Interview: Gesunde Ernährung gerade für Diabetiker wichtig
(28.02.2005) Vitaminmangel schadet nicht nur Diabetikern. Warum aber gerade Zuckerkranke besonders auf ihre Ernährung achten sollten, erklärt Dr. med. Monika Toeller, Leiterin des Bereiches Ernährung/Schulung am Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf im Gespräch mit der »Neue Apotheken Illustrierte EXTRA«.
Welche Vitamine, Spurenelemente und Mineralien fehlen Diabetikern in verstärktem Maße?
Dr. Toeller: Es existieren keine aktuellen verlässlichen Daten über die Aufnahme von Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen von Diabetikern. Eventuelle Defizite können bei den Patienten nur mit erheblichem Aufwand festgestellt werden, denn Blutspiegel dieser Stoffe geben nur unzureichend Auskunft über den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen in den Körperzellen. Aus kleineren Studien ist jedoch bekannt, dass bei Diabetikern ein erhöhter oxidativer Stress vorliegen kann, der zum Beispiel die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt und auch die insulinproduzierenden Zellen schädigen kann. Bestimmte antioxidativ wirksame Substanzen wie die Vitamine A, C und E können schädliche freie Sauerstoffradikale abfangen und damit die Gefäße schützen.
Was richtet Vitaminmangel im Körper an, und welche Nahrungsmittel helfen vorzubeugen?
Dr. Toeller: Andauernder Mangel an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen ist für jeden Menschen, nicht nur für Diabetiker, unerwünscht. So kann beispielsweise ein Mangel an Folaten über den Anstieg von Homocystein zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Gute Nahrungsquellen für Folate sind grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreideprodukte und Obst. Wer die Empfehlung befolgt, mindestens fünf Portionen Obst oder Gemüse pro Tag zu essen, kann einem Mangel vorbeugen. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass er genügend Ballaststoffe mit der Nahrung aufnimmt. Auch regelmäßiger Verzehr von Fisch und pflanzlichen Ölen hilft, den notwendigen Vitaminbedarf zu decken. Bei unzureichender Stoffwechseleinstellung oder während der Schwangerschaft können Diabetiker Magnesiummangel entwickeln. Hier ist es wichtig, gute Nahrungslieferanten für Magnesium zu kennen. Diese sind Vollkorn-Getreideprodukte, Milch und Milchprodukte, Geflügel, Fisch, Kartoffeln, viele Gemüsesorten sowie Beerenobst, Orangen und Bananen.
Können Sie Dosierungsempfehlungen für die wichtigsten Mineralien/Vitamine geben?
Dr. Toeller: Eine abwechslungsreiche Ernährung hilft Diabetikern am ehesten, einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen vorzubeugen. Es gilt die tägliche Aufnahme dieser Stoffe sicherzustellen, um eine Stoffwechselverschlechterung und Komplikationen des Diabetes zu vermeiden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Empfehlungen für die tägliche Zufuhr von Mineralstoffen und Vitaminen erstellt (siehe Tabelle).
Die Fragen stellte Apotheker Rüdiger Freund. Aus: Neue Apotheken Illustrierte EXTRA Diabetes, Mai 2004
Empfohlene Zufuhr einiger Vitamine und Mineralstoffe für Erwachsene: |
Vitamin A (Retinol) |
Männer: 1 mg Äquivalent/Tag Frauen: 0,8 mg Äquivalent/Tag (enthalten in Leber, Butter, Margarine, Eigelb, Milch, Gemüse) |
Vitamin C |
Männer: 100 mg/Tag Frauen: 100 mg/Tag (enthalten in Obst und Gemüse) |
Vitamin E |
Männer: 14 mg Äquivalent/Tag Frauen: 12 mg Äquivalent/Tag (enthalten in Pflanzenölen, Nüssen, Samen) |
Folsäure/ Nahrungsfolat |
Männer: 400 µg Äquivalent/Tag Frauen: 400 µg Äquivalent/Tag (enthalten in Obst, Gemüse, Brot, Milchprodukten) |
Magnesium |
Männer: 350 mg/Tag Frauen: 300 mg/Tag (enthalten in Vollkornprodukten, Milchprodukten) |
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