Entzündungsmarker und das Risiko der Entwicklung eines Typ 2 Diabetes
(17.05.2004) In der Vergangenheit beschäftigten sich viele Studien mit der Frage der verstärkten Inflammation, das heißt der Entzündung im Körper und deren Einfluss auf die Krankheitsentstehung. Es mehren sich nun zunehmend Daten die zeigen, dass die Inflammation das Bindeglied darstellen könnte, das die beiden Erkrankungen Atherosklerose und Typ 2 Diabetes ursächlich verbindet.
In der bekannten Fachzeitschrift „Diabetes“ sind im März 2004 die Ergebnisse einer großen Studie erschienen, die sich mit dieser Frage unter Verwendung von verschiedenen Markern beschäftigt hat. Marker sind unter anderem im Blut vorkommende Substanzen, die auf einen Krankheitszustand - in diesem Fall die Inflammation - hindeutende Strukturkennzeichen darstellen.
In dieser Studie hat man Blutproben aus den Jahren 1989 bis 1990 von Krankenschwestern aus der 1976 mit über 120.000 Teilnehmerinnen durchgeführten Nurses Health Study ausgewertet. Zu Studienbeginn hatten 32.826 Krankenschwestern keinen Diabetes, keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen und keinen Krebs und konnten in diese neue Analyse einbezogen werden.
Während der Beobachtungszeit bis zum Jahre 2000 traten 737 neue Diabetes-Erkrankungen auf. Die demographischen Daten dieser Gruppe mit neuaufgetretenen Diabetes-Erkrankungen wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen, die aus allen Teilnehmern ohne Diabetes aber mit ähnlichem Alter, Volksgruppe, Body-Mass-Index und anderem zusammengestellt wurde.
Ergebnisse:
Wie zu erwarten, lag der Body-Mass-Index (BMI) bei Diabetikerinnen (30,3 kg/m2) höher als bei Nichtdiabetikerinnen (26,2 kg/m2). Die körperliche Aktivität war in der Diabetikerinnen-Gruppe niedriger, der Bauchumfang größer. Diabetikerinnen nahmen weniger Alkohol zu sich als die Nicht-Diabetikerinnen und ein aus verschiedenen Ernährungsparametern errechnete Diät-Score war niedriger als in der Kontrollgruppe.
Nach statistischer Anpassung an verschiedene Einflussparameter des Lebensstils und den Body-Mass-Index waren die drei Entzündungsmarker TNF-alpha-Rezeptor2, C-reaktives Protein (CRP), Interleukin (IL)-6 Vorhersagefaktoren für die Entstehung eines Typ 2 Diabetes, denn je höher die Werte anfangs waren, umso höher war das Risiko, im Laufe der Studie an Diabetes zu erkranken.
Bei erhöhtem CRP war das Risiko, an einem Diabetes zu erkranken, höher. Bei erhöhtem TNF-Alpha-Rezeptor2 steigt das Risiko für Typ 2 Diabetes um etwa 60 Prozent an. Bei erhöhtem IL-6 erhöht sich das Risiko um etwa das 200 Prozent, bei erhöhtem CRP um etwas 400 Prozent. Wenn man alle drei Marker in die Analyse mit einbezieht, ist das Risiko für Typ 2 Diabetes bei erhöhtem CRP um das 4-fache erhöht. Das bedeutet, dass sich vor allem CRP als bedeutsamer Vorhersagefaktor für das Risiko der Entstehung eines Typ 2 Diabetes herausgestellt hat, während die übrigen 2 Marker weniger bedeutsam sind.
Schließlich wurde noch unterschieden, ob Aspirin eingenommen wurde oder nicht, wobei eine Aspirineinnahme von als mehr als einmal pro Woche als regelmäßig galt. Das Risiko für die Entwicklung eines Typ 2 Diabetes lag in der Gruppe ohne Aspirineinnahme wesentlich höher als in der Gruppe mit regelmäßiger Aspirineinnahme. Dies weist darauf hin, dass eine Behandlung mit Aspirin das Risiko für einen Typ 2 Diabetes abschwächt. Aus den vorliegenden Daten ist zu schließen, dass die Inflammation eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Typ 2 Diabetes spielt. Wenn man die beiden untersuchten Zytokine und das CRP nebeneinander stellt, zeigt das CRP offenbar einen höheren Einfluss auf die Entstehung des Typ 2 Diabetes. CRP ist offenbar nicht nur ein Marker für das Risiko eines Typ 2 Diabetes, sondern möglicherweise ursächlich an dessen Entstehung beteiligt.
Prof. Dr. med. Dan Ziegler, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Hu FB, Meigs JB, Li TY, Rifai N, Manson JE: Inflammatory markers and risk of developing type 2 diabetes in women. Diabetes. 2004;53(3):693-700. |