Die Messung des Nüchternblutzuckers reicht nicht aus, um einen Diabetes und das damit verbundene Risiko auszuschließen
(03.07.2001) Beim Kongress der Amerikanischen Diabetes-Gesellschaft in Philadelphia (USA) Ende Juni 2001 stellte Professor Jaako Tuomilehto von der Universität Helsinki die neuen Daten zur DECODE-Studie vor.
Dabei geht es um die Frage, welche Beziehung zwischen einem erhöhten Nüchternblutzucker oder einem erhöhten Zweistundenwert des Blutzuckers nach Zuckerbelastung und dem Risiko für Herzkreislauferkrankungen oder Todesfälle vorliegt. Die Normwerte für den Blutzucker sind sowohl durch den Nüchternblutzucker, als auch durch den BZ-Anstieg im oralen Glukosetoleranztest definiert. Die Grenzwerte waren bisher alleine vom Risiko für mikroangiopathische Veränderungen an den Augen (Veränderungender kleinsten Blutgefäße der Netzhaut:Retinopathie) abgeleitet worden. Bei der DECODE-Studie wurden insgesamt Daten von mehr als 25 000 Personen aus 14 europäischen Zentren analysiert, bei denen ein oraler Glukosetoleranztest durchgeführt worden war und eine Langzeitbeobachtung bezüglich der nachfolgenden Herzkreislauferkrankungen oder Todesfälle verfügbar war. Die Nachbeobachtungszeit betrug bis zu 28 Jahren, im Durchschnitt 8,8 Jahre. Es zeigte sich, dass das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, wie Herzinfarkt und Schlaganfall und Todesfälle um so höher war, je höher der Zweistundenwert des Blutzuckers nach Glukosebelastung ausfiel. Der Nüchternblutzuckerwert war zwar stabiler, er zeigte aber das Risiko für spätere Herzkreislauferkrankungen und Todesfälle weniger stark an. Professor Tuomilehto konnte zeigen, dass insbesondere bei älteren Menschen zwischen 60 und 89 Jahren häufig eine gestörte Glukosetoleranz nachweisbar ist, ohne dass der Nüchternblutzucker oder der 2-Stundenwert sicher erhöht ist. Daraus ergibt sich, dass bei Risikopersonen der orale Glukosetoleranztest durchgeführt werden muss und dass die Bestimmung des Nüchternblutzuckers das wahre Risiko nicht anzuzeigen vermag.
Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut
Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum |