Gesunde mediterrane Diät - Mythos oder Wirklichkeit?
(03.11.2003) Mit der rapiden Änderung des Lebensstils haben sich gleichzeitig auch die Essgewohnheiten geändert. Die Menschen bewegen sich zu wenig und essen zu fett. Die Folge davon ist, dass weltweit mehr als 250 Millionen Menschen übergewichtig oder gar extrem übergewichtig (adipös) sind, und Epidemiologen gar von einer Epidemie sprechen. Übergewicht und Adipositas sind die Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen.
"Ärzte geben ihren Patienten deshalb dringend den Rat, abzunehmen, sich mehr zu bewegen und sich mit der traditionellen mediterranen Kost gesünder zu ernähren. Das heißt: Obst, Gemüse, Reis, Nudeln, Brot, Hülsenfrüchte, Olivenöl, Käse, Milch, Eier, Fisch und etwas Rotwein", sagte Prof. Anthony Kafatos von der Universität Kreta in Heraklion, Griechenland, auf dem 3. International Symposium zu Adipositas und Bluthochdruck am 25. Oktober im Kommunikationszentrum des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch.
"Allerdings ist die für die Gesundheit vorteilhafte mediterrane Kost von der Ernährungsweise der Menschen, die heute in der Mittelmeerregion leben, dramatisch verschieden", betonte Prof. Kafatos. Auf Kreta, der größten griechischen Insel mit über 500 000 Einwohnern, ist nach seinen Worten bereits ein Drittel der Kinder und mehr als die Hälfte der Erwachsenen übergewichtig oder adipös.
Wog ein Mann im mittleren Lebensalter in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Schnitt rund 68 Kilogramm, so wiege ein Mann heute rund 80 Kilogramm. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass fast fünf Prozent der Kinder auf Kreta und 18 - 44 Prozent der Erwachsenen mittleren Alters als Folge des Übergewichts eine Reihe von gesundheitlichen Problemen haben, die zusammen mit einer Insulinresistenz als Stoffwechselsyndrom bezeichnet werden", sagte Prof. Kafatos.
Der Mediziner führt den dramatischen Anstieg dieser Gesundheitsprobleme auf Kreta vor allem auf den vermehrten Konsum an Fleisch und anderen tierischen Produkten zurück. "Machten die gesättigten Fettsäuren in den Sechzigern noch etwa acht Prozent der Gesamtenergieaufnahme aus, sind es heute bereits 15 - 16 Prozent". Gleichzeitig hat die Aufnahme einfach gesättigter Fettsäure, zumeist also Olivenöl, abgenommen". Seine Schlußfolgerung: "Die gesundheitlichen Vorteile der traditionellen mediterranen Ernährungsweise gibt es, sie werden aber zum Mythos, wenn man sie auf die derzeit vorherrschende Kost im Mittelmeer bezieht."
Barbara Bachtler, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
|