Umwandlung von Leberzellen in Insulin-produzierende Zellen
(15.05.2000) Kürzlich ist israelischen Forschern im Tierversuch die gezielte Umwandlung von Leberzellen in Inselzell-ähnliche Zellen gelungen. Diese schütten dann in Abhängigkeit vom Blutzucker Insulin aus. Das könnte ein Durchbruch bei der Erforschung neuer Therapieansätze für Typ-1 Diabetiker sein.
Dr. Sahrah Ferber und ihre Mitarbeiter vom Sheba Medizinischen Zentrum in Tel-Hashomer in Israel haben das Gen PDX-1, welches die Insulinproduktion reguliert, mit Hilfe von Viren in Leberzellen von Mäusen eingeschleust. Anschließend wurde der Insulinspiegel im Blutplasma gemessen. Dieser war um das Dreifache erhöht im Vergleich zu den Kontrolltieren. Ebenfalls stieg der Anteil an Insulinvorstufen in der Leber, die zu biologisch aktivem Insulin umgebaut werden können. Auch bei Mäusen, die auf Grund einer Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse selbst kein Insulin mehr produzieren können, war diese Behandlung erfolgreich.
Nur etwa 60% der Leberzellen werden in Insulin-sezernierende Zellen umgewandelt. Unklar ist bis jetzt, wie ausgeprägt die Umprogrammierung und wie gut die Glukose-abhängige Insulin-Ausschüttung ist, d.h. wenn die Insulinausschüttung nicht eng an die Blutzuckerspiegel gekoppelt ist, kann es zum Beispiel zu Unterzuckerungen kommen. Weiterhin ist zu prüfen, ob diese gentechnisch veränderten Leberzellen durch autoimmune Prozesse bei Diabetes mellitus Typ-1 zerstört werden. Die israelischen Forscher haben mit diesen Ergebnissen einen Anstoß gegeben, sich in der Diabetes-Therapie nicht nur auf die Inselzelltransplantation zu konzentrieren, sondern sich auch mit neuen Therapieansätzen wie der Umwandlung von Leberzellen in Insulin-produzierende Zellen zu beschäftigen.
Heike Wendland, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Nature Medicine 6/5, 2000, 568 |