Die Insulinsensitizer- eine neue Gruppe oraler Antidiabetika
(06.06.2000) Mitte diesen Jahres soll ein Vertreter der Thiazolidindione, einer neuen Klasse unter den oralen Antidiabetika, die Zulassung in Deutschland erhalten. Thiazolidindione bewirken eine gezielte Verminderung der Insulinresistenz der Skelettmuskulatur und des Fettgewebes und stellen damit einen neuartigen therapeutischen Ansatz in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ-2 dar.
Die ursächlich entscheidenden Faktoren für die Manifestation eines Diabetes mellitus Typ-2 sind eine gestörte Insulinsekretion, eine gesteigerte Glukoseproduktion in der Leber und insbesondere die verminderte insulinvermittelte Glukoseaufnahme vor allem der Skelettmuskulatur, aber auch des Fettgewebes. Das initiale Behandlungskonzept für Typ-2 Diabetiker umfasst Diät, körperliches Training und Gewichtsreduktion.
Erst wenn diese Maßnahmen in angemessener Zeit nicht zu einer Verbesserung der Stoffwechsellage führen, werden Medikamente angewendet. Bisher stehen drei Stoffklassen oraler Antidiabetika mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen zur Verfügung. Die Alpha-Glucosidasehemmer verlangsamen den Abbau von Doppelzucker zu Glukose (Einfachzucker) im Darm, Biguanide hemmen vor allem die gesteigerte Glukoseproduktion in der Leber und die Sulfonylharnstoffe sowie das Benzoesäurederivat Repaglinid steigern die Insulinsekretion in der Bauchspeicheldrüse. Thiazolidindione, auch Glitazone genannt, führen zu einer verbesserten Insulinwirkung an der Muskulatur und am Fettgewebe. Dazu wurden verschiedene Studien durchgeführt. Einmal wurde Rosiglitazone, ein Vertreter der Thiazolidindione, in niedriger Dosierung mit Sulfonylharnstoffen kombiniert [2] und in einer weiteren Untersuchung in höherer Dosierung mit Biguaniden (Metformin) kombiniert [3].
Der HbA1c-Wert senkte sich in Abhängigkeit von der Dosis um 0,6-1,2% im Vergleich zu Placebo. Weiterhin konnte in beiden Studien eine signifikante Senkung des Nüchternblutzuckers gezeigt werden. Thiazolidindione beeinflussen den Fettstoffwechsel. Insgesamt führte die Einnahme von Rosiglitazone in den Studien zu einer Erhöhung der Insulinsensitivität und Verbesserung der Funktion der insulinproduzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Leider haben die Thiazolidindione auch einen ungünstigen Nebeneffekt: dosisabhängig führten sie zu einer Gewichtszunahme von 0,8-1,8 kg bei den Probanden.
H. Wendland, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: 1. Arzneimitteltherapie 8/1999, 245-250 2. Wolffenbuttel, Gomis, Squatrito, Jones, Patwardhan: Addition of low-dose rosiglitazone to sulphonylurea therapy improvesglycaemic control in Type 2 diabetic patients. Diabetic Medicine 2000;17: 40-47 3. Fonseca, Rosenstock, Patwardhan, Salzman: Effect of metformin and rosiglitazone combination therapy in Patients with type 2 diabetes mellitus: a randomized controlled trial. JAMA 2000;283 (13): 1695-702 |