Untersuchungen über das gemeinsame Auftreten von Asthma und Diabetes Typ 1

(28.06.2001) Eine norwegische Forschungsgruppe hat kürzlich Daten über das Auftreten von Diabetes Typ 1 und Asthma bronchiale in unterschiedlichen Ländern ausgewertet und veröffentlicht.

Insgesamt wurden beim Asthma die Daten von Kindern zwischen 13- und 14 Jahren und beim Diabetes zwischen 0 und 15 Jahren aus 16 europäischen und 12 außereuropäischen Ländern in die statistische Auswertung einbezogen.

Dabei stellte sich heraus, dass auf Länderebene ein positiver Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Asthma und dem Diabetes Typ 1 besteht. Dies bedeutet, dass in den Ländern, in denen häufiger Asthma auftritt, auch mehr Kinder an Diabetes Typ 1 erkranken und umgekehrt. Eine Anhäufung von Diabetes und Asthma zeigte sich besonders in den Industrienationen und englischsprachigen Ländern. Die Einzige von den Forschern nicht zu erklärende Ausnahme bildete Finnland. Hier bestand eine hohe Diabeteshäufigkeit, jedoch hatten im Verhältnis wesentlich weniger Kinder Asthma. In Europa zeigte sich insgesamt eine höhere Rate an neuauftretendem Diabetes als in den außereuropäischen Ländern. Bestätigt werden die Ergebnisse auch durch Erhebungen des gemeinsamen Auftretens von Diabetes und anderen, dem Asthma ähnlichen Erkrankungen (atopischer Formenkreis mit Allergien, Neurodermitis und dem sog. Heuschnupfen).

Diese Ergebnisse stehen vordergründig im Gegensatz zu verschiedenen bereits seit den 30iger Jahren durchgeführten statistischen Untersuchungen, bei denen sich immer wieder ein negativer Zusammenhang zwischen Asthma und Diabetes zeigte. Diese Erhebungen bezogen sich aber jeweils auf die einzelne Person in den verschiedenen Ländern und nicht auf den Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung eines Landes. Daher lassen sich die Ergebnisse insgesamt so beschreiben, dass in bestimmte Ländern häufiger Diabetes und Asthma auftreten, die einzelnen Menschen in diesen Ländern aber meist jeweils nur Asthma oder nur Diabetes aber nicht beide Erkrankungen gleichzeitig bekommen.

Die Forscher erklären Ihre Ergebnisse folgendermaßen: Sowohl Asthma als auch der Diabetes Typ 1 gehören zu Erkrankungen, bei denen das körpereigene Immunsystem eine große Rolle spielt. Beide Erkrankungen werden durch spezielle Zellen des körpereigenen Immunsystems vermittelt, die sich aber gegenseitig in ihrer Bildung hemmen. Beim Diabetes Typ 1 sind dies die T-Helfer-1-Zellen, beim Asthma die T-Helfer-2-Zellen. Wenn nun bereits eine Diabetes Typ-1-Erkrankung mit Überwiegen von Th1-Zellen besteht, dann wird die Bildung von Th-2 Zellen und damit das Auftreten von Asthma gehemmt und umgekehrt. Im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung können aber in verschiedenen Ländern immun-vermittelte Erkrankungen (Diabetes, Asthma u.a.) unterschiedlich häufig auftreten.

Gründe hierfür können, wie die Forscher vermuten, frühe Umwelteinflüsse, genetische Veranlagungen oder die Kombination von beiden sein.

Dr. med. M. Stapperfend, PD Dr. med. J. Seißler; Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf

Quelle: The Lancet, 357:607-608

Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum