Alkoholgenuß und Diabetes
(28.12.2001) Gerade an Sylvester trinken viele Menschen mehr Alkohol, als ihnen gut tut. Die Frage, ob das so vernünftig oder sinnvoll ist, stellt man sich meist erst am nächsten Morgen. Bei Menschen mit Diabetes ist dies aber nicht das einzige Problem, das auftreten kann: auf den Blutzuckerspiegel kann Alkohol unter Umständen auch sehr ungünstige Auswirkungen haben.
Deshalb sollte man einige Verhaltensregeln beachten, damit aus dem Vergnügen keine unangenehme oder gar gefährliche Situation entsteht. Hier ein Überblick über diesen Beitrag:
Trinken Sie Alkohol nur zu einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit/kohlenhydrathaltigem Snack: Durch den Alkoholabbau ist die Leber nicht in der Lage, Glukose aus der Speicherform zu mobilisieren und ins Blut auszuschütten bzw. neue Glukosereserven anzulegen. Von daher sollte schon vorher ein "Sicherheitspolster" vorhanden sein.
Spritzen Sie für Kohlenhydrate in alkoholischen Getränken kein Insulin: Die Kohlenhydrate in den Getränken lassen den Blutzuckerspiegel zwar erst ansteigen, danach sinkt er aber durch die oben erklärten Vorgänge wieder ab.
Nach Alkoholgenuss sollte der Blutzuckerspiegel vor dem Einschlafen nicht unter 180 mg/dl liegen: Der Blutzuckerabfall kann auch verzögert eintreten (bis zu 12 Stunden), so dass es zu einer Unterzuckerung in der Nacht kommen kann. Unter Umständen wird diese aber durch den festeren Schlaf nicht bemerkt.
Die Gegenregulation bei einer Unterzuckerung mit Alkoholeinfluss kann eingeschränkt sein oder fehlen: Wie oben beschrieben, schüttet die Leber, wenn sie Alkohol abbaut, keinen Reservezucker aus und kann somit den niedrigen Blutzuckerspiegel nicht abfangen. Bei schweren Unterzuckerungen unter Alkoholeinfluss (wenn der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, etwas zu essen oder zu trinken), muss daher der Notarzt Glukoselösung in die Vene spritzen. Auch die Glukagon-Notfallspritze hilft in dieser Situation nicht!
Trinken Sie nach körperlicher Anstrengung keinen Alkohol: Durch körperliche Anstrengung wird der Körper insulinempfindlicher, der Blutzucker fällt ab. Die erhöhte Insulinempfindlichkeit hält mehrere Stunden an, so dass die Möglichkeit einer Unterzuckerung noch größer ist.
Beachten Sie die "2-Gläser-Regel": Ohne die Leber zu sehr zu belasten, sollten Männer nicht mehr als 2 Gläser (0,2l) Bier oder 2 Gläser (0,1l) Wein oder 2 Gläser (2cl) Schnaps trinken. Frauen vertragen aufgrund ihrer empfindlicheren Leber noch weniger: sie sollten nach Möglichkeit nur die Hälfte davon trinken.
In einem Gramm Alkohol stecken 7 kcal. Für Menschen, die auf ihre Figur achten wollen (oder sollen), ist dies ein wichtiger Aspekt, der auf jeden Fall mitbedacht werden sollte. Im folgenden Text sind einige alkoholische Getränke aufgelistet.
Getränk |
Menge |
Alkohol in g
|
Kohlenhydrate in g |
Energie in kcal |
Bier |
Glas (0,3l) Flasche (0,5l) |
12 20 |
9 15 |
125 210 |
Leichtbier |
Flasche (0,5l) |
12 |
10 |
130 |
Alkoholfreies Bier
|
Flasche (0,5l) |
1 |
28 |
140 |
Diätbier |
Flasche (0,5l) |
19 |
5 |
150 |
Wein, trocken |
Glas (0,125l) Schoppen (0,25l) |
12 24 |
1 2 |
85 170 |
Apfelwein |
Glas (0,2l) |
10 |
5 |
90 |
Sekt, trocken
|
Glas (0,1l) |
10 |
1 |
75 |
Sekt, süß |
Glas (0,1l) |
9 |
11 |
110 |
Sekt mit Orangensaft
|
Glas (0,1l) |
5 |
9 |
75 |
Sherry |
Glas (5cl) |
8 |
1 |
85 |
Klarer 38 Vol.%
|
Glas (2cl) |
6 |
- |
45 |
Whisky 43 Vol.% |
Glas (4cl) |
14 |
- |
95 |
Obstbranntwein 45 Vol.% |
Glas (2cl) |
7 |
- |
50 |
Rum 54 Vol.% |
Glas (2cl) |
9 |
- |
60 |
Eierlikör 20 Vol.%
|
Glas (2cl) |
3 |
6 |
55 |
Cointreau 40 Vol.% |
Glas (2cl) |
7 |
6 |
75 |
Kräuterlikör 32 Vol.%
|
Glas (2cl) |
5 |
3 |
50 |
Bowle (im Durchschnitt) |
Glas (0,2l) |
18 |
8 |
170 |
Feuerzangenbowle |
Glas (0,2l) |
21 |
44 |
320 |
Glühwein
|
Glas (0,2l) |
14 |
19 |
185 |
Sangria |
Glas (0,2l) |
18 |
13 |
200 |
(Auszüge aus: Kalorien mundgerecht, Umschau Braus Verlag, ISBN 3-8295-7117-8)
Verschiedene Liköre, Südweine und alkoholfreies Bier enthalten größere Mengen an Zucker und führen zu raschem Blutzuckeranstieg. Nach Möglichkeit sollten diese Getränke weggelassen werden.
Bitten Sie eine Person Ihres Vertrauens, für Sie unter Umständen die Blutzuckermessungen durchzuführen und Ihnen bei Bedarf Kohlenhydrate zu geben.
Claudia Lenden, Dr. Melanie Stapperfend, 12.12.01 Redaktion: Dr. M. Stapperfend, Prof. Dr. W. Scherbaum |