Alltag mit Diabetes
(24.03.2003) Menschen mit Diabetes können einen ganz ähnlichen Alltag haben wie Menschen ohne Diabetes. Doch es gibt Unterschiede, die das Leben mehr oder weniger erschweren können: Essen nach Lust und Laune können weder insulinspritzende noch nicht insulinspritzenden Personen mit Diabetes. Bei letzteren ist eine kalorienarme Diät - ob mit oder ohne gleichzeitige Tablettentherapie - ein wichtiger Grundpfeiler der Behandlung. Hier heißt es mit Überlegung an's Essen herangehen und die Kalorienmenge beim Essen beachten. Wird der Diabetes mit Insulin behandelt, heißt es ebenfalls mit Überlegung ans Essen herangehen, denn je nach Menge der Kohlenhydrate muß hier Insulin dosiert und gespritzt werden.
Diese Personen müssen also selbst steuern, was der Körper sonst alleine regelt - die Blutzuckerhöhe. Ein Leben mit Diabetes heißt deswegen auch Selbstbeobachtung sowie Überblick behalten beim Essen. Dies bedeutet Übernahme von zusätzlicher Verantwortung für das eigene Wohlbefinden. Je nach persönlichen Möglichkeiten, nach Tagesform und nach Akzeptanz, mit dem Diabetes als chronischer Krankheit zu leben, gelingt es Betroffenen unterschiedlich gut, mit dieser zusätzlichen Lebensaufgabe fertig zu werden.
Ein anderer Unterschied im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes sind die Sorgen um chronische Komplikationen durch die Krankheit. Was ist darunter zu verstehen: Bei langjährigem Diabetes können Schäden an verschiedenen Organen entstehen, insbesondere an den Augen, den Nieren und den Nerven der Füße. Hierdurch kann es für die Betroffenen zu schlechterem Sehen bis hin zur Blindheit kommen, zu einem Rückgang der Nierenfunktion und unter Umständen zu einem Erliegen der Nierenfunktion, was Dialyse und/oder Transplantation bedeutet.
Durch die Zerstörung der Fußnerven entstehen Gefühlsstörungen an den Füßen bis hin zur völligen Taubheit, so daß Fußverletzungen unbemerkt entstehen können und es zu einem sog. "offenen Fuß" (Fußgeschwür) kommen kann. Zugegebenermaßen sind schlechte Sicht, Blindheit, Dialyse und "offene Füße" ein schreckliches Szenario, aber es gibt heutzutage - im Gegensatz zu früher - sehr wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten, um dieses Szenario zu verhindern.
Trotz all dieser neuen Möglichkeiten bleibt für Menschen mit Diabetes immer - mehr oder weniger - das Gefühl: Wie wird es bei mir werden? Betroffene müssen lernen, mit diesem Gedanken zu leben und auf angemessene Weise damit umzugehen: Alles in der eigenen Macht stehende tun, um das Szenario zu verhindern ohne die Lebensfreude im Alltag mit Diabetes zu verlieren.
Dr. med. Jutta Meinhold und Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
|