Jede Minute zählt! - Beim Herzinfarkt sofort Rettungswagen alarmieren
(24.11.2003) In der Herzwoche vom 1. bis 8. November 2003 hatte die Deutsche Herzstiftung eine wichtige Botschaft: Beim Herzinfarkt ist schnelle medizinische Hilfe lebenswichtig. Nur so lässt sich Todesgefahr abwenden und ein größerer Schaden am Herz verhindern. Doch viele Betroffene warten erst einmal ab, statt sofort den Rettungswagen zu alarmieren. Die Bilanz: Fast 50 % überleben den Herzinfarkt nicht! 30 % sterben, noch bevor ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden kann.
Treten im Brustkorb starke Schmerzen oder ein massives Engegefühl auf, muss man sofort an einen Herzinfarkt denken. Häufig strahlen die Schmerzen in die Arme, die Schulterblätter, den Bauch, Hals oder Unterkiefer aus. Nichts ist dann wichtiger als schleunigst den Rettungsdienst zu alarmieren. Entweder über die 112 oder die örtliche Notrufnummer 19222, wie dies zum Beispiel in Baden-Württemberg, in Bayern und im Saarland zusätzlich möglich ist.
Eile ist deshalb angesagt, weil beim Herzinfarkt besonders in der frühen Phase oft lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten, zum Beispiel Kammerflimmern, "das ohne sofortige ärztliche Maßnahmen in wenigen Minuten zum Tod führt", erläutert das Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung Professor Dr. med. Helmut Gohlke, Herz-Zentrum Bad Krozingen. Außerdem droht sich der Herzinfarkt ohne rasche Therapie auszuweiten: Wird nämlich die zugrundeliegende Verstopfung des Herzkranzgefäßes nicht umgehend beseitigt - am besten im Herzkatheter-Labor durch einen Ballon-Katheter -, stirbt wegen des Blut- und Sauerstoffmangels immer mehr Herzgewebe ab. Und je größer der Schaden, desto stärker wird der Betroffene in seinem weiteren Leben beeinträchtigt sein. Selbst einfache Belastungen wie Treppensteigen können dann zur Qual werden.
Wichtig ist allerdings nicht nur für einen sofortigen Notruf zu sorgen, sondern auch an der richtigen Stelle anzurufen. Statt die 112 zu wählen, versuchen viele erst einmal, den Hausarzt zu erreichen. "Doch bei einem Herzinfarkt geht es um die sofortige Behandlung, die nur in einer Klinik erfolgen kann", betont Prof. Gohlke. Zu Missverständnissen führt auch immer wieder die Bezeichnung ärztlicher Not- bzw. Bereitschaftsdienst. Dabei handelt es sich nicht - wie viele glauben - um den Notarzt, sondern um einen ärztlichen Dienst, der an Wochenenden und Feiertagen oder auch nachts den Hausarzt ersetzt. Zum Beispiel, wenn bei einer Nierenkolik oder einer schweren Migräne-Attacke ärztliche Hilfe benötigt wird. Da der ärztliche Bereitschaftsdienst bei einem Herzinfarkt aber auch den Notarztwagen rufen würde, sollte man diesen Umweg vermeiden und auf jeden Fall direkt die 112 wählen, denn jede Minute zählt!
Akute Koronarereignisse des Jahres 2000 bei 25- bis 74-Jährigen. Der Herzinfarkt ist ein absoluter Notfall! Rund ein Drittel der 25- bis 74-Jährigen stirbt bei einem akuten Herzinfarkt oder dem plötzlichen Herztod bereits vor dem Erreichen der Klinik. Im Verlauf des Krankenhausaufenthaltes nimmt die Lebensgefahr dann deutlich ab.Zwei weitere Vorteile des Notarztwagens sind darin zu sehen, dass bereits vor Erreichen des Krankenhauses bei einem eventuell auftretenden Kammerflimmern sofort mit einem Defibrillator ein rettender Elektroschock verabreicht werden kann, wodurch ein regelmäßiger Rhythmus wiederhergestellt wird. Tritt hingegen im eigenen Auto unterwegs Kammerflimmern auf, ist keine Hilfe möglich. Also weder von Angehörigen mit dem Auto in die Klinik fahren lassen, noch sich gar selbst ans Steuer setzen! Der Notarzt sorgt darüber hinaus dafür, dass die Behandlung in der Klinik vorbereitet und nach Ankunft beschleunigt eingeleitet werden kann. Der Notarztwagen ist somit bei Verdacht auf Herzinfarkt das beste und - in vielen Fällen - lebensrettende Transportmittel.
Mitteilung der Deutschen Herzstiftung e.V. zur Herzwoche im November 2003 |