(10.10.2003) Die Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Schwangerschaft der DDG beschäftigt sich unter anderem mit der Therapie des Schwangerschaftsdiabetes, eine Schwangerschaftserkrankung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. Es wird angenommen, dass 3-5% der Schwangeren einen Schwangerschaftsdiabetes haben.
Durch die unzureichende Diagnostik, die in den deutschen Mutterschaftsrichtlinien vorgesehen ist, wird jedoch in Deutschland ein großer Teil der Fälle mit Schwangerschaftsdiabetes nicht erkannt. Das Problem wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, da die Rate an übergewichtigen jungen Frauen mit einem hohen Risiko für Schwangerschaftsdiabetes in Deutschland erschreckend zunimmt.
Entsprechend dem Vorgehen außerhalb der Schwangerschaft beruht die Therapie des Schwangerschaftsdiabetes auf drei Therapiesäulen:
- Die Diät zielt auf eine Modifikation der Kohlenhydrateinnahme ab und muss dem zusätzlichen Energiebedarf in der Schwangerschaft gerecht werden.
- Muskelarbeit und Sport kann helfen die Ansprechbarkeit des Körpers auf Insulin zu verbessern und verbrauchen Kohlenhydrate. So sollte gerade eine Schwangere mit Schwangerschaftsdiabetes körperlich aktiv bleiben, wenn keine geburtshilflichen Gründe dagegen sprechen. Damit kann eine zusätzliche Insulintherapie eventuell verhindert werden. Insulin muss zusätzlich gegeben werden, wenn Diät und Sport nicht ausreichen, um die Blutzuckerwerte in einen Bereich zu senken, von dem angenommen wird, dass er für das Ungeborene unbedenklich ist.
- Insulinanaloga-Humaninsuline, die einen sehr schnellen Wirkungseintritt haben, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, da sie mehr Flexibilität erlauben. In der Schwangerschaft sind Analoga bisher wegen fehlenden Daten und Erfahrungen nicht zugelassen. Bis die Ergebnisse einer z.Z. laufende europäische Multizenter-Studie vorliegen, sollte bei Eintritt der Schwangerschaft eine Insulintherapie mit Analoga auf konventionelle Humaninsuline umgestellt werden.
Desgleichen nicht zugelassen sind Medikamente, die entweder die Aufnahme von Zucker aus dem Darm verzögern oder die Ansprechbarkeit des Körpers auf Insulin verbessern sollen - sogenannte orale Antidiabetika. Eine Studie aus den USA hat die Diskussion über den Einsatz dieser Medikamente wieder ins Leben gerufen.
Bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes waren Antidiabetika im Vergleich zu Insulin gegeben worden. Es ist jedoch erwiesen, dass diese Medikamente über die Plazenta in den kindlichen Blutkreislauf übergehen und damit die Gefahr einer Schädigung des Kindes besteht. Auch hier muss vorerst von dem Einsatz in der Schwangerschaft abgeraten werden.
Dr. med. Helmut Kleinwechter, Diabetes Schwerpunktpraxis und Schulungszentrum, Kiel; Dr. med. Ute M. Schäfer-Graf, Abt. für Geburtsmedizin der Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin
Meldung zur 38. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) im Mai 2003 in Bremen
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