Tabletten statt Insulin?
(09.03.2000) Kürzlich berichteten Mitarbeiter der Merck Forschungslaboratorien in Rahway, NJ, USA über die Entdeckung eines kleinen Moleküls mit Insulin-ähnlicher Wirkung (1). Es handelt sich um einen Metaboliten (Abbauprodukt), welcher aus einem Pilz, Pseudomassaria genannt, isoliert wurde.
Dieser Pilz wächst in Regenwäldern in Afrika und wurde dort vor Jahren wegen seiner Blutglucosesenkenden Wirkung für die Forschung entdeckt. Seitdem wurden um die 50.000 Substanzen entweder chemisch sythetisiert oder aus dem Naturprodukt isoliert und auf ihre Blutglucose-senkende Eigenschaft untersucht. Dabei wurde ein kleines Molekül, der oben erwähnte Metabolit, entdeckt, welches direkt den intrazellulären Anteil des Insulinrezeptors aktiviert und die Aufnahme von Glucose in die Zelle auslöst. In weiteren Untersuchungen wurde das Molekül zwei Mausstämmen, welche einen Typ-2-Diabetes hatten, oral verabreicht. Bei täglicher Gabe des Moleküls wurde eine deutliche Senkung der Blutglucose erzielt. Das Molekül kann als Tablette eingenommen werden, weil es, im Gegensatz zu Insulin, nicht aus Eiweiß (Aminosäuren) besteht und somit nicht durch Verdauungsenzyme im Magen und Darm abgebaut wird. Diese Entdeckung läßt hoffen, dass es gelingt, eine "Pille" zu entwickeln, welche wie Insulin wirkt. Doch sind zuvor noch zahlreiche Untersuchungen an Tiermodellen mit Diabetes durchzuführen sowie Vorversuche am Menschen, bevor eine weitere Aussage über die mögliche Verfügbarkeit einer "Insulin-Pille" erlaubt ist.
Prof. Dr. med. Ursula Gleichmann, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Bei Zhang, Gino Salituro, Deborah Szalkowski, Zhihua Li, Yan Zhang, Inmaculada Royo, Dolores Vilella, Maria Teresa Diez, Fernando Pelaez, Caroline Ruby, Richard L. Kendall, Xianzhi Mao, Patrick Griffin, Jimmy Calay-cay, Juleen R. Zierath, James V. Heck, Roy G. Smith, David E. Moller: Discovery of a small molecule insulin mimetic with antidiabetic activity in mice. Science 284:974-977, 1999 |