Neuropathie-Früherkennung: „Jugend forscht“ entwickelt neues Gerät
(21.01.2005) Im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend forscht“ haben zwei 15jährige Gymnasiasten aus Meerbusch ein neuartiges Gerät zum einfachen Nachweis einer symmetrischen Nervenschädigung (Neuropathie) an Füßen und Unterschenkeln entwickelt. Unterstützt wurden sie dabei von Herrn Prof. Dan Ziegler vom Deutschen Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, einem der weltweit führenden Wissenschaftler in der Erforschung insbesondere der diabetischen Neuropathie und der Firma Schweers Informationstechnologie GmbH.
Mit ihrer Arbeit, aus der das Gerät „Neuroquick“ resultierte, wurden die beiden Erfinder mit einem Preis bei „Jugend forscht“ und mit dem Sonderpreis der Hochschule Niederrhein ausgezeichnet.
Bei der symmetrischen Neuropathie tritt an Füßen und Unterschenkeln eine Funktionseinschränkung der dünnen, unbemarkten Nervenfasern auf, von denen das Temperaturempfinden abhängt. Dabei kommt es zu einer Abnahme beziehungsweise zu einem Verlust der Sensibilität der Haut gegenüber verschiedenen Reizen wie zum Beispiel Temperatur und damit zu einer Veränderung der subjektiven Wahrnehmung von Hautreizen. Diese Empfindungsstörung konnte bisher nur durch zeitraubende und teure Schwellenmessungen der Wärme- und Kältewahrnehmung festgestellt werden.
Das neue Gerät Neuroquick hingegen ist klein, handlich und passt in jede Kitteltasche. Es ermittelt die Empfindungsstörung basierend auf dem sogenannten Wind-chill-Prinzip, das heißt auf dem Effekt, den Windbewegungen auf die Kältewahrnehmung haben. Schon geringe Luftbewegungen auf der Haut erzeugen ein deutlich kälter empfundenes Gefühl der Temperatur auf der Haut, als es der tatsächlichen Umgebungstemperatur entspricht. Der Neuroquick wird bei der Messung ohne Berührung des Patienten im konstanten Abstand, kontrolliert durch zwei rote Laserdioden, vor den Fußrücken gehalten. Die Abstufung der 10 verschiedenen Windgeschwindigkeiten des Neuroquick entspricht dem Schweregrad der Nervenstörung.
Eine herabgesetzte Temperaturempfindung im Fußbereich (Thermhypästhesie) ist ein frühes Zeichen einer sensiblen Neuropathie. Je stärker die Temperaturempfindung herabgesetzt ist, desto schwerer ist die Neuropathie, die wiederum die Ausbildung von Fußwunden beim diabetischen Fuß begünstigt. Eine möglichst frühe Erkennung der diabetischen Neuropathie kann somit durch geeignete Maßnahmen helfen, die schwere Folgeerkrankung des diabetischen Fußes zu verhindern.
Das Gerät wurde bereits in Studien auch in der klinischen Anwendung getestet. In einer im letzten Jahr auf der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) in München vorgetragenen Studie erwies sich der Neuroquick als sehr nützlich zur Bestimmung des Schweregrades der Neuropathie am Patientenbett oder während der körperlichen Untersuchung. Im Ergebnis ist das Gerät sogar vergleichbar mit wesentlich aufwendigeren Methoden zur Bestimmung des Schweregrades einer Neuropathie. Im Vergleich zu derzeit verfügbaren ähnlich einfachen Instrumenten wie der Stimmgabel erkennt Neuroquick die Neuropathie deutlich früher.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. med. Dan Ziegler, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Deutsche Diabetes-Klinik
Quelle: Validation of a novel screening device for quantitative assessment of small nerve fibre dysfunction as an early feature of diabetic polyneuropathy. D. Ziegler1, E. Siekierka-Kleiser1, B. Meyer2, M. Schweers2; Diabetologia 2004; 47 (Suppl. 1). OP 15, 88:A34. Vortrag auf der Jahrestagung der Europäischen Diabetes-Gesellschaft (EASD) vom 05. bis 09. September 2004 in München. 1 German Diabetes Clinic, German Diabetes Center, Leibniz Institute at the Heinrich Heine University, Düsseldorf, GERMANY, 2 Schweers Informationstechnologie GmbH, Meerbusch, GERMANY |