(13.10.2003) Die Influenzawelle im vergangenen Winter war mit geschätzten 12.000 bis 20.000 influenzabedingten Todesfällen stärker als in den vergangenen Jahren. "Diese Zahlen zeigen, wie gefährlich die echte Virusgrippe ist. Daher sollten sich alle gefährdeten Personen in den nächsten Wochen und Monaten impfen lassen", betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.
Eine besondere Gefährdung stellt die Infektion mit dem Influenzavirus für Personen mit bestimmten Grundleiden und für ältere Menschen dar. Bei ihnen kommt es im Krankheitsverlauf häufiger zu Komplikationen wie bakteriellen Lungenentzündungen, die tödlich enden können.
Wichtig ist die Influenza-Impfung aber auch für Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr. Obwohl in Krankenhäusern, Altenheimen oder Arztpraxen nicht nur ein erhöhtes Risiko besteht, selbst an der Virusgrippe zu erkranken, sondern auch durch eine Infektion die Patienten dieser Einrichtungen zu gefährden, ist nur ein geringer Teil der Beschäftigten im Gesundheitswesen gegen Influenza geimpft.
In der Saison 2002/2003 hat das RKI in einer Untersuchung unter medizinischem Personal von Krankenhäusern und Altenpflegeheimen bei den teilnehmenden Institutionen einen Anstieg der Influenzaschutzimpfungsrate um etwa zehn Prozent verzeichnen können. "Diese positive Entwicklung geht auf die gezielte Impfinitiative der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in Krankenhäusern und Altenpflegeheimen zurück", unterstreicht Reinhard Kurth. Davor lag die Durchimpfungsrate des medizinischen Personals im Winter 2001/2002 gerade mal bei 15 Prozent.
Eine solche Initiative hat die AGI, deren Gesamtprojektleitung beim Robert Koch-Institut liegt, in diesem Jahr erneut gestartet, um die Influenza-Impfraten bei medizinischem Personal zu erhöhen. Im September erhalten die Betriebsärzte der deutschen Krankenhäuser und die Leiter von Alten- und Altenpflegeheimen wieder ein Aktionspaket. [...] Diese Initiative wird wie in den Vorjahren von wesentlichen Verantwortungsträgern im Gesundheitswesen mitgetragen.
Nach der Impfung benötigt das Immunsystem zwischen sieben und 14 Tagen, um einen vollständigen Immunschutz aufzubauen. Angst vor schweren Nebenwirkungen braucht niemand zu haben. "Die heute verfügbaren Grippeimpfstoffe sind gut verträglich. Zudem kontrolliert das Paul-Ehrlich-Institut jede Impfstoff-Charge und gibt sie erst dann zur Anwendung frei" erklärt Johannes Löwer, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Auch die Angst, durch die Impfung erst an Influenza zu erkranken, ist unbegründet: "Influenza-Impfstoffe können auf keinen Fall selbst eine Virusgrippe auslösen, da es sich um inaktivierte Impfstoffe handelt, die nur Teile des Erregers enthalten", betont Löwer. "Allerdings kann die Influenza-Impfung nicht gegen Erkältungskrankheiten mit grippeähnlichen Symptomen schützen, die von anderen Erregern als dem Influenzavirus verursacht werden", so Löwer. Dies werde häufig vergessen und eine solche Erkältungskrankheit dann als Versagen der Influenza-Impfung interpretiert.
Bis Anfang September konnte das PEI mehr als 15 Millionen Dosen Grippeimpfstoff freigeben, so dass die Impfung nun jederzeit möglich ist. Obwohl sich die Zusammensetzung des Impfstoffs der Saison 2003/2004 nicht von derjenigen der vergangenen Saison unterscheidet, wird die jährliche Wiederimpfung dennoch empfohlen, um den individuellen und den kollektiven Immunschutz so hoch wie möglich zu halten. [...]
Die meisten Impfstoffe sind für Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat geeignet. Allerdings wird bis zum vollendeten 35. Lebensmonat eine reduzierte Dosis verwendet. Ausschließlich zur Anwendung bei Erwachsenen, die 65 Jahre oder älter sind, stehen auch in dieser Saison adjuvantierte Impfstoffe zur Verfügung.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) empfiehlt die Influenza-Impfung für
- Personen über 60 Jahre,
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens - zum Beispiel chronische Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten und Diabetes und andere Stoffwechselkrankheiten, Immundefizienz, HIV-Infektion - sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen,
- Personen mit erhöhter Gefährdung, zum Beispiel medizinisches Personal, Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr, sowie Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute ungeimpfte Risikopersonen fungieren können. [...]
Gemeinsame Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts und des Paul-Ehrlich-Instituts
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