Bewegung lohnt sich – in jedem Alter
(18.04.2005) Bewegung hält Körper und Geist fit, stärkt das Immunsystem, wirkt sich positiv bei Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen aus und steigert allgemein das körperliche Wohlbefinden. Kurz – Bewegung fördert die Gesundheit. Was vor allem für Diabetiker wichtig ist: Körperliche Aktivität ist auch der Schlüssel für eine gute Insulinwirkung. Durch Bewegung werden die Zellen ‚sensibler’ für Insulin. Das lebenswichtige Hormon kann seine Wirkung viel besser entfalten, wodurch auch der Blutzucker gesenkt wird. Dabei muss man noch nicht einmal zum Hochleistungssportler werden: Bereits zügiges Spazieren gehen oder entspanntes Fahrradfahren helfen, die Insulinwirkung zu verbessern. Wichtig ist allerdings, sich regelmäßig zu bewegen, das heißt mehrfach pro Woche eine halbe bis eine Stunde.
Viele Menschen betreiben Sport außerdem schwerpunktmäßig, um Gewicht abzunehmen. Oft fällt der Blick auf die Waage dann aber doch enttäuschend aus: Trotz verstärkter körperlicher Aktivität wollen die Pfunde einfach nicht purzeln. Trotzdem: Die Anstrengung ist nicht umsonst. Zahlreiche Untersuchungen belegen mittlerweile, dass Bewegung den Zucker- und den Fettstoffwechsel verbessert und sich auch positiv auf die Gefäße auswirkt – unabhängig davon, ob gleichzeitig Gewicht abgenommen wird oder nicht.
Spanische Wissenschaftler haben vor kurzem in einer eigenen Untersuchung mit männlichen Typ 2 Diabetikern geprüft, welchen Effekt ein spezielles Bewegungsprogramm auf die Insulinsensitivität, die Blutzuckerwerte und das „Bauchfett“ hat. Die Fettdepots im Bauchbereich gelten als besonders gefährlich: Von hier aus werden viele Substanzen in das Blut abgegeben, die den Fettstoffwechsel aus dem Lot bringen, die Blutgefäße schädigen und eine Insulinresistenz noch weiter verstärken.
Bei allen zehn Teilnehmer der Studie war die Diabeteserkrankung erst vor kurzem festgestellt worden (sogenannte neu diagnostizierte Diabetiker). Das Durchschnittsalter der Männer lag bei 66 Jahren. Die Diabetiker unterzogen sich einem 16-wöchigen Trainingsprogramm, das zweimal pro Woche durchgeführt wurde. Das Besondere: Die Teilnehmer brauchten während des Bewegungsprogramms keine (!) kalorienreduzierte Diät einzuhalten. Tatsächlich stieg die tägliche Gesamt-Kalorienaufnahme während der Trainingsphase sogar um durchschnittlich 15,5 Prozent an (von 2.287 auf 2.619 Kilokalorien pro Tag).
Während das Körpergewicht weitgehend unverändert blieb (der Body Mass Index lag im Mittel bei 28 kg/m2), waren die Insulinresistenz und das Bauchfett nach der 16-wöchigen Trainingsphase deutlich reduziert. Die gefährlichen Fettdepots im Bauchbereich nahmen während dieser relativ kurzen Zeit um mehr als 10 Prozent ab. Parallel verbesserten sich auch die Blutzuckerwerte der Teilnehmer deutlich.
Regelmäßige körperliche Bewegung lohnt sich in jedem Fall – unabhängig vom Alter und auch unabhängig davon, ob gleichzeitig Gewicht abgenommen wird oder nicht.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Ibanez J, Izquierdo M, Argüelles I et al.: Twice-Weekly Progressive Resistance Training Decrease Abdominal Fat and Improves Insulin Sensitivity in Older Men with Type 2 Diabetes. Diabetes Care 2005; 28: 662-667 |