufiger stark aktiv sind als Frauen, in Ihrer Freizeit häufiger nicht aktiv sind, könnten sich auch hierdurch die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Risikofaktoren ergeben haben.

    In zukünftigen, auch internationalen Studien sollten die Ergebnisse dieser Studie und die teilweise auseinanderweichenden Ergebnisse aller vergleichbaren Studien (so z.B. Framingham und Finnmark Study) weiter aufgegriffen werden, bevor die Ergebnisse auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden können. Auch eine Untersuchung möglicher Einflussfaktoren auf bestimmte Risikofaktoren sollte in folgenden Studien abgeklärt werden.

    Trotz der möglichen methodischen Mängel geht auch aus dieser Studie hervor, dass eine Verringerung der wichtigen Risikofaktoren durch Veränderungen von Umwelt- und "Lifestylefaktoren" in der Bevölkerung die Entwicklung von Diabetes mellitus Typ 2 maßgeblich mindern könnte. Dies trifft trotz des Einflusses der Erbfaktoren zu.
    In Folge könnte somit auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sowie eine Großzahl der vorzeitigen Todesfälle drastisch gesenkt werden.

    Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf, 25.03.2002

    Quelle: M.D. Christa Meisinger et al. Sex Differences in Risk Factors for Incident Type 2 Diabetes mellitus. Arch Intern Med. 162 (2002): 870-878

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