Diabetes und Koffein: Vorsicht ist geboten
(20.04.2005) Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit gezeigt, dass der Konsum von Koffein die Insulinresistenz des Körpers erhöht. Insulinresistenz bedeutet, dass die Zellen nicht mehr ausreichend auf das lebenswichtige Hormon Insulin reagieren. Eine der Folgen ist, dass weniger Glukose (= Zucker; wichtigster Energieträger im menschlichen Stoffwechsel) in die Zellen aufgenommen wird. Der Zuckerspiegel im Blut steigt dauerhaft an und es kann schließlich ein Typ 2 Diabetes entstehen. Darüber hinaus erhöht Insulinresistenz aber auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen mit gefährlichen Folgen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Es ist bekannt, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Insulinempfindlichkeit des Körpers wesentlich verbessert und damit die Insulinresistenz reduziert. Eine Gruppe von kanadischen Wissenschaftlern ist aktuell der Frage nachgegangen, ob durch Sport der hemmende Einfluss von Koffein auf die Insulinsensitivität aufgehoben werden kann. Hierfür untersuchte das Forscher-Team insgesamt 23 Männer: 8 Personen waren schlank, 7 Männer hatten Übergewicht und einen Typ 2 Diabetes. Die restlichen 8 Teilnehmer waren ebenfalls übergewichtig, allerdings ohne bekannte Diabeteserkrankung.
Bei allen Männern wurde die Insulinsensitivität mehrfach mit Hilfe eines sogenannten euglykämisch-hyperinsulinämischen Clamp-Tests bestimmt. Der Clamp-Test gilt als sehr präzise Methode, um Insulinsensitivität bzw. Insulinresistenz zu messen. Allerdings ist dieser Test äußerst aufwendig und kann nur in speziellen, auf wissenschaftliche Studien ausgerichtete Zentren durchgeführt werden. Doch zurück zur Studie: Vor der ersten Insulinsensitivitäts-Messung erhielten die Teilnehmer entweder eine Koffein-Tablette (5 mg Koffein pro Kilogramm Körpergewicht) oder ein Plazebo-Präparat (Scheinmedikament). Die Koffeindosis entsprach etwa 2-3 Tassen Kaffee. Anschließend unterzogen sich alle Männer einem dreimonatigen intensiven Bewegungs-Programm. Nach dieser Zeit wurde die Insulinsensitivität erneut bestimmt. Auch dieses Mal erhielten einige der Teilnehmer kurz vor der Messung eine Koffein-Tablette.
Die zu Beginn der Studie durchgeführten Clamp-Tests bestätigen die Ergebnisse aus anderen Untersuchungen: Die Insulinsensitivität nahm nach Einnahme der Koffein-Tablette im Vergleich zum Plazebo-Präparat in allen drei Gruppen deutlich – das heißt um 33-37 Prozent – ab. Nach dem intensiven 3-monatigen Trainingsprogramm wurde die Insulinsensitivität erneut getestet. Bei den schlanken Männern und den übergewichtigen Nicht-Diabetikern hatte die Aufnahme von Koffein immer noch einen negativen Einfluss, der allerdings nicht mehr ganz so stark ausgeprägt war: Das Koffein verringerte die Insulinsensitivität im Vergleich zum Plazebo-Präparat jetzt noch um 23 Prozent bei den schlanken und um 26 Prozent bei den übergewichtigen Nicht-Diabetikern. In der Gruppe der übergewichtigen Diabetiker nahm die Insulinsensitivität um 37 Prozent ab, das heißt der Koffein-Effekt blieb auch nach dem Bewegungsprogramm unverändert hoch.
Mit „nur“ 23 Teilnehmern ist die Studie relativ klein, um daraus allgemeingültige Schlüsse für den Kaffeekonsum ziehen zu können. Zu berücksichtigen ist auch, dass hier der Effekt von „purem“ Koffein untersucht wurde. Zum Beispiel enthält Kaffe verschiedene weitere organische Substanzen, die eine Wirkung von Koffein auf die Insulinsensitivität möglicherweise verstärken oder abschwächen. Trotzdem liefern die Ergebnisse dieser Untersuchung ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass Kaffee, Cola & Co die Insulinempfindlichkeit des Körpers erheblich verschlechtern können. Gerade Typ 2 Diabetiker und Übergewichtige sollten beim Konsum koffeinhaltiger Getränke daher eher zurückhaltend sein.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Lee S, Hudson R, Kilpatrick K et al.: Caffeine Ingestion Is Associated With Reductions in Glucose Uptake Independent of Obesity and Type 2 Diabetes Before and After Exercise Training. Diabetes Care 2005; 28: 566-572
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