Menge und Art des Fettkonsums beeinflussen HbA1c-Wert
(22.02.2002) Der HbA1c-Wert lässt Schlüsse auf die Höhe des Blutzuckers in den vorausgegangenen 2 bis 3 Monaten zu. Damit ist er ein ausgezeichnetes Kriterium für die Qualität der Blutzuckereinstellung. Höhere HbA1c-Werte sind dabei ungünstiger, niedrigere günstiger.
In einigen Studien wurde bereits mehrfach gezeigt, dass eine große Gesamtfettaufnahme sowie eine große Aufnahme gesättigter Fettsäuren negative Auswirkungen auf die Höhe des Blutzuckerspiegels haben.
Die Auswirkungen der Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren sowie des Verhältnisses gesättigter und ungesättigter Fettsäuren in der Nahrung auf den Blutzuckerspiegel sind bisher jedoch nicht eindeutig erforscht.
In diesem Zusammenhang veröffentlichte kürzlich eine englische Forschergruppe Ergebnisse einer Studie über die Auswirkungen der Menge der Fettaufnahme oder der Art des aufgenommenen Fetts auf die Höhe des HbA1c- Wertes. Die 2759 Männer und 3464 Frauen, die an der Studie teilnahmen, waren im Alter von 40-78 Jahren und hatten keinen bekannten Diabetes. Sie sind eine Untergruppe einer Studie zur Untersuchung des Einflusses der Ernährung auf die Entwicklung von Krebs (Norfolk-Arm EPIC-Studie) und füllten Fragebögen zu Gesundheit, Lifestyle und Ernährungsgewohnheiten aus. So wurde eine Diabeteserkrankung ausgeschlossen und der individuelle Fettkonsum beurteilt. Alle gefundenen Beziehungen wurden unabhängig von Faktoren wie Gesamtenergie-, Protein-, Alkoholaufnahme, Alter, Geschlecht, Diabetes in der Familie, Body-Mass-Index, Verhältnis von Taille zu Hüfte, körperliche Aktivität und Rauchen ermittelt.
Die Forscher untersuchten u.a. die Beziehungen zwischen dem HbA1c-Wert und dem Gesamtfettkonsum sowie zwischen dem HbA1c-Wert und dem Verhältnis von mehrfach ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren. Je niedriger der Gesamtfettkonsum oder je größer das Verhältnis von mehrfach ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren war, desto niedriger war auch der HbA1c-Wert (und umgekehrt) und damit der Blutzuckerspiegel. Bekanntermaßen führt eine große Fettaufnahme häufig zu Übergewicht, das wiederum ein Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2 ist. In dieser Studie stand aber die Höhe des Fettkonsums auch unabhängig von Übergewicht in Beziehung zum HbA1c-Wert und damit zur Höhe des Blutzuckerwertes. Ein in anderen Studien gefundener Zusammenhang zwischen der Höhe der Gesamtfettaufnahme und Übergewicht konnte nicht bestätigt werden.
Die Aufnahme gesättigter Fettsäuren stand in positiver Beziehung zum HbA1c-Wert, d.h., je mehr gesättigte Fettsäuren, desto höher (und schlechter) der HbA1c-Wert. Für die Aufnahme von einfach ungesättigten oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren und dem HbA1c-Wert wurden hingegen keine Beziehungen gefunden. Hieraus geht hervor, dass der Einfluss auf den HbA1c-Wert durch das Verhältnis von mehrfach gesättigten zu ungesättigten Fettsäuren v.a. durch die Höhe der gesättigten Fettsäuren bestimmt wird.
Damit bringt diese Studie - wie bereits andere Studien zuvor - einen weiteren Nachweis, dass sich sowohl eine hohe Gesamtfettaufnahme als auch eine größere Aufnahme von gesättigten Fettsäuren unabhängig von Übergewicht negativ auf den Blutzuckerwert auswirken. Als Erklärung, wie die Höhe des Fettkonsums sich direkt auf die Höhe des Blutzuckerspiegels (HbA1c-Wert) auswirken kann, kommen unterschiedliche Mechanismen in Frage. Weiterführende Studien werden die Ursachen erforschen. Es wird bestätigt werden müssen, ob bereits kleine Änderungen der Fettaufnahme zur Senkung des HbA1c-Wertes führen können. Dies würde helfen, die diabetischen Folgeerkrankungen an Nieren, Herz, Gefäßen, Nerven und Füßen zu verringern oder zu verzögern.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf, 14.01.02
Quelle: Diabetes Care 24: 1911-1916, 2001 |