Diabetische Polyneuropathie: Hilfe durch Nabelschnurblut?
(10.08.2005) Eine Nervenschädigung (Polyneuropathie) ist die häufigste Komplikation eines Diabetes mellitus. Sie beeinträchtigt die Wahrnehmung von Reizen und Empfindungen sowie die Funktion von Organen und damit auch die Lebensqualität. Die Hauptursachen für Nervenschädigungen sind langfristig erhöhte Blutzuckerwerte und Schädigungen der Blutgefäße, die die Nerven versorgen. Ein Therapieansatz besteht darin, die Durchblutung medikamentös zu unterstützen.
In der Zukunft könnte der Einsatz von Stammzellen die Behandlung der diabetischen Polyneuropathie ermöglichen
Auch wenn blutgefäßerweiternde und gerinnungshemmende Substanzen dadurch die Funktion der Nerven verbessern, hält man weiterhin nach effektiveren Behandlungsmöglichkeiten Ausschau.
Eine weitere Therapieoption stellt die Behandlung mit endothelialen Vorläuferzellen dar. Diese Vorläuferzellen haben die Eigenschaft, in geschädigte Bereiche des Körpers zu wandern und dort in verschiedene Gewebe zu differenzieren und somit die geschädigten Zellen zu ersetzen. Viele Studien zuvor haben schon gezeigt, dass diese Vorläuferzellen das Potential haben, die Durchblutung in geschädigten Geweben zu verbessern. In dieser vorliegenden Studie wurden endotheliale Vorläuferzellen aus menschlichem Nabelschnurblut isoliert und in die Beinmuskulatur diabetischer Ratten injiziert.
Die Nervenleitgeschwindigkeit sowie die Durchblutung wurden verbessert. Histologische Untersuchungen belegten auch die Neubildung kleinster Blutgefäße. Mit Stammzellen wird derzeit in vielen Bereichen der Einsatz erprobt. Damit ist ein viel versprechender Ansatz für eine neue und wirksame Therapie der diabetischen Polyneuropathie gelungen. Da es sich jedoch um fremde und nicht körpereigene Zellen handelt, bleibt das Problem der Immunsuppression bestehen. Für eine weit fortgeschrittene schwere Polyneuropathie, bei der herkömmliche Therapiemaßnahmen nicht mehr ausreichend greifen, stellt die Gabe endothelialer Vorläuferzellen eine Behandlungsmöglichkeit in der Zukunft dar. Bis es jedoch soweit ist, müssen weitere Untersuchungen auch im Hinblick auf den langfristigen Erfolg durchgeführt werden. Nach wie vor ist die optimale Einstellung der Blutzuckerwerte die beste Möglichkeit, einer Polyneuropathie vorzubeugen.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Keiko Naruse et al. Therapeutic Neovascularization Using Cord Blood–Derived Endothelial Progenitor Cells for Diabetic Neuropathy. Diabetes 54:1823–1828, 2005
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