Adipositas - ein "gewichtiges" Gesundheitsproblem
(31.10.2001) Jährlich rund 35 Milliarden Mark Folgekosten in der Bundesrepublik - Internationales Symposium im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin-Buch
Eines der größten Gesundheitsrisiken moderner Gesellschaften ist die Fettsucht oder Adipositas. Menschen mit Übergewicht und Adipositas sind anfällig für Herzerkrankungen, Bluthochdruck (Hypertonie), für Typ 2 Diabetes, Arthritis, Brustkrebs und eine Vielzahl anderer Folgeerkrankungen. Die direkten Folgekosten der Adipositas belaufen sich allein in der Bundesrepublik nach Schätzungen auf jährlich 30 - 35 Milliarden Mark. Das entspricht etwa sieben bis acht Prozent der Gesamtkosten im Gesundheitssystem. Darauf hat Prof. Arya Sharma (Franz-Volhard-Klinik der Charité, Humboldt-Universität zu Berlin, Campus Berlin-Buch) im Vorfeld des "2. Internationalen Symposiums über Adipositas und Bluthochdruck, Genetik und Molekulare Mechanismen" (2nd International Symposium on Obesity and Hypertension, Genetics and Molecular Mechanisms) hingewiesen, das am Donnerstag, den 25. Oktober im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch eröffnet wird.
Trotz dieser "gewichtigen" Probleme ist es laut Prof. Sharma nicht gelungen, die Adipositas und ihre Folgen in den Griff zu bekommen. "Vielmehr mangelt es, trotz aktueller Verlautbarungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), nach wie vor den meisten Patienten, Ärzten und Gesundheitspolitikern an der Einsicht, dass es sich bei der Adipositas um ein eigenständiges und komplexes Gesundheitsproblem handelt, das einer langfristigen und spezialisierten Behandlung bedarf", erklärte er.
So nimmt die Zahl übergewichtiger Menschen, nicht nur in den Industriestaaten, sondern auch in den Ländern Asiens und Lateinamerikas rapide zu. Den Hauptgrund sehen Experten in der Übernahme "westlichen Lebensstils" in diesen Ländern und zunehmender Urbanisierung, verbunden mit energiereicher Ernährung und Mangel an Bewegung. Weltweit gelten über 250 Millionen Menschen als übergewichtig oder adipös. Von ihnen leben rund 150 Millionen in den USA. In den Ländern der Europäischen Union (EU) sind etwa 100 Millionen betroffen, vor allem in der Bundesrepublik, Großbritannien und Finnland.
Die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen, die genetischen und molekularen Mechanismen ihrer Entstehung sowie deren Behandlung stehen deshalb im Mittelpunkt des dreitägigen Symposiums, zu dem rund 200 Wissenschaftler und Kliniker aus den USA, Kanada, Japan, Australien und Europa nach Berlin kommen. Organisatoren sind Prof. Sharma, Prof. Friedrich Luft (Franz-Volhard-Klinik und Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, MDC, Berlin-Buch) und Dr. Achim Leutz (MDC).
Unterstützt wird das Symposium von der Europäischen Gesellschaft für Bluthochdruck, der Europäischen Vereinigung für die Erforschung der Adipositas und der Internationalen Adipositas Task Force sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem "High-Level Scientific Conference Programme" der Europäischen Union. Das erste internationale Sympo-sium über Adipositas und Bluthochdruck fand 1999 ebenfalls in Berlin statt.
Barbara Bachtler, Pressestelle, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC), Berlin, 22.10.01
Redaktion: Dr. med. M Stapperfend, Prof. Dr. med. W. Scherbaum |