Neues Messgerät zur unblutigen Zuckermessung in den U.S.A. auf dem Markt
(02.04.2001) Die in den U.S.A. nun zugelassene GlucoWatch ist ein Blutzuckermessgerät, das wie eine Uhr am Arm getragen wird. Das Gerät zieht Gewebsflüssigkeit durch die Haut aus dem Gewebe und misst die Zuckerkonzentration der Flüssigkeit. Über einen Zeitraum von 12 Stunden erscheint ein neuer Blutzuckerwert alle 20 Minuten für den Anwender sichtbar auf der Uhr. Bei Über- oder Unterzuckerungen schlägt die Uhr auch nachts Alarm.
Im Vergleich zur meist höchstens 4 mal täglich an der Fingerkuppe durchgeführten Blutzuckermessung sind die häufigeren Zuckerwerte der GlucoWatch hilfreich. Sie können dem Überschauen des täglichen Blutzuckerniveaus und als Wahrnehmungshilfe von Unter- und Überzuckerungen dienen. Die GlucoWatch ist aber zu diesem Zweck nicht zuverlässig genug und wurde nicht zum Zweck der alleinigen Zuckerkontrolle und Insulin-Dosisanpassung bei Diabetikern zugelassen.
Laut Mitteilung der U.S. amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) bestehen zwischen den an der Fingerkuppe gemessenen Blutzuckerwerten und den am Arm gemessenen Zuckerwerten der Gewebsflüssigkeit in bis zu 25% der Messungen Unterschiede von teilweise mehr als 30%. Dieses kann unterschiedliche Gründe haben. Bei sehr schnellem Blutzuckerabfall kann es einmal zu deutlichen Zeitverzögerungen zwischen den Zuckerwerten im Blut und in der Gewebsflüssigkeit kommen, so dass im Extremfall eine Unterzuckerung erst eine Stunde später in der Gewebsflüssigkeit feststellbar ist. Die Folgen einer alleinigen Blutzuckerkontrolle durch die GlucoWatch - wenn z.b. bei einer Autofahrt mit falsch hoch gemessenen Werten eine nicht wahrgenommene Unterzuckerung auftritt - sind vorstellbar. Außerdem treten bei Mischung der Gewebsflüssigkeit mit Schweiß z.t. starke Verdünnungseffekte auf, die zur Messung falscher Blutzuckerwerte führen.
Für Diabetiker mit gut eingestelltem Zuckerstoffwechsel sind gelegentliche Blutzuckermessungen an der Fingerkuppe meist völlig ausreichend. Eine Blutzuckermessung alle 20 Minuten würde ohne Konsequenzen bleiben. Bei Diabetikern mit stark schwankenden Blutzuckerwerten hätten häufigere Messungen der Blutzuckerwerte manchmal auch Anpassungen der Insulindosis zur Folge. Diese sollten aber wegen o.ä. Unzuverlässigkeit der GlucoWatch nicht ohne zusätzliche Überprüfung des Blutzuckerspiegels an der Fingerkuppe erfolgen. Es ist zu überlegen, ob nicht durch die vorkommenden Fehlmessungen der Nutzer unnötig beunruhigt wird und dadurch der mögliche Nutzen von mehr Verlaufsinformation in Frage gestellt wird.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. Theodor Koschinsky, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf |