Stark steigende Tendenz zu Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) bei Kleinkindern
(17.09.2001) Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) schon im frühen Kindesalter werden immer häufiger beobachtet. Für diese Kinder ist es schwer, im späteren Leben zum Normalgewicht zurückzufinden.
Die häufig im Erwachsenenalter weiter bestehende Fettleibigkeit (Adipositas) führt zu einer Reihe von Folge-erkrankungen (Diabetes, Herzkreislauf-erkrankungen, Gelenkbeschwerden u.a.) und einem erhöhten Sterberisiko.
In einer Querschnittsstudie der Universität Liverpool konnte die Zunahme der Anzahl übergewichtiger und fettleibiger (adipöser) Kleinkinder zwischen 1989 und 1998 erneut belegt werden. Die Daten wurden im Rahmen der "6 Wochen" -Untersuchung (28 bis 90 Tage nach der Geburt) und einer Eignungsuntersuchung für die Vorschule (3 bis 4 Jährige) routinemäßig erhoben. Mitarbeiter eines ambulanten medizinischen Dienstes untersuchten Körpergröße (cm), Gewicht (kg) und Geburtsdatum von 35.000 Säuglinge und 28000 Vorschulkindern. Aus den Gewichts- und Größenangaben der Vorschulkinder wurde der body mass index (BMI) errechnet. Körpergröße, Gewicht und BMI wurden dann mit Wachstumstabellen aus den British Growth Reference Charts verglichen. Für diese Gruppe von Kleinkindern wurde eine erhebliche Zunahme des altersentsprechenden Körpergewichtes und des BMI beobachtet, während die Entwicklung der Körpergröße gleich blieb. Außerdem zeigte sich, dass die Gewichtszunahme nicht bereits im Säuglingsalter (0 - 1 Jahr), sondern erst im Kleinkindes- (1 - 3 Jahre) bzw. Vorschulalter (3 - 6 Jahre) beginnt.
Der body mass index (BMI) wird aus dem Gewicht und der Körpergröße nach folgender Formel berechnet: Gewicht (kg)/Körpergröße (m)2.
Bei Erwachsenen ist der BMI ein hilfreicher Parameter für die Bewertung von Übergewicht. Bei Kindern allerdings, deren Körperproportionen und Fettreserven sich in verschiedenen Entwicklungsstufen stark von denen Erwachsener unterscheiden, müssen die Grenzewerte für Übergewicht und Fettleibigkeit anders definiert und auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Derzeit erfolgt eine weltweite Abstimmung bezüglich der Definition von Übergewicht und Fettleibigkeit im Kinder- und Jugendalter anhand des BMI. Die International Obesity Task Force hatte bislang empfohlen, als Grenzwert für Übergewicht bei Kindern ein Gewicht oberhalb der 80. Perzentile zu definieren. Das heißt, dass ein Kind, das schwerer als 80% seiner Altersgenossen ist, als übergewichtig eingestuft wird. Dieser Grenzwert entspricht in etwa einem BMI von 25 und damit der Definition von Übergewicht bei Erwachsenen. In der vorliegenden Studie wurde die 85. Perzentile als Grenzwert definiert. Die Autoren dieser Studie weisen mit Recht auf die Notwendigkeit einer Konsensbildung hin, damit sich Daten aus verschiedenen Studien vergleichen lassen.
Die zunehmende Zahl übergewichtiger Kinder stellt nach Ansicht der Autoren eine besorgniserregende Entwicklung dar. Um dieser Entwicklung zu begegnen, fordern sie für die Zukunft wirkungsvolle Programme zur Prävention von Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas).
Ein wünschenswertes Körpergewicht kann sowohl durch regelmäßige körperliche Bewegung als auch durch eine gesunde fettarme Ernährung erreicht werden. Geeignete Präventionsprogramme (z.B, in den Kindergärten) müssen speziell auf diese Altersgruppe zugeschnitten sein.
Anja Neufang-Sahr, Prof. Dr. Hans Hauner, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Bundred P, Kitchiner D, Buchan I: A population based study demonstrating an increase in the number of overweight and obese children between 1989 and 1998; British Medical Journal 2001, Feb 10; 322 (7282); 326-8 PMID: 11159654
Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. Scherbaum |