Behandlung mit Tabletten -- Insulinsensitizer (Glitazone)
Substanzgruppe Insulinsensitizer gehören zu der Gruppe der Thiazolidindione und werden auch Glitazone genannt. Zur Zeit sind 2 Wirkstoffe auf dem Markt, die Pioglitazon und Rosiglitazon.
Wirkprinzip Insulinsensitizer sind sogenannte "Empfindlichmacher", das bedeutet, daß sie die Wirkung des körpereigenen Insulins an den Muskel- und Fettzellen verbessern. Sie greifen also direkt an der Insulinresistenz an, welches eine wesentliche Ursache des Typ-2-Diabetes darstellt. Wenn die Empfindlichkeit der Zielzellen für Insulin erhöht wird, kann die Glukose besser in diese Zellen gelangen. Dadurch werden die Blutzuckerwerte gesenkt und die Bauchspeicheldrüse wird entlastet, da sie nicht mehr vermehrt Insulin produzieren muss. Bei der Einnahme von Pioglitazon hat sich gezeigt, daß freie Fettsäuren reduziert und der Anteil des "guten Cholesterins" (HDL) erhöht wird.
Einsatzgebiet und Dosierung Glitazone kommen ausschließlich für die Behandlung des Diabetes Typ 2 in Frage und sind auch nur in Kombination mit anderen oralen Antidiabetika (Metformin oder Sulfonylharnstoffpräparate) zugelassen. Glitazone in Kombination mit Metformin: Zu Therapiebeginn werden in der Regel 4 mg Avandia oder 15 mg Actos pro Tag verordnet. Sollte mit dieser Dosierung nach 8 Wochen der Stoffwechsel nur unbefriedigend eingestellt sein, kann die Dosis auf maximal 8 mg Avandia oder 45 mg Actos erhöht werden. Glitazone in Kombination mit Sulfonylharnstoffpräparaten: In Kombination mit Sulfonylharnstoffpräparaten sind maximal 4 mg Avandia pro Tag indiziert. Bei Actos können bis zu 45 mg pro Tag verabreicht werden. Es liegen keine Erfahrungen mit höheren Dosen vor.
Nebenwirkungen in Kombination mit Metformin und Sulfonylharnstoffen Unter der Einnahme von Glitazonen kann es zu einer Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme) und einer dadurch bedingten Gewichtszunahme kommen. Gelegentlich treten Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden auf. Ferner kommt es gelegentlich zu einer Erhöhung des Blutvolumens und einem daraus resultierenden leichten Abfall des Blutfarbstoffes (Hämoglobin). Dieser Zustand wird als Blutarmut (Anämie) bezeichnet. Die Anwendung der Glitazone ist beim Vorliegen einer klinisch bedeutsamen Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kontraindiziert.
Grenzen der Tablettenbehandlung
Typ 2 Diabetiker, welche mit blutzuckersenkenden Tabletten eingestellt werden, stellen oft zu hohe Anforderungen an ihre "Zuckertabletten". Sie erhoffen sich durch die Einnahme optimale Blutzuckerwerte, sind aber zum Teil wenig motiviert, ihren Lebensstil bezüglich ihrer Ernährung und der oft mangelnden Bewegung zu ändern. Die Möglichkeit der daraus resultierenden Herz-Kreislauf-Komplikationen und der oft erschwerten Umstellung auf eine Insulin-Therapie, werden von einem Teil der behandelten Diabetiker ignoriert. Es ist sicherlich nicht einfach, einen Lebensstil, der sich zum Teil über Jahrzehnte etabliert hat, drastisch zu verändern. Diese Änderungen tragen jedoch zu einer stark verbesserten Behandlungsmöglichkeit unter Verminderung von eventuell auftretenden Spätkomplikationen bei.
Wertung der einzelnen Medikamente
Bewertung Insulinsensitizer (Glitazone) verbessern die Insulinresistenz. Eine Stimulation der insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauschspeicheldrüse und ein Anstieg des Insulinspiegels werden dadurch nicht bewirkt. Glitazone sind relativ nebenwirkungsarm. Einschränkungen bei erhöhten Leberwerten sind begründet durch schwere Leberschäden, die mit dem inzwischen vom Markt genommenem Präparat Troglitazon aufgetreten waren. Mit Rosiglitazon und Pioglitazon sind solche Nebenwirkungen jedoch nicht gehäuft aufgetreten. Glitazone sind zur Zeit nur für eine Kombinationstherapie mit den oralen Antidiabetika vom Typ der Sulfonylharnstoffe und/oder mit Metformin zugelassen. Die eventuell spätere Erweiterung der Indikationsstellung auf eine Monotherapie oder die Kombination mit Insulin ist von der Vorlage weiterer Studienergebnisse abhängig.
Kontraindikation Glitazone dürfen nicht bei Patienten mit einer gestörte Leberfunktion oder Herzschwäche (Herzinsuffizienz) eingesetzt werden. Für den Fall, daß eine Schwangerschaft besteht oder geplant wird, dürfen Glitazone ebenfalls nicht angewendet werden.
Gunilla Erdmann; Prof. Dr. med. Werner Scherbaum (Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf) |