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    Neue Medikamente zur Senkung des Blutzuckerspiegels
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    Neue Medikamente zur Senkung des Blutzuckerspiegels

    (29.08.2003) Neben der Behandlung mit Insulin, die gut etabliert ist, gibt es zur medikamentösen Behandlung des Typ 2 Diabetes andere Behandlungsformen, die entweder dazu führen, dass vermehrt körpereigenes Insulin freigesetzt wird oder das körpereigene Insulin besser wirken kann.

    Tabletten

    Seit Ende der 90er Jahre gibt es neue "Insulinsensitizer", die nach letztgenanntem Wirkprinzip die Stoffwechsellage bei Patienten mit Typ 2 Diabetes verbessern. Die zwei derzeit einsetzbaren Präparate gehören einer völlig neuen Substanzklasse an, den sog. "Glitazonen" oder "PPAR-Agonisten". Ihre Wirkung entfalten diese Medikamente durch Bindung an einen speziellen Rezeptor (=Andockstelle) im Zellkern, den PPAR-Rezeptor. Hierdurch wird dieser Rezeptor aktiviert, er lagert sich an spezielle Stellen an der DNA, der Erbsubstanz, an und bewirkt, dass verschiedene Gene vermehrt abgelesen werden. Dies führt zu verschiedenen Effekten in der Fett-, Muskel- und Leberzelle.

    Der gewünschte und therapeutisch genutzte Effekt ist der, dass diese Zellen vermehrt Glukosetransporter (Glukose = Zucker) in ihre Zellwand einbauen und so Zucker von diesen Zellen aus der Blutbahn besser aufgenommen werden kann. Seit Beginn des Einsatzes der derzeit verfügbaren PPAR-Agonisten weiß man, dass diese Medikamente nicht nur einen positiven Einfluss auf die Senkung des Blutzuckers haben, sondern auch direkt auf den Fettstoffwechsel und die Funktion der Gefäßwandzellen einwirken. Die Forschungsaktivitäten gehen nun dahin, weitere, noch verträglichere und spezifischer wirkende Nachfolgepräparate dieser Substanzklasse zu entwickeln.

    Es zeichnen sich neue Behandlungsmöglichkeiten des Diabetes ab, die durch Fortschritte und neue Erkenntnisse der Gastroenterologie, der Lehre der Erkrankungen der Verdauungsorgane, entwickelt wurden. Einige in diesem Feld entwickelte Behandlungsmöglichkeiten bewirken, dass die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin abgeben kann.

    Behandlungsmöglichkeit der Zuckerkrankheit mit dem Ende der 80er Jahre entdeckten Hormon Amylin aus der Bauchspeicheldrüse

    Dieses Hormon wird, wie Insulin auch, in der Bauchspeicheldrüse gebildet und zusammen mit Insulin nach einer Mahlzeit beim Gesunden in die Blutbahn abgegeben. Es bewirkt eine Verlangsamung der Magenentleerung, so dass der Blutzucker nach einer Mahlzeit nicht so schnell steigt und Insulin oder andere Medikamente so besser wirken können. Ferner hemmt Amylin die Freisetzung des Gegenspieler-Hormons von Insulin, dem Glukagon. Hierdurch wird zusätzlich der Blutzucker gesenkt.

    Da Amylin, wie Insulin auch ein Eiweisshormon ist, kann es nicht als Tablette eingenommen werden, sondern muss gespritzt werden. Amylin selbst wird im Körper innerhalb kurzer Zeit (im Zeitraum von Minuten) abgebaut, so dass der Einsatz von länger wirksamen, nicht so schnell abbaubaren synthetischen Amylin-Abkömmlingen praktikabler erscheint. Diese werden einmal täglich gespritzt. Im Gegensatz zu Insulin ist die Anwendung deshalb sicher, weil Unterzuckerungen nicht auftreten können. Die Ergebnisse von klinischen Studien mit Amylin-Derivaten werden vorgestellt.

    Ergebnisse von grundlagenwissenschaftlichen und klinischen Studien zur Behandlung des Typ 2 Diabetes mit dem Darmhormon GLP-1

    GLP-1 ist ein Hormon, das ebenfalls Ende der 80er Jahre im Darm entdeckt wurde. Es normalisiert erhöhte Blutzuckerwerte ohne das Risiko, Unterzuckerungen hervorzurufen. In ersten klinischen Behandlungsversuchen nahmen die mit GLP-1 behandelten übergewichtigen Patienten auch ab und waren weniger hungrig. GLP-1 muss, wie Insulin oder Amylin gespritzt werden, es ist jedoch viel einfacher dosierbar. Da GLP-1 selbst in der Blutbahn nach dem Spritzen schnell innerhalb weniger Minuten abgebaut wird, kommen für die Behandlung des Typ 2 Diabetes eher künstlich hergestellte Abkömmlinge des GLP-1 mit längerer Verweildauer im Körper. Hiervon sind einige derzeit in klinischer Prüfung.

    Eine weitere Möglichkeit, sich das Behandlungsprinzip von GLP-1 zu Nutze zu machen, besteht in Hemmung des im Körper stattfindenden Abbaus von GLP-1. Für den Abbau ist ein in der Blutbahn und der Wand von Blutgefäßen vorhandenes Enzym, das DPP IV genannt wird, verantwortlich. In den letzten Jahren wurden jetzt unterschiedliche Substanzen entwickelt, mit denen man die Aktivität der DPP IV hemmen kann und somit die Wirkdauer von GLP-1 verlängern kann.

    Aktivitäten der Kommission Klinische Studien der Deutschen Diabetesgesellschaft

    Ziel dieser Kommission ist es, Studien zu Fragestellungen aus eigener Initiative heraus durchzuführen, die aus ärztlich wissenschaftlicher Sicht wichtig sind, die aber unter aktuellen Bedingungen noch nicht durchgeführt werden, z.B. weil das unmittelbare Interesse eines Sponsors fehlt. Die Aufgabe der Kommission besteht in der Umsetzung solcher wichtiger Studien an verschiedenen Kliniken und Schwerpunkteinrichtungen.

    Eine erste Studie soll den Stellwert der regelmäßigen Blutzuckerselbstkontrolle beziehungsweise der vierteljährlichen Bestimmung des HbA1c-Wertes bei Typ 2 Diabetespatienten mit konventioneller Insulintherapie untersuchen. Bereits jetzt soll eine offene Diskussion eröffnet werden mit dem Ziel, das Thema für eine "große", d.h. ehrgeizige, langfristig angelegte Untersuchung zu sog. "harten" Endpunkten in der Öffentlichkeit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft zu finden.


    Prof. Dr. Michael Nauck, Diabetes-Zentrum Bad Lauterberg;
    Priv.-Doz. Dr. med. Baptist Gallwitz, Medizinische Klinik I, St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

    Meldung der DDG zum Symposium "Neue Antidiabetika" auf der 38. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) im Mai 2003 in Bremen

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