Behandlung diabetischer Magenlähmung durch Botulinumtoxin-Injektion
(17.12.2004) Bei der Magenlähmung (Gastroparese) handelt es sich um eine Magenentleerungsstörung, bei der es ohne mechanische Ursache zu einer Verzögerung des Weitertransports der aufgenommenen Nahrung kommt. Die Magenlähmung ist eine häufige Spätfolge bei über lange Zeit bestehendem Diabetes. Zu den häufigsten Symptome einer Magenlähmung zählen: frühes Sättigungsgefühl, Übelkeit, Erbrechen, Magersucht, Gewichtsverlust sowie Magenschmerzen. Die Behandlungsmöglichkeiten sind bisher sehr begrenzt.
In einer kürzlich veröffentlichten Arbeit wird eine neue Behandlungsmethode für Patienten mit sehr ausgeprägter Magenlähmung untersucht. Grundlage der Studie ist die Beobachtung, dass bei Patienten mit diabetischer Magenlähmung ein länger anhaltender Verschluss des Magenausgangs (Pylorospasmus) beobachtet wird. Die Autoren versuchen durch Injektion des Muskel-/Nervengiftes Botulinumtoxin die Dauer des Verschlusses des Magenausganges zu verkürzen.
In der Studie wurden bei 8 Patienten mit schwerer Magenlähmung mittels einer Magenspiegelung 200 Einheiten Botulinumtoxin in den „Magenausgangsmuskel“ injiziert. Vor und nach der Behandlung mit Botulinumtoxin wurde bei den Patienten die Magenentleerungszeit mittels einer Testmahlzeit mit einem nuklearmedizinisch nachweisbaren Marker bestimmt. Des Weiteren wurde mittels einer Magensonde eine Druckmessung an verschiedenen Punkten im Magen und Zwölffingerdarm vor und nach einer Mahlzeit durchgeführt. Jeder Patient musste vor sowie eine Woche, vier, sechs und acht Wochen nach der Botulinumtoxininjektion einen international anerkannten Fragebogen mit Fragen zu typischen Beschwerden einer Magenlähmung beantworten. Der Fragebogen enthielt 12 Fragen die je nach Schweregrad der Symptome mit 0 bis 3 Punkten zu beantworten waren.
Durch die Behandlung mit Botulinumtoxin kam es bei allen teilnehmenden Patienten zu einer deutlichen Besserung der für eine Magenlähmung typischen Beschwerden (im Mittel sank die Punktzahl in dem Fragebogen von 27 auf 12). Bei der Untersuchung des Schließmuskeldruckes kam es bei allen Patienten sowohl zur Abnahme der Verschlusszeit als auch des Druckes des Magenausgangsmuskels und die Magenentleerungszeit verkürzte sich im Durchschnitt von 339 auf 227 Minuten. Bei der gesamten Studie traten keine behandlungsbedingten Komplikationen auf.
Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr ermutigend! Vor einer allgemeinen Zulassung der Botulinumtoxininjektion zu Behandlung der diabetischen Magenlähmung muss jedoch die Untersuchung mit einer größeren Fallzahl in einer kontrollieren doppeltverblindeten Studie wiederholt werden.
Dr. med. Konrad Bode, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich Heine-Universität Düsseldorf, Deutsche Diabetes-Klinik
Quelle: The treatment of diabetic gastroparesis with botulinum toxin injection of the pylorus. Lacy BE, Crowell MD, Schettler-Duncan A, Mathis C, Pasricha PJ. Diabetes Care 2004 Oct; 27(10):2341-7.
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