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    Bevölkerungsstudie zur Häufigkeit des unentdeckten Diabetes mellitus (KORA-Survey)
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    Bevölkerungsstudie zur Häufigkeit des unentdeckten Diabetes mellitus (KORA-Survey)

    (21.02.2003) Für Deutschland gab es bisher keine Untersuchungen zur Häufigkeit des unentdeckten Diabetes in der Bevölkerung. Ein nicht behandelter Diabetes stellt eine erhebliche Bedrohung für die Gesundheit dar: in Studien aus den USA und europäischen Nachbarländern hatten bis zu 20% der bis dahin unentdeckten Diabetiker Schädigungen an der Netzhaut und damit ein hohes Erblindungsrisiko, bei 10% dieser Patienten waren bereits Nierenschäden nachweisbar.


    Dr. med. Rathmann bei der Pressekonferenz zur KORA-Studie im Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
    Dr. med. Rathmann bei der Pressekonferenz zur KORA-Studie im Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf

    Unter dem Namen "Leben und Gesundheit in der Region Augsburg" fand vom Oktober 1999 bis April 2001 in der Region Augsburg eine Untersuchung zum Gesundheitszustand der Bevölkerung statt (KORA Survey 2000). Unter der wissenschaftlichen Leitung des Deutschen Diabetes-Forschungsinstitutes (Universität Düsseldorf) zusammen mit dem GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit in Neuherberg bei München wurden über 1300 zufällig über die Einwohnermeldeämter ausgewählte Personen im Alter 55 bis 74 Jahre auf das Vorliegen eines bisher unentdeckten Diabetes untersucht.

    Das Untersuchungsprogramm umfasste neben einem standardisierten Blutzuckertest (OGTT: oraler Glukosetoleranztest) u.a. die Bestimmung von Größe und Gewicht sowie von Blutwerten für gesundheitliche Risikofaktoren.

    Hauptergebnisse:

    · Die Häufigkeit des unentdeckten Diabetes bei den 55 bis 74jährigen lag
    bei 8,2%. Sie war etwa so hoch wie die des bekannten Diabetes mit 8,4%.

    · Verglichen mit den Ergebnissen anderer europäischer Studien scheint die Diabeteshäufigkeit in Deutschland damit zu den höchsten in Europa zu zählen.

    · Männer wiesen häufiger als Frauen einen unentdeckten Diabetes auf. Dies zeigte sich besonders bei den 55-60jährigen.

    · Personen mit unentdecktem Diabetes hatten ähnlich häufig Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen wie Personen mit bekanntem Diabetes und damit ein ähnlich hohes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

    · Nur etwa 60% der Untersuchten wiesen einen normalen Zuckerstoffwechsel auf, die übrigen hatten einen Diabetes oder andere Zuckerstoffwechselstörungen
    (verminderte Glukosetoleranz; IGT: Impaired glucose tolerance).

    · Eine verminderte Glukosetoleranz (IGT) als "Vorstadium" des Typ 2-Diabetes wurde bei 16% der 55-74jährigen gefunden. Von diesen werden pro Jahr etwa 6% einen Typ 2-Diabetes entwickeln.

    Entstehungsbedingungen für den Typ 2-Diabetes sind v.a. Übergewicht und Bewegungsmangel, wo Deutschland leider zu den "Spitzenreitern" in Europa zählt. Derzeit werden etwa 20% der deutschen Bevölkerung als übergewichtig eingestuft. Neben der Primärprävention des Typ 2-Diabetes durch Gewichtsreduktion und vermehrte körperliche Aktivität ergeben sich aus den KORA-Daten folgende Konsequenzen:

    · Die Anstrengungen zur Früherkennung des Diabetes in Deutschland müssen intensiviert werden.

    · Diese Früherkennung sollte sich vor allem auf Personen mit bekannten Risikofaktoren konzentrieren, da hier die Erkennungsrate besonders hoch ist.

    · Anhand der Augsburger Daten hat eine von drei Personen im Alter von 55-74 Jahren mit erhöhtem Körpergewicht, Bluthochdruck, erhöhten Blutfetten und erblicher Vorbelastung durch die Eltern einen unentdeckten Diabetes.

    · Etwa 60% der Personen mit unentdecktem Diabetes in der Augsburger Studie hätten allein durch eine morgendliche Messung des Blutzuckers im Nüchternzustand identifiziert werden können.

    · Bei Personen mit den o.g. Risikofaktoren sollte daher v.a. in der hausärztlichen Betreuung vermehrt an das mögliche Vorliegen eines unentdeckten Diabetes gedacht und die Bestimmung der Nüchternglukose durchgeführt werden.


    Pressekonferenz zur KORA-Studie im Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
    Pressekonferenz zur KORA-Studie im Deutschen Diabetes Forschungsinstitut Düsseldorf


    Dr. med. Wolfgang Rathmann MSPH (USA), Abteilung Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
    Pressekonferenz zur Kora-Studie, 20.02.02

    Publikation:
    Rathmann W, Haastert B, Icks A, Löwel H, Meisinger C, Holle R, Giani G.
    High prevalence of undiagnosed diabetes mellitus in Southern Germany: target populations for efficient screening.
    The KORA Survey 2000
    Diabetologia (im Druck)

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