Intensive Cholesterinsenkung führt zu Rückgang von Gefäßverkalkung
(24.08.2001) In der niederländischen ASAP-Studie (Atorvastatin versus Simvastatin on Atherosclerosis Progression) wurde eine intensive Behandlung mit einer Standardbehandlung zur Senkung des Cholesterinspiegels verglichen.
Das Fortschreiten der Gefäßverkalkung (Atherosklerose) im Studienzeitraum wurde bestimmt. Stellvertretend für die allgemeine Verkalkung der Gefäße des ganzen Körpers wurde dabei die Gefäßverkalkung in der Halsschlagader gemessen. Dies erfolgte durch Dickenbestimmung der Gewebsschicht in der Halsschlagader, die sich bei Arterienverkalkung verdickt, und zwar vergleichend zu Beginn der Studie und nach 2-jähriger Behandlung.
Eine Studiengruppe (160 Teilnehmer) erhielt einmal täglich 80 mg Atorvastatin, die Höchstdosis zur Erzielung der derzeit höchstmöglichen Cholesterinsenkung. In dieser Gruppe ging der LDL -Cholesterinspiegel ("schlechtes Cholesterin") um 51% zurück, das Gesamtcholesterin um 42% und auch die Gefäßverkalkung bildete sich zurück. Die andere Studiengruppe erhielt als Standardbehandlung zur Senkung des Cholesterinspiegels 40 mg Simvastatin täglich. Hier verstärkte sich die Gefäßverkalkung trotz Senkung des LDL-Cholesterins um 41% und des Gesamtcholesterins um 34%. Das HDL-Cholesterin ("gutes Cholesterin") wurde in beiden Gruppen durch die Behandlung erhöht. Bei weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass entscheidend für die Dickenveränderung der Halsschlagaderwand die prozentuale LDL-Cholesterinsenkung und der absolut erzielte LDL-Cholesterinwert waren.
In dieser Studie wurde gezeigt, dass es keinen Grenzwert für die Höhe eines gefährlichen oder ungefährlichen Cholesterinspiegels gibt. Vielmehr gilt bezüglich der Wirkung auf die Gefäße, dass der Cholesterinspiegel so niedrig wie möglich sein sollte, um das Auftreten und Fortschreiten einer Atherosklerose zu verhindern.
Außerdem zeigte sich, dass eine intensive Senkung des Cholesterinspiegels mit Atorvastatin zu einem Rückgang bereits bestehender Gefäßverkalkung führen kann. So ist zu überlegen, ob bei bestimmten Patienten eine intensive Cholesterinsenkung der Standardbehandlung vorzuziehen ist. Weitere Studien sollen zeigen, ob die Erfolge einer intensiven Cholesterinsenkung evt. auch auf Menschen mit Cholesterinerhöhung, die nichtfamiliär bedingt ist, zu übertragen sind. Auch muss gezeigt werden, ob es durch die Verringerung der Atherosklerose auch zu einer Verringerung der Endpunkte von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod kommt.
Dr. med. Melanie Stapperfend, Prof. Dr. med. W. Scherbaum; Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: Lancet 2001; 357: 577-581 |