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    Können CD3-Antikörper den Typ 1 Diabetes verhindern?
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    Können CD3-Antikörper den Typ 1 Diabetes verhindern?

    (07.08.2002) Der Typ 1 Diabetes mellitus ist eine chronische Autoimmunerkrankung: d.h. das Immunsystem wendet sich gegen körpereigenes Gewebe. Zielscheibe des Autoimmun-Angriffs sind beim Typ 1 Diabetes die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die das blutzuckersenkende Hormon Insulin produzieren. Im Zentrum des Krankheitsgeschehens stehen bestimmte Zellen des Immunsystems, nämlich die T-Lymphozyten.


    Gewebe einer gesunden Bauchspeicheldrüse
    Gewebe einer gesunden Bauchspeicheldrüse

    Dabei schädigen nicht alle T-Lymphozyten die Betazellen, sondern vorwiegend die Typ 1-Helfer-T-Zellen (CD4+-Zellen) und deren schädliche "Abfallprodukte" (#-Interferon oder Tumor-Nekrose-Faktor-a). Die krankmachenden Immunvorgänge lassen sich in vielen Fällen bereits 3-5 Jahre vor dem Auftreten von klinischen Symptomen nachweisen und können selbst transplantierte Inselzellen schädigen.

    Frühere Studien:
    Bereits in früheren Untersuchungen wurden etliche Medikamente zur Behandlung des Typ 1 Diabetes eingesetzt, die eine unterdrückende oder eine "besänftigende" Wirkung auf das Immunsystem haben, z.B. Prednison (Cortison), Cyclosporin, Azathioprin oder Antithymozytenglobulin. Diese Präparate zeigten zwar eine gewisse Wirkung, mußten aber ständig eingenommen werden und konnten wegen ihrer Nebenwirkungen nicht über längere Zeit verabreicht werden.

    Aktuelle Studie:
    Man wußte bereits aus Tierversuchen, daß die Gabe von Antikörpern gegen CD3 (kurz CD3-AK) das Auftreten von Diabetes bei bestimmten Mäusearten (z.B. non-obese diabetische Mäuse) verhindert oder sogar rückgängig macht. Dies war der Ausgangspunkt für folgende Studie mit monoklonalen Antikörper gegen CD3 (in einer für Menschen verträglichen Form), im Fachjargon als hOKT3y1(Ala-Ala) bezeichnet:
    24 frisch entdeckte Typ 1 Diabetiker (6 Wochen nach Erstdiagnose) nahmen an der Studie teil, 12 Patienten erhielten nach dem Zufallsprinzip die CD3-AK, die anderen 12 als Kontrollgruppe ein "Placebo". Insgesamt wurden die Patienten 14 Tage lang mit CD3-AK bzw. Placebo behandelt und anschließend 1 Jahr lang beobachtet.
    Bei 9 von 12 Patienten, die mit CD3-AK behandelt worden waren, stieg die körpereigene Insulinproduktion während der Beobachtungszeit an oder blieb zumindest stabil (in der Kontrollgruppe nur bei 2 von 12 Patienten). Zudem beobachtete man eine verbesserte Blutzuckereinstellung und einen geringeren Bedarf an gespritztem Insulin. Der Behandlungseffekt hielt mindestens 1 Jahr an. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden keine beobachtet, am häufigsten kam es zu mildem bis mäßigem Fieber, Hautausschlag (Quaddeln) und Blutarmut.

    Wie ist die Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen den CD3-Komplex zu bewerten?
    Interessant war, dass bereits eine kurze, gut verträgliche Behandlung innerhalb der ersten 6 Wochen nach Ausbruch des Typ 1 Diabetes bei den meisten Patienten den Rückgang der Insulinproduktion zu bremsen und die Stoffwechseleinstellung zu verbessern vermag. Dies ist möglicherweise ein hoffnungsvoller erster Schritt hin zu einem neuen Konzept. Allerdings war die Patientenzahl zu klein und die Beobachtungsdauer zu kurz, um daraus weitreichende Schlussfolgerungen ziehen zu können. Hier müssen größere und längere Studien folgen. Sollte sich dieser Befund aber bestätigen und erhärten lassen, dann eröffnet sich eine völlig neue Perspektive für die Prävention des Typ 1 Diabetes, da sich der autoimmune Zerstörungsprozess heute schon lange vor dem Krankheitsausbruch erkennen lässt.


    Dr. med. Dagmar Hauner

    Quelle: Herold KC, Hagopian W, Auger JA, Poumian-Ruiz E, Taylor L, Donaldson D, Gitelman SE, Harlan DM, Xu D, Zivin RA, Bluestone JA. Anti-CD3 monoclonal antibody in new-onset type 1 diabetes mellitus. N Engl J Med. 2002 May 30;346(22):1692-8.

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