Symposium "Glukosesensoren"
(03.07.2002) Neues von der 37. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Dresden im Mai 2002
Ein implantierbarer Glukosesensor ist seit 30 Jahren der Wunschtraum vieler Diabetiker und ihrer Ärzte.
Die ursprüngliche Idee war es, diesen Sensor zusammen mit einer Insulinpumpe zu implantieren und so den Körper automatisch genau mit der Menge Insulin zu versorgen, die er zur Normalisierung des Blutzuckers braucht. Es wurde bald klar, dass die Entwicklung des Glukosesensors unerwartet schwierig war. Sensoren, die im Reagenzglas über Monate funktionierten, waren bereits wenige Stunden oder Tage nach Implantation, vor allem in das strömende Blut, nicht mehr brauchbar. Die Entwicklungsarbeit der letzten Jahre konzentrierte sich deshalb auf Sensoren, mir denen man für einige Tage die Glukose, und zwar im Unterhaut-Fettgewebe, messen kann. Dies ist sinnvoll, da man seit einiger Zeit weiß, dass die Glukose im Fettgewebe recht gut mit dem Blutzucker übereinstimmt.
Seit einiger Zeit ist ein derartiger Sensor, der für die Messung der Glukose unter der Haut für drei Tage konzipiert ist, von der Firma Minimed erhältlich. Während dieser Zeit muss der Sensor täglich mit mindestens 4 Blutzuckerwerten, gemessen mit einem anderen Gerät im Blut aus der Fingerbeere, geeicht werden. Während der 3 Tage zeigt der Sensor die Glukosewerte nicht direkt an. Die Werte werden erst am Ende der Messperiode per Computer ermittelt und angezeigt. Inzwischen konnten mehrere Gruppen mit diesem Sensor praktische Erfahrung sammeln. Darüber wird auf dem Symposium berichtet werden. Berichtet wird ebenso über ähnliche Geräte, die sich aber anderer Techniken bedienen und nach aller Wahrscheinlichkeit in Kürze auf den Markt kommen werden: Das Mikrodialyse-System der Firma Menarini, der viskosimetrische Glukosesensor der Firma Disetronic, das Mikrodialyse-System der Firma Roche und die sog. GIucoWatch der Firma Cygnus. Die Diskussionen über die Verlässlichkeit der Messung und vor allem über die Anwendungsmöglichkeiten der Sensoren versprechen interessant zu werden.
Die kontinuierliche Glukosemessung hat als Bestandteil eines geschlossenen Regelsystems begonnen und es ist zu hoffen, dass sie dahin auch wieder zurückkehren wird. Versuche mit einem vor über einem Jahrzehnt beschriebenen und inzwischen von der Firma MRG weiterentwickelten elektrochemischen Sensor lassen aufhorchen. Prof. E. Renard aus Montpellier wird darüber berichten. Er implantierte diesen Sensor bei mehreren Patienten mit Typ 1 Diabetes. Die Spitze des Katheters mit dem Sensor liegt frei flotierend im rechten Vorhof, Verstärker und Messwertspeicher sind in die Subkutis der Bauchhaut implantiert. Nach ersten Berichten scheinen die Sensoren auch nach mehreren Monaten noch funktionsfähig zu sein. Vielleicht steht am Ende dieser Entwicklung tatsächlich das implantierbare künstliche Pankreas.
Zusammenfassung: Nach vielen Jahren der Stagnation in der Sensorentwicklung, sieht es so aus, dass in allernächster Zeit verschiedene Geräte zur kurz- und langfristigen kontinuierlichen Messung der Glukose zur Verfügung stehen werden. Interessante Zeiten für Diabetiker und Diabetologen stehen an.
Autor: Prof. Dr. med. Wolfgang Kerner, Klinik für Diabetes und Stoffwechselkrankheiten, Klinikum Karlsburg; Presseinformation zur 37. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Dresden im Mai 2002 |