(05.12.2003) Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, welche mit einem erhöhten Risiko schwerer Begleiterkrankungen wie Blindheit, Neuropathien und anderen Komplikationen einhergeht, sofern der Diabetes nicht unter Kontrolle ist. Bisher ist nur wenig bekannt über die vergleichende, den Diabetes betreffende Risikowahrnehmung unter medizinischen Experten bzw. praktizierenden Ärzten.
Foto: AOK-BundesverbandUm dies zu untersuchen, wurde die Risikowahrnehmung bezüglich der Entwicklung eines Diabetes bei 535 nicht-diabetischen Ärzten untersucht. Die Teilnehmer waren zu 86 Prozent männlich, das Durchschnittsalter betrug 49 Jahre. 66 Prozent der Teilnehmer waren kaukasischer und 24 Prozent asiatischer Herkunft. Bei fast 37 Prozent wurde ein erhöhtes Risiko festgestellt, einen Diabetes zu entwickeln. Über 91 Prozent waren Ärzte für Innere Medizin oder Hausärzte.
Der Vergleich zwischen Ärzten mit hohem Risiko (Anzahl n = 196) und niedrigerem Risiko (Anzahl n = 313) für die Entwicklung eines Diabetes, zeigte eine höhere Risikoeinschätzung bei den Personen, die auch ein erhöhtes Risiko tragen, an einem Diabetes zu erkranken.
Jedoch zeigten sich bei fast 50 Prozent der Ärzte mit einem höheren Risiko eine optimistische Haltung, daß sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit einen Diabetes entwickeln im Vergleich zu anderen Personen desselben Alters und desselben Geschlechts. Ein Grund für diese optimistische Einschätzung könnte in der erhöhten Selbstwahrnehmung für die eigene Gesundheit oder der medizinischen Fachkompetenz der einzelnen Mediziner liegen. Frauen (Anzahl n = 75) gaben eine höhere Wahrnehmung der Risiken von Umweltfaktoren an als Männer. Personen asiatischer Herkunft (Anzahl n = 126) schätzten die Risikoentwicklung, an einem Diabetes zu erkranken, höher ein als Weiße (Anzahl n = 355).
Die Mitteilung von Risiken ist ein interaktiver Prozess, der dazu benutzt wird, die breite Öffentlichkeit über die Risikoeinschätzung von Experten zu informieren. Die Resultate dieser Studie zeigten, daß Menschen aus verschiedenen ethnischen Gruppen und unterschiedlichen Geschlechts dem Begriff "Risiko" auch eine unterschiedliche Bedeutung beimessen. Für die Prävention des Diabetes ist eine effektive Kommunikation über Risiken und der richtige Einsatz vorbeugender Maßnahmen entscheidend.
Gunilla Erdmann, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Walker et al., Risk Perception for Developing Diabetes. Diabetes Care 2003 September 26: 2543-2548 |